Wilhelma Stuttgart, Festsaal um 1900

Rückzug aus der modernen WeltDer Orient als Sehnsuchtsort

Die historische Wilhelma war der private Rückzugsort von Wilhelm I., König von Württemberg. Hier konnte der Herrscher umgeben von glänzenden Farben und außergewöhnlichen Formen seinen staatsmännischen Pflichten entfliehen. Die Wilhelma war die perfekte Illusion des Orients am Neckar.

Wilhelma Stuttgart, Entwurf Eingangshalle Maurisches Landhaus

Die historische Wilhelma ist auch als „Alhambra am Neckar“ bekannt.

„DAS ZAUBERTHAL DES NECKARS“

Zweifarbige Muster der Steingebäude, Hufeisenbögen und halbmondförmige Dekorationsaufsätze auf den Dächern: Die historische Wilhelma verströmte orientalisches Flair. Das Innere vollendete diesen Eindruck: Die geometrischen und pflanzenähnlichen Motive der Wände sowie kufische Inschriften versetzten König wie Gäste ins „Morgenland“. Der Orientalist Joseph von Hammer-Purgstal schwärmte 1856: Die Wilhelma versetzt die „morgenländischen Wunder ... in das Zauberthal des Neckars“.

Wilhelma Stuttgart, Orientalische Dekore und Elemente

Die Zeichnungen des Darmstädter Malers Friedrich Frisch dienten Zanth als Vorlage.

DIE ORIENTALISCHEN VORBILDER

Die Baukunst des Orients wurde seit dem 19. Jahrhundert wissenschaftlich erforscht. Architekt Karl Ludwig von Zanth orientierte sich bei seinen Entwürfen an der Alhambra in Granada und an Detailstudien, die König Wilhelm I. in Auftrag gegeben hatte. Außerdem schickte er Zanth zusammen mit dem Architekten und Archäologen Jacob Ignaz Hittorff auf eine Studienreise nach Süditalien und Sizilien. Dort studierten die beiden die Einflüsse der byzantinischen und arabischen Baukunst.

Wilhelma Stuttgart, Detailaufnahme Alhambra Fenster

Die Alhambra in Granada war Inspiration und Vorbild für die Wilhelma.

EXOTISCHER STIL, EUROPÄISCHE TECHNIK

Das Maurische Landhaus war keine Kopie arabischer Baukunst – es war eine Neuschöpfung und verband die europäische Tradition mit der Orientbegeisterung der Zeit. Die Grundstruktur der Anlage basiert auf den symmetrischen Strukturen barocker Schlossanlagen. Die Gestaltung der Bauten sowie ihre Ornamentik sind an die orientalische Architektur angelehnt. Im Maurischen Garten vereinen sich italienische und arabische Einflüsse. Bei den Gewächshäusern setzte Zanth auf modernste Technik: Glas und Eisen.

Wilhelma Stuttgart, Kaiser Wilhelm I. in Jerusalem 1898

Kaiser Wilhelm I. besuchte 1898 osmanische Städte wie Konstantinopel und Jerusalem.

DER TRAUM VON DER FERNE

König Wilhelm I. war nicht der einzige Herrscher, den die Exotik begeisterte. Viele Fürsten reizte das Orientalische. Zwischen Diwanen und Brokatkissen imitierten sie die fremden Gerüche und Geschmäcker des Orients, um ihre Fantasievorstellungen komplett zu machen. Inspiriert von den Märchen aus „1000 und einer Nacht“ und fremden Lebensgewohnheiten, erfüllte die orientalische Kultur die Sehnsucht nach Exotik, Spiritualität und Mystik. Sie war eine Zufluchtsstätte zur Zeit der Industrialisierung.

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