Sonntag, 11. Juli 2021

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen | Allgemeines Der erste Blitzableiter in Europa: Hemmers „Fünfstern“ auf dem Schwetzinger Schloss

Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert sind Schlösser und andere herausragende Bauwerke in der Kurpfalz vor Blitzeinschlägen geschützt: Der „Hemmer‘sche Fünfstern“ sorgt seither für den nötigen Schutz. Der erste dieser Blitzableiter wurde am 17. Juli 1776, heute vor 245 Jahren, auf dem Dach von Schloss Schwetzingen montiert. Auftraggeber war Kurfürst Carl Theodor, Konstrukteur war Johann Jakob Hemmer. Nach vielen verheerenden Bränden – nicht zuletzt dem des Heidelberger Schlosses – veränderte der technikbegeisterte Herrscher mit dieser Maßnahme sein Land und gab ihm mehr Sicherheit.

KURFÜRST CARL THEODOR UND DER FORTSCHRITT

In schwierigen Situationen, wie etwa bei Naturkatastrophen, kann man unterschiedlich reagieren. Eine Möglichkeit: mit klarem Kopf nach einer Lösung suchen. Blitze und Unwetter waren oft der Grund für große Brände – nicht zuletzt in der Kurpfalz. Spektakulärer Fall: 1764 hatte ein Gewitter das Heidelberger Schloss in Brand gesetzt, das damit vollends zur Ruine geworden war. 1769 traf es den Schwetzinger Marstall. Gegen solche Katastrophen wollte der Kurfürst zukünftig gewappnet sein: Carl Theodor verfügte als erster Landesherr in Europa am 27. Februar 1776, dass alle Schlösser und Pulvertürme seiner Länder mit „Wetterleitern“ versehen werden sollten.

 

AM 17. JULI ERFOLGT DIE MONTAGE IN SCHWETZINGEN

Kurfürst Carl Theodor, ein Förderer der Wissenschaften, beschäftigte schon seit 1760 den Physiker, Meteorologen und Jesuitenpater Johann Jakob Hemmer, geboren 1733 in Horbach/Pfalz, gestorben 1790 in Mannheim. Als Direktor des Physikalischen Kabinetts experimentierte Hemmer im Mannheimer Schloss nach dem Vorbild des Amerikaners Benjamin Franklins mit elektrischer Ladung und Entladung. Von Franklin stammte auch die wegweisende neue Idee, der Brandgefahr durch den Blitzeinschlag nicht mehr nur durch Hoffen und Beten, sondern naturwissenschaftlich zu begegnen. Kurfürst Carl Theodor folgte dem Rat von Johann Jakob Hemmer, alle Schlösser und Pulvertürme in der Kurpfalz mit Blitzableitern zu versehen. Am 17. Juli 1776, vor 245 Jahren, begann die Montage des ersten „Hemmer‘scher Fünfsterns“, so wurde der Blitzableiter genannt, auf dem Dach des Schwetzinger Schlosses. Dort ist er heute noch zu sehen – als der älteste Blitzableiter Europas! Auch auf dem Turm des Unteren Wasserwerkes und auf den beiden Minaretten der Moschee im Schlossgarten, hier mit türkischen Habmonden verziert, befinden sich noch originale Hemmer‘sche Fünfsterne.

 

SIEGESZUG DES FÜNFSTERNS

In der Residenzstadt Mannheim wurden die Häuser des Akademiepräsidenten und des sächsischen Gesandten Graf von Riaucour mit Fünfsternen versehen; das Schloss erhielt 1783 einen Blitzableiter. Auch in anderen deutschen Ländern waren die Dienste Hemmers gefragt. 1777 wurden auf der Abtei von St. Blasien im Schwarzwald Blitzableiter errichtet. Herzog Carl Eugen von Württemberg ließ sein Hohenheimer Schloss damit ausstatten. In München erhielt Schloss Nymphenburg den Fünfstern. Auch die Düsseldorfer Nebenresidenz wurde vom pfälzischen Landesherrn damit bedacht. Im Auftrag der Kurfürstin Elisabeth Auguste wurde 1786 ihr Schloss in Oggersheim und die dortige Wallfahrtskirche mit „Wetterleitern“ versehen.

 

FÖRDERER DER WISSENSCHAFTEN

Kurfürst Carl Theodor sorgte mit seinem Interesse und seiner finanziellen Unterstützung dafür, dass in Mannheim und Schwetzingen Forschung stattfand, die die Region schon damals zu einem „Hotspot“ der Naturwissenschaften machte. Die von ihm 1763 gegründete Pfälzische Akademie der Wissenschaften konnte bedeutende naturwissenschaftliche Erkenntnisse erzielen, neben der Entwicklung von Blitzableitern das Entdecken neuer Sterne und die Einführung von Wetterbeobachtungen.

 

SERVICE

ÖFFNUNGSZEITEN Schlossgarten Schwetzingen

Täglich 8.00 bis 21.00 Uhr, letzter Einlass 19.30 Uhr

 

PREIS (ohne Führung)

Erwachsene     7,00 €

Ermäßigte        3,50 €

Familien          17,50 €

 

Das Schloss ist zurzeit noch geschlossen.

 

ZugangsbedingungEN zum Garten ab 1. Juni:

Erfassung der Kontaktdaten. Diese erfolgt online über die Webseite www.schloss-schwetzingen.de. Die Registrierung vor Ort ist in Ausnahmefällen möglich, sofern kein digitaler Zugang vorhanden ist. Es gilt die Pflicht zum Tragen einer Maske (medizinische Maske oder FFP2-Maske) an allen Ein- und Ausgängen, an Engstellen und im Bereich der Toiletten.

 

KONTAKT

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen

Schloss Mittelbau

68723 Schwetzingen

Tel. 06202 81 415

service@schloss-schwetzingen.com

Download und Bilder