Dienstag, 7. Juni 2022

Schloss und Schlossgarten Weikersheim | Das Prunkbett der Fürstin – ein Höhepunkt der Schönen Gemächer

Wenn sich am 23. Juli die Schönen Gemächer nach sieben Jahren aufwendiger Arbeiten für die Besucherinnen und Besucher öffnen, gehört das Prunkbett der Fürstin Elisabeth Friederike Sophie von Hohenlohe-Weikersheim zu den bedeutendsten Ausstattungsstücken. Das außergewöhnliche Möbelstück, sehr untypisch für eine Grafenfamilie in der Provinz, kann dann wieder an seinem ursprünglichen Aufstellungsort bewundert werden

ZURÜCK AUF ANFANG

Seit 2015 sind sie geschlossen – die Schönen Gemächer, das einstige Staatsappartement von Fürstin Elisabeth Friederike Sophie im Saalbau von Schloss Weikersheim. Am 23. Juli öffnen sie sich wieder in Rahmen von Führungen für die Schlossgäste und sie sind schöner denn je. Mit der aufwendigen Restaurierung der einstigen Repräsentationsräume haben es sich die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zum Ziel gesetzt, für die Besucherinnen und Besucher ein möglichst authentisches Erlebnis der Lebensund Wohnsituation der Fürstenfamilie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu schaffen. Dank der lebendigen Präsentation vieler Originale aus dieser Zeit, wie Wandbespannungen, Möbel und weitere Ausstattungsstücke, entsteht der Eindruck, dass die Bewohnerinnen und Bewohner gerade erst den Raum verlassen haben. Im Falle des Schlafgemaches zeigt sich zudem der ungeheure Repräsentations- und Statusgedanke der einstigen Herrschaften – typisch für die Zeit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

 

KEIN BETT ZUM SCHLAFEN SONDERN ZUM REPRÄSENTIEREN

Im einstigen Schlafgemach, das Teil des fürstlichen Staatsappartements im Saalbau des Schlosses war, ist nun wieder das prächtige Prunkbett zu sehen. Wie viele der originalen Ausstattungsstücke ist es in einem sehr guten Zustand und wurde seit der Zeit seiner einstigen Besitzerin kaum verändert. Schon bei der Betrachtung des Bettes wird schnell klar: Weder die Fürstin und noch jemand anderes hat je darin gelegen. Denn die Dekoration der Längsseiten verhindert einen ungefährlichen Ein- und Ausstieg aus dem Bett. Die Verletzungsgefahr für die Fürstin sowie die Möglichkeit der Beschädigung der üppigen Verzierung waren zu hoch. Es diente lediglich zur Veranschaulichung der Macht und des Reichtums sowie zur Repräsentation der Grafenfamilie, die gern in den Fürstenstand erhoben worden wäre. Das galt auch für die anderen Zimmer der Schönen Gemächer. Man nutzte sie eher als repräsentative Schatzkammer und nicht als Wohnräume. Diese befanden sich im Langenburger Bau und waren privaterer Natur.

 

PRACHTVOLLE AUSSTATTUNG ERZÄHLT GESCHICHTEN

Typisch für den Barock sind die symbolhafte Dekoration und die Gestaltung des einzigartigen Prunkbettes. Noch heute besitzt es einen prächtigen Baldachin und einen kuppelartigen Himmel. Dafür wurde vor allem grüne Seide verwendet. Auf ihm sind Blumenschmuck und, typisch für diese Zeit, chinesisch anmutende Pagoden und Brücken zu sehen. Diese sogenannten Chinoiserien waren im 18. Jahrhundert sehr in Mode. Andeutungen waren im Barock überhaupt sehr beliebt. Über Symbole wurden Geschichten erzählt und Hoffnungen ausgesprochen. Dazu gehören etwa der Adler am Kopfbrett oder die Bettfüße in Löwenform. Beides sind die Könige der Tiere, einmal in der Luft und einmal an Land. Sie versinnbildlichen den Macht- und Herrschaftsanspruch der Grafenfamilie. Die Tauben mit Ölzweig im Schnabel auf Baldachin und Bettdecke stehen für Fruchtbarkeit und eheliche Treue, die sich umarmenden Engel am Kopf des Bettes für die Liebe. Geradezu passend für ein Bett, das einst vielleicht als Hochzeitsbett hergestellt worden war. Und ganz oben auf allen drei Seiten des Betthimmels wacht ein Phönix mit dem Wappenspruch des Hauses Hohenlohe „ex flammis orior“, übersetzt: „Aus den Flammen steige ich empor“. Der Phönix wie auch der Wappenspruch verweisen auf die Unsterblichkeit.

 

PRUNKVOLLE AUSSTATTUNG IM SCHLAFGEMACH

Neben dem prächtigen Prunkbett, das das Schlafgemach dominiert, sind ein Schreibtisch und weitere Möbelstücke ausgestellt. Auf dem unteren Teil der hölzernen Wandverkleidung, auch Lambris genannt, sind vor allem Gemälde von Porzellan dargestellt. Viele dieser Stücke existieren noch heute und sind nun im Schlafzimmer zu sehen. Dazu gehört etwa auch eine Leihgabe aus dem Besitz des Fürsten von HohenloheLangenburg. Das Bayreuther Teeservice wird, wie auf dem Gemälde, auf einem Tablett mit Fuß den Besucherinnen und Besuchern präsentiert. Die noch heute sichtbare blausilberne Papiertapete stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die ursprüngliche Wandverkleidung ist durch einen Brand im Nebenraum, der Retirade, zerstört worden. Durch Inventarlisten ist jedoch bekannt, dass es sich um eine grüngelbe Stoffverkleidung mit aufgenähten Bildern gehandelt hat, die farblich sicherlich viel besser zur Einrichtung passte.

 

SERVICE UND INFORMATIONEN

Wiedereröffnung Schöne Gemächer

Bürgerfest: Samstag, 23. Juli und Sonntag, 24. Juli 2022

www.schloss-weikersheim.de/besuchsinformation/veranstaltungen/aufpoliert

 

ÖFFNUNGSZEITEN

Schloss und Schlossgarten

bis 31. Oktober

Di–So, Feiertag 9.00 – 18.00 Uhr

 

EINTRITT

Erwachsene 6,50 €

Ermäßigte 3,30 €

Familien 16,30 €

 

HINWEISE

Es besteht keine Maskenpflicht mehr. Wir empfehlen Ihnen, weiterhin eine Maske zu tragen. Die Maske ist ein effizientes Mittel, um sich und andere vor Infektionen zu schützen.

 

INFORMATIONEN

Schloss und Schlossgarten Weikersheim

Marktplatz 11

97990 Weikersheim

Telefon +49 (0) 79 34.9 92 95-0

info@schloss-weikersheim.de

www.schloss-weikersheim.de

www.schloesser-und-gaerten.de

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