Freitag, 3. März 2023

Kloster Maulbronn | Allgemeines Pressefreiheit, Verfassung, Nationalstaat: die deutsche Revolution vor 175 Jahren

Es brodelte in Deutschland: Pressefreiheit, Verfassung und Nationalstaat – so lauteten die Forderungen der Revolutionäre im Jahr 1848 an ihre adeligen Herrscher. Die Fürsten gaben zunächst nach: In vielen Staaten wurden die Regierungen umgebildet. Die sogenannten Märzminister sollten die Reformen umsetzen. In Württemberg begann das Ministerium Römer am 9. März 1848, vor genau 175 Jahren, seine Arbeit. Doch die Revolution scheiterte; rund ein Jahr später standen die Revolutionäre im Residenzschloss Rastatt vor Gericht.

Revolution in Württemberg und Baden

Im Februar 1848 kam es zu einer Sensation: Der französische König wurde zur Abdankung gezwungen. Die Neuigkeit aus Paris verbreitete sich rasch – und schlug in Deutschland hohe Wellen. In vielen Staaten des Deutschen Bundes erhoben demokratische und liberale Politiker Forderungen, die heute selbstverständlich sind: Pressefreiheit, eine Verfassung, ein deutsches Nationalparlament und einen Nationalstaat. Die Fürsten befürchteten einen Aufruhr und machten daher in Baden und auch in Württemberg Zugeständnisse: Vor genau 175 Jahren, am 9. März 1848, wurde das Märzministerium unter Friedrich Römer in Stuttgart gebildet.

 

Ein führender Kopf

Christof Gottlob Heinrich Friedrich Römer ist einer der führenden Köpfe der deutschen Revolution. Nach dem Besuch der Klosterschule Maulbronn begann er sein Studium der Theologie und Rechtswissenschaften in Tübingen. Die Klosterschule Maulbronn war eine angesehene Schule, die ursprünglich die zukünftigen Pfarrer Württembergs ausbilden sollte: Viele Persönlichkeiten der deutschen Wissenschafts- und Kulturgeschichte, wie etwa der Astronom Johannes Kepler oder der Autor Hermann Hesse, drückten hier die Schulbank. Römer gelang eine steile politische Karriere. Von 1833 bis 1838 und später erneut von 1845 bis 1848 gehörte er dem württembergischen Landtag an. Als die Forderungen der Revolutionäre lauter wurden, berief König Wilhelm I. von Württemberg Römer zum Justizminister – faktisch führte er jedoch die Regierungsgeschäfte.

 

Frankfurter Nationalversammlung

Die wichtigste Forderung vieler Revolutionäre war die Einrichtung eines nationalen Parlaments. Dies ließ sich jedoch nur schwer umsetzen, da der Deutsche Bund nicht reformwillig war. Kurzerhand gründeten die Revolutionäre ein Vorparlament in der Frankfurter Paulskirche: ein Meilenstein der Demokratiegeschichte in Deutschland. Auch Römer war Mitglied der Nationalversammlung. Doch die Revolution scheiterte. Die Beratungen benötigten Monate, sodass die adeligen Kräfte wieder Zeit hatten zu erstarken. Das Vorparlament bot dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. 1849 die Kaiserkrone an, er lehnte die „Krone aus der Gosse“ jedoch ab. Die Versammlung löste sich auf. Nur ein kleiner, radikaler Teil der Abgeordneten blieb zurück. Daraufhin organisierte Römer den Umzug dieses „Rumpfparlaments“ nach Stuttgart. Doch schon bald waren ihm die Reformvorschläge zu extrem. Römer legte sein Mandat nieder, entzog dem Parlament seinen Tagungsort und wies die Versammlung schließlich aus Württemberg aus.

 

Der Ruf nach Demokratie in Baden

Die restlichen Abgeordneten flohen nach Baden. Hier war die Revolution geglückt, Aufständische hatten die Regierung vertrieben. Das Militär stand an der Seite der Revolutionäre, wobei Rastatt eine zentrale Rolle spielte. Im Mai 1849 rebellierten Soldaten im Hof des Residenzschlosses unter dem Motto: „Wir sind das Volk, das seine Freiheit fordert!“ Der Aufstand griff auf ganz Baden über. Nur Truppen von außerhalb konnten die Revolution noch aufhalten. Preußische Truppen marschierten, schlugen die Armee und belagerten die letzte Bastion der Revolution. Die Bundesfestung Rastatt wurde schließlich im Juli 1849 erobert. Wenig später standen die Revolutionäre im Ahnensaal von Schloss Rastatt vor Gericht – 21 Personen wurden zum Tode verurteilt, 19 Urteile wurden vollstreckt. Die Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte im Residenzschloss Rastatt erinnert eindrucksvoll an die verschiedenen Persönlichkeiten und politischen Bestrebungen. Mit Dokumenten, Bildern, Objekten, Ton- und Filmmaterial wird ein lebendiger Eindruck des schwierigen und mutigen Kampfes für Freiheit, Demokratie und Einheit vermittelt.

 

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