EIN BAROCKES JUWEL
Lichte Farben durchstrahlen den Raum, der die göttliche Weisheit verherrlicht ‒ der Bibliotheksaal ist der architektonische Höhepunkt von Kloster Schussenried. In dem barocken Juwel Oberschwabens wirken alle bildenden Künste zusammen: Architektur, Skulptur und Malerei lösen die Bücherwände elegant geschwungen auf. Abt Nikolaus Kloos war Bauherr und Ideengeber für die Gestaltung des Bibliothekssaals ‒ inklusive des imposanten Bildprogramms. Heute vor genau 303 Jahren, am 1. August 1718, wurde der spätere Abt in Biberach an der Riß geboren.
ABT NIKOLAUS KLOOS
Johann Peter Kloos war der Sohn eines Kaufmanns. Den Namen Nikolaus nahm er 1737 beim Eintritt in Kloster Schussenried an. Nach einem Theologiestudium in Dillingen arbeitete Kloos sich allmählich durch die Klosterhierarchie zum Prior empor. Als Vertreter des Abts Magnus Kleber, der von 1750 bis 1756 regierte, begleitete er aktiv den barocken Neubau der Klosteranlage. Nach dem Tod seines Vorgängers wurde er im selben Jahr zum Abt des Klosters Schussenried gewählt. Unter Nikolaus Kloos’ Führung erlebte das Prämonstratenserkloster eine Glanzzeit. Zahlreiche Geistliche traten bei; das Kloster entwickelte sich zudem zu einem touristischen Ziel.
DER BIBLIOTHEKSSAAL
Die Ideen für die Ausgestaltung des prächtigen Bibliothekssaals stammten von Abt Nikolaus Kloos. Die Fresken entstanden zwischen 1755 und 1757. Niemand Geringeres als der bedeutende Künstler Franz Georg Hermann schuf die Malereien; für zahlreiche Abteien und Kirchen schuf er eindrucksvolle Kunstwerke. Bis 1766 fertigte der Stuckateur Fidelis Sporer die 24 lebensgroßen Skulpturen aus Alabaster. Die kunstvoll gearbeiteten Figuren stehen vor den Doppelsäulen aus rötlichem Stuckmarmor. Acht Skulpturen symbolisieren den katholischen Glauben: Es sind Kirchenlehrer und weitere geistliche Autoritäten. Sie verteidigen die katholische Lehre sinnbildlich gegen das Ketzertum und Häresien, von der Kirchenmeinung abweichende Lehren wie den Islam.
VERTEIDIGUNG GEGEN DEN ISLAM
Die sogenannten „Irrlehren“ stehen den lebensgroßen Kirchenlehrern gegenüber: Jede Irrlehre wird durch zwei Putten, kleine Engel, dargestellt. Die verschiedenen Größen der Figuren stehen für die Bedeutung des jeweiligen Glaubens: Die Putten sind kleiner und damit den Kirchenlehrern unterlegen. Den Islam verkörpern zwei Putten mit Krummsäbel und Turban, typische Attribute der Osmanen. Noch 1683 belagerten die Osmanen Wien. In den Augen der Kirche stellten sie auch gut 80 Jahre nach dem Ende der Belagerung noch eine Gefahr da, gegen die der christliche Glaube verteidigt werden musste.
FREMDE AUS EUROPA UND DER GANZEN WELT
Andere fremde Religionen und Glaubensrichtungen, gegen die man sich ‒ bildlich gesprochen ‒ zur Wehr setzen wollte, sind das Judentum, die Lutheraner und die Calvinisten. Als fremd und falsch galten weiterhin die Aufklärer, Utraquisten (eine Partei der Hussiten), Freimaurer, Epikuräer und Pneumatomachen (griechisch für „Bekämpfer des Heiligen Geistes“). Wenn man genau hinsieht, stellt man fest, dass alle „Ketzer“ in Mimik und Gestik verzweifelt wirken, als wären sie gegen den katholischen Glauben chancenlos.
THEMENJAHR „EXOTIK. FASZINATION UND FANTASIE“
Mit dem Themenjahr „Exotik. Faszination und Fantasie“ erkunden die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg in diesem Jahr die Wege von duftenden Gewürzen, kostbar gearbeitetem Kunsthandwerk und außergewöhnlichen Pflanzen sowie weiteren Waren nach Europa ‒ von der Heuneburg und der Zeit der Kelten bis zur Sammlung Domnick mit ihren abstrakten Kunstwerken des 20. Jahrhunderts. Die Sucht und Sehnsucht nach Exotik bereicherte insbesondere die höfische Inszenierung des Barock um viele Glanzpunkte. Auch die Kehrseite der Medaille wird beleuchtet: Die europäische Neugier und Besitzgier, der Wissens- und Expansionsdrang führten überall auf der Welt zu Gewalt und Ausbeutung von Mensch und Natur.
SERVICE UND INFORMATION
ÖFFNUNGSZEITEN
Kloster Schussenried
Di‒Fr 10:00‒13:00 und 14:00‒17:00 Uhr
Sa, So 10:00‒17:00 Uhr
AUSSTELLUNGEN
Laufzeit: bis 6. März 2022
„Faszination Lego!“
in Kooperation mit den Klötzlebauern Ulm
Ausstellungsort: Magnus-Kleber-Saal
„Tricture 3D - Komm ins Bild“
Ausstellung „Tricture 3D – Komm ins Bild!“
Eine Ausstellung der eli – eine lose idee – GmbH in Kooperation mit den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim
Ausstellungsort: Konventbau
EINTRITT
inklusive Ausstellungen
Erwachsene 7,00 €
Ermäßigte 3,50 €
Familien 17,50 €
Gruppen ab 20 Personen pro Person 6,30 €
EINTRITT
Barocker Konventbau, Bibliothekssaal, Museum
Erwachsene 5,50 €
Ermäßigte 2,80 €
Familien 13,80 €
Gruppen ab 20 Personen pro Person 5,00 €
BESUCHSHINWEISE
Für den Besuch von Kloster Schussenried gelten die üblichen Auflagen der aktuellen Corona-Verordnung des Landes. Es gilt eine strikte Pflicht zum Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen für Gäste ab 6 Jahre (medizinische Maske oder FFP2-Maske) mit. Der Abstand von 1,5 Metern zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und anderen Gästen muss eingehalten werden. Es besteht weiterhin die Pflicht, Kontaktdaten wie Name und Vorname, Adresse und Telefonnummer sowie Datum des Besuchs, Uhrzeit (von – bis) zu erfassen. Die Erhebung soll einer möglichst schnellen Nachverfolgbarkeit der Infektionsketten mit dem Virus dienen. Das Kontaktformular kann auf der Website des Klosters vor dem Besuch heruntergeladen und ausgefüllt mitgebracht werden.
KLOSTER schussenried
Neues Kloster 1
88427 Bad Schussenried
Telefon +49 (0) 75 83. 92 69 140
info@kloster-schussenried.de