Donnerstag, 11. Mai 2023

Residenzschloss Ludwigsburg | Allgemeines 225. Todestag von Casanova: ein legendärer Tausendsassa im Residenzschloss

Er war ein venezianischer Schriftsteller, Frauenheld, Jurist, Philosoph und Abenteurer der Barock- und Rokokozeit: Giacomo Girolamo Casanova macht sich noch 225 Jahre nach seinem Tod, am 4. Juni 1798, weithin einen Namen. Der weltbekannte Verführer reiste viel – und stattete auch dem Herzogtum Württemberg einen Besuch ab. Er würdigte Carl Eugens Hof als den „glänzendsten von ganz Europa“. Im Residenzschloss Ludwigsburg haben sich viele Erinnerungen und Zeugnisse dieser Zeit erhalten.

Mehr als ein „CASANOVA“

Aufgrund seiner zahlreichen Liebschaften und seines extravaganten Lebenswandels ist er noch heute jedem ein Begriff: Giacomo Casanova ist der ewige „Frauenheld“ – und das, obwohl sein Tod am 4. Juni 1798 bereits 225 Jahre zurückliegt. In seinen Memoiren erwähnte er namentlich 116 Frauen –Historikerinnen und Historiker vermuten jedoch, dass Jean-Jacques Chevalier de Seingalt, wie sich Casanova selbst nannte, wohl einige Tausend „Amouren“ hatte. Seine zahlreichen Liebschaften in ganz Europa machten ihn weltbekannt. Der Venezianer zeigte jedoch noch weitere Qualitäten und Talente. Im Alter von 17 Jahren promovierte er an der Universität in Padua in Jura und erwarb sich so einen Doktortitel. Der Sohn eines Schauspielerehepaares erhielt zudem – verwunderlich für einen Frauenliebhaber – als angehender Priester die vier niederen Weihen. Beide Laufbahnen erfüllten ihn jedoch nicht, weswegen er sich in Venedig eine Uniform schneidern ließ, das Leutnantspatent erwarb und sich dem venezianischen Regiment Bala in Korfu anschloss. Auch davon ließ er jedoch bald ab und begann sein abenteuerliches Leben, das ihn berühmt machen sollte.

 

Verhaftet und verehrt

Mit seinen vielfältigen Begabungen beeindruckte der humorvolle und charmante Casanova so manche seiner Zeitgenossen – von Zarin Katharina der Großen über den französischen König Ludwig XV. bis hin zu Papst Clemens VIII.: Letzterer schlug ihn sogar zum „Ritter vom Goldenen Sporn“, die zweithöchste Auszeichnung für Verdienste um die katholische Kirche. Der Papst befreite Casanova vom Fastengebot und erlaubte ihm, anstößige Bücher zu lesen. Die venezianische Regierung jedoch verurteilte Casanova dafür zur Haft in den berüchtigten Bleikammern Venedigs. Weder Gesetze noch Mauern konnten den Tausendsassa festhalten – sodass er ganz Europa mit seiner spektakulären Flucht in Staunen versetzte. Casanova begab sich schließlich auf Reisen durch Europa, auf denen er zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Wissenschaft begegnete. Friedrich der Große wollte den legendären Abenteurer und Herzensbrecher persönlich kennenlernen und lud ihn zu einer erlesenen Tafelrunde ein, der zeitweise auch Europas größter Philosoph Voltaire angehörte. Auch dem Herzogtum Württemberg stattete Casanova einen Besuch ab und erlebte es 1760 zu der Zeit, als Herzog Carl Eugen die Prachtentfaltung auf die Spitze trieb. Schloss Solitude mit seinen riesigen Gärten ist eines der Bauprojekte jener Jahre. Auch der Ausbau des Schlosstheaters im Residenzschloss Ludwigsburg fällt in diese Zeit.

 

Zu Besuch bei Carl Eugen

1790 begann Casanova damit, seine Begegnungen und Abenteuer auf seinen Reisen durch Europa schriftlich festzuhalten. Heute zählen seine Erinnerungen unter dem Originaltitel „Histoire de ma vie“ zur Weltliteratur und wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt. In seinen Memoiren, die 1822 – rund 24 Jahre nach dem Tod Casanovas – erstmals in Deutsch erschienen, beschrieb er nicht nur seine sinnlichen Abenteuer, sondern auch seinen Besuch in Württemberg. In seinen Memoiren schwärmte er von seinem Aufenthalt am Hof Carl Eugens: „Der Hof des Herzogs von Württemberg war zu jener Zeit der glänzendste von ganz Europa“. Und auch vom Charakter des Herzogs selbst war Casanova angetan: „Der Herzog war seiner Anlage nach prachtliebend: herrliche Gebäude, ein großartiger Marstall, eine glänzende Jägerei … kosteten ihn viel Geld. Ungeheure Summen aber gab er für hohe Besoldungen aus und noch größere für sein Theater und seine Maitressen.“ Das veranschaulichen noch heute das luxuriöse Carl-Eugen-Appartement und vor allem das Schlosstheater.

 

Einmaliger Kulturschatz

Zur Glanzzeit des Theaters unter Herzog Carl Eugen standen die größten Stars Europas hier auf der Bühne – Ludwigsburg galt damals schon als kultureller „hot spot“. Rund 140 Originalkulissen und Dekorationsstücke des 18. und 19. Jahrhunderts lassen sich zu insgesamt sechzehn Bühnenbildern zusammensetzen. Die Originalbilder verblüfften bereits die Zuschauerinnen und Zuschauer im 18. Jahrhundert. Heute verfügt das Residenzschloss Ludwigsburg damit über das älteste erhaltene Schlosstheater der Welt mit originaler Bühnenmaschinerie – ein einzigartiger Schatz der Kultur- und Theatergeschichte.

 

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Residenzschloss Ludwigsburg

Schlossstraße 30

71634 Ludwigsburg

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Residenz in vollem Glanz

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Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Günther Bayerl

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Vielfalt im Residenzschloss

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Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Norbert Stadler

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Ältestes Schlosstheater Europas

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Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Schlossverwaltung Ludwigsburg

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