Motiv der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zur Themenwelt Exotik

Motive – was steckt dahinter?

Die Palme – Erinnerung an das Heilige Land

Im tropischen Klima zuhause, galt die Palme besonders im Mittelmeerraum als Sinnbild des Lebens und des Sieges. Beeindruckt von ihrer Bedeutung und der imposanten Erscheinung wählte Graf Eberhard V. auf seiner Pilgerreise nach Jerusalem die Palme als Symbol für seine Herrschaft.

Die Wände des Goldenen Saals im Residenzschloss Urach wurden mit Palmen bemalt – in Erinnerung an Graf Eberhard V. von Württemberg.

Der Papagei – Sinnbild der Exotik

Mit seinem farbenprächtigen Gefieder ist der Papagei vor allem in Europa eine Allegorie für das Exotische schlechthin. Im Zuge der Chinamode im 18. Jahrhundert liebte man die bunten Vögel ganz besonders.

Schloss Favorite Rastatt gibt ein Zeugnis davon: An den Wänden des Florentiner Kabinetts lassen sich, neben einheimischen Vögeln, besonders viele Papageien entdecken.

Kostümbilder – Verkleidung ferner Kulturen

Auf den Maskenbällen am Hof der Markgrafen von Baden-Baden waren exotische Kostüme beliebt. Das zeigt sich in den Kostümbildern: Markgraf Ludwig Wilhelm ist hier im Kostüm eines Osmanen zu sehen – passend zu seinem Beinamen „Türkenlouis“. Diesen hatte er durch seine militärischen Erfolge gegen die Osmanen erhalten. Auch Markgräfin Sibylla Augusta und ihr Sohn sind in kostbaren Kostümen zu sehen.

Die Kostümbilder ließ die Markgräfin als Teil der Ausstattung im Spiegelkabinett von Schloss Favorite Rastatt aufhängen.

Der Basilisk – ein Fabelwesen

Der Basilisk ist ein mythologisches Fabelwesen, dessen Körper Merkmale eines Drachen, einer Schlange und eines Hahnes aufweist. In Schloss Bruchsal schmücken die aus dem Orient inspirierten Wesen die Außenfassade.

Die goldglänzenden Zierwasserspeier zeugen dabei von der Vorliebe des Barock für fremdländische Motive, die in Schloss Bruchsal an vielen Orten zu finden sind.

Der Elefant – ein Faszinosum

Als besonders exotisch galten große, fremdartig aussehende Tiere wie der Elefant. Neben seiner Seltenheit, der spektakulären Größe und der Optik beeindruckte die Zeitgenossen vor allem sein sanftes Wesen, das im Widerspruch zu seiner imposanten Stärke zu stehen schien.

In Schloss Bruchsal findet sich der orientalisch geschmückte Elefant mit einem Elefantentreiber auf dem Rücken auf einer Tapisserie der sogenannten Groteskenfolge.

Die Agave – Exoten im Barockgarten

Exotische Kübelpflanzen, wie etwa die Agave, waren der ganze Stolz eines Barockherrschers. In Schloss Weikersheim gab es Hunderte davon: Neben Agaven fanden sich Lorbeeren, Zitronen, oder Feigen. Diese wurden im Schlossgarten gezüchtet, standen in Kübeln im Garten und wurden während der Wintermonate in der Orangerie aufgestellt.

Heute sind die exotischen Pflanzen in weiß-blauen Kübeln auf den Lambrisbildern im Rittersaal des Schlosses verewigt.

Neu-Indien – eine Welt der Fantasie

So stellte man sich das Leben in der Neuen Welt vor: spärlich bekleidete Menschen bei der Jagd, mit Federn geschmückt, in einer Landschaft voll bunter Vögel und exotischer Pflanzen. Diese Bilder, die einer europäischen Wunschvorstellung entsprachen, zeigen Einheimische der „Neuen Welt“, die zwischen Palmen und Zitronenbäumen, Elefanten und Tigern jagen, handeln und ernten.

Die Szene gehört zu der vierteiligen Tapisserie-Serie „Neu-Indien“, die im Barockschloss Mannheim zu sehen ist.

Muscheln – präsentierter Sammlerstolz

Im 18. Jahrhundert setzte eine große Leidenschaft für Naturaliensammlungen ein. Auch die Fürstbischöfe von Konstanz waren begeistere Sammler von Muscheln, Schnecken, Mineralien und Fossilien.

Besonders ihre Sammlung von Conchylien, den Schalen von Weichtieren, erregte großes Aufsehen. Da gab es nie gesehene Exemplare von exotischem Aussehen und fernen Meeren, die auch noch heute im Naturalienkabinett im Neues Schloss Meersburg ausgestellt sind.

Singeries – beliebte Motive aus Frankreich

Die Äffchen, die ihre Instrumente anstimmen, sind ein Motiv, das als „Singerie“ bekannt ist: Es kommt aus dem Französischen und wird als „Affentrick“ übersetzt. Bei den Affen, die menschliches Verhalten nachahmen, handelt es sich um beliebte Motive, die im 18. Jahrhundert vor allem von französischen Künstlern verwendet wurden.

Zu sehen sind die Äffchen in Schloss Bruchsal auf den Wandteppichen im Musikzimmer.

Lackmalerei – aus Fernost inspiriert

Neben der Herstellung von Porzellan gehörte auch die Lackmalerei zu den Techniken, die sich europäische Werkstätten aus dem ostasiatischen Kulturraum abschauten.

So wundert es nicht, dass sich in der Sammlung der kunstliebenden Markgräfin Sibylla Augusta eine fein bemalte Dose befindet, die diese Lackmalerei aus Asien vortrefflich nachahmt. Auch die Funktion verweist auf China: Sie wurde als Teedose benutzt.

Das Nashorn – Bild eines Mythos

Vom Aussehen exotischer Tiere herrschten durch fehlende Vergleiche oft völlig falsche Vorstellungen. Ein besonderes Beispiel ist das Nashorn: 1515 fertigte Albrecht Dürer seinen berühmte Rhinozeros-Holzschnitt an, der jedoch nicht viel mit der Wirklichkeit gemein hatte.

Erst als Mitte des 18. Jahrhunderts das berühmte Rhinozeros Clara in Europa gezeigt wurde, entstand ein realistisches Bild – hier in Form eines Nashorns aus Porzellan in Schloss Mannheim zu sehen.

Der Oleander – Duft der Ferne

Mit der Entdeckung ferner Welten brachten botanische Forschungsreisende neue Arten des Oleanders nach Europa, dessen Blüten andere Farben und Formen aufwiesen. Der Duft nach Rosen und Veilchen war überraschend neu. In alten Pflanzenbüchern nannte man die aus Indien kommenden Oleander Nerium indicum, der Oleander mit dem „indischen Blut“.

In Weikersheim zeigt ein Lambrisbild im Rittersaal die schönen rosa Blüten eines Oleanderbäumchens.

Illustration: points. Gesellschaft für digitale Informationssysteme mbH

Zitate zum ThemenjahrAus berufener Feder

Viele unserer Gewürze, Getränke und Lebensmittel sind für die heutige Zeit selbstverständlich, auch wenn sie von weither transportiert werden. Doch in vergangenen Jahrhunderten sorgten exotische Zutaten für große Bewunderung und vermittelten ein besonderes Gefühl des Luxus. Stöbern Sie in alten Lexika und staunen über die Beschreibungen!

Zitate zum Themenjahr - Aus berufener Feder