Vergangenes wieder sichtbar machen
Das Barockschloss Mannheim zählt zu den größten Schlössern Europas. Kurfürst Carl Philipp von Pfalz-Neuburg ließ es ab 1720 errichten. Die originale Gestaltung der Innenräume ist heute fast nicht mehr zu erkennen: Wie sah die Residenz in den ersten Jahrzehnten nach dem Bau aus, ehe sie von Mannheim nach München verlegt wurde? „Auf diese Frage gibt der neue Tagungsband nicht nur eine, sondern gleich mehrere Antworten“, erklärt Patricia Alberth, Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten. „Das Buch ist ein Puzzlestück unserer Strategie, um das kulturelle Erbe zu bewahren und zu vermitteln.“ Unter dem Titel „Residenzschloss Mannheim. Von der Grundsteinlegung zur virtuellen Rekonstruktion“ präsentiert der Sammelband die Ergebnisse der Tagung, zu der die Staatlichen Schlösser und Gärten anlässlich des 300-jährigen Jubiläums von Barockschloss Mannheim eingeladen hatten. An zentraler Stelle stand dabei die aufsehenerregende virtuelle Rekonstruktion des verlorenen Appartements von Kurfürst Carl Philipp inklusive seines Prunkschlafzimmers.
Tagungsband verbindet Welten
Dr. Holger Schumacher vom Ergon Verlag sprach einleitende Worte zum Tagungsband. Dr. Uta Coburger, die für die Region Kurpfalz zuständige Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten, ordnet das druckfrische Werk ein: „Der Tagungsband präsentiert neue Erkenntnisse zu Erbauung, Ausstattung, Nutzung der Räume und zu den Schlossbewohnerinnen und -bewohnern. Ein besonderer Clou ist die Verknüpfung von analog und digital; wissenschaftliche Arbeit und virtuelle Präsentation ergänzen sich.“ Denn das Buch stellt nicht nur die Herausforderungen bei der VR-Rekonstruktion des Appartements von Kurfürst Carl Philipp vor, sondern macht das Zimmer gleich mit einem QR-Code erlebbar. „Wir geben den Leserinnen und Lesern die Möglichkeit, die digitale Rekonstruktion zu verstehen und sich direkt darin umzusehen“, sagt PD Dr. Meinrad v. Engelberg, Technische Universität Darmstadt. Der Architekturhistoriker und Barockforscher begleitete virtuelle Rekonstruktion, Tagung und Tagungsband an zentraler Stelle.
Zeremoniell und VR-Brille
Der Tagungsbestand umfasst über 300 Seiten. 14 renommierte Expertinnen und Experten sowie Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler haben Beiträge beigesteuert. Diese sind in zwei Gruppen unterteilt: Der erste Teil zeigt den Weg „Von der Grundsteinlegung …“. Dabei werden Erkenntnisse, neue Überlegungen und Interpretationen zusammengetragen, wie die Residenz des Kurfürsten in den ersten Jahrzehnten nach der Grundsteinlegung aussah. Dabei steht der Bauherr, die Finanzierung, die Architektur, die Nutzung der Räume, Stuck und Deckenfresken sowie der umliegende Stadtraum und das scheinbare Vorbild Versailles im Fokus. Der zweite Teil führt den Weg „… zur virtuellen Rekonstruktion“ vor Augen. Er zeigt, wie die Forschungsergebnisse in die virtuelle Realität übersetzt wurden. Dabei wird ein Blick hinter die Kulissen geboten: Wie wurden aus den nüchternen Inventarlisten digitale Möbel? Zeigen die historischen Pläne den damaligen Ist-Zustand oder nur einen Wunsch-Zustand, der eines Tages erreicht werden sollte? Und wie geht man mit widerstreitenden Informationen um? Das Buch bietet überraschende Erkenntnisse – und eröffnet eine neue Perspektive für den Schlossbesuch.
Service und Information
Residenzschloss Mannheim. Von der Grundsteinlegung zur virtuellen Rekonstruktion.
Herausgeber: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
Ergon-Verlag, Baden-Baden 2025. 335 Seiten, ISBN 978-3-9874009-0-2
39,95 € im Buchhandel
Barockschloss Mannheim
Öffnungszeiten
Di – So, Feiertag 10.00 – 17.00 Uhr
Preis
Erwachsene 11,00 €
Ermäßigte 5,50 €
Familien 27,50 €
Kontakt
Barockschloss Mannheim
Bismarckstraße
Schloss Mittelbau
68161 Mannheim
Tel. +49(0)621.292 28 91
info@schloss-mannheim.de