Dienstag, 6. Juli 2021

Residenzschloss Mergentheim | Allgemeines Mit der Eroberung Akkons am 12. Juli 1191 beginnt der Aufstieg des Deutschen Ordens

In einem Feldhospital vor der Hafenstadt Akkon begann 1190 die Geschichte des Deutschen Ordens, der Jahrhunderte später das Schloss in Mergentheim zu seinem Sitz machte. Am 12. Juli 1191 fiel die Stadt im Dritten Kreuzzug in die Hände eines vereinten Kreuzritterheeres. Mit dem Sieg gelang es den Christen, den muslimischen Heerführer Sultan Saladin zu schwächen und weite Teile des „Heiligen Landes“ zu sichern. Mit dem Themenjahr „Exotik. Faszination und Fantasie“ beleuchten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg das Außergewöhnliche in den Monumenten.

DIE ERSTEN KREUZZÜGE

„Deus lo vult“, Gott will es: Mit diesen Worten brachen christliche Ritter im Jahr 1095 zum ersten Kreuzzug auf. Ziel war es, die Heiligen Stätten des Christentums im Nahen Osten von den Muslimen zurückzuerobern. Bereits 1099 wurde Jerusalem erobert und mehrere Kreuzritterstaaten entstanden. Über die kommenden zwei Jahrhunderte blieb die Lage jedoch angespannt: Mehrfach kam es zu großen Schlachten, in denen mal die christlichen, mal die muslimischen Streitmächte den Sieg davontrugen. Dass Sultan Saladin 1187 Jerusalem zurückerobert hatte, war ein Weckruf für die christlichen Herrscher in Europa, die oftmals untereinander zerstritten waren.

 

KAISER BARBAROSSA ZIEHT GEN PALÄSTINA

Auf dem Reichstag im März 1188 erklärte Friedrich I., genannt Barbarossa, als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches seine Teilnahme an einem dritten Kreuzzug. Ein Jahr später brach der Kaiser gemeinsam mit zahlreichen deutschen Würdenträgern in Richtung Palästina auf. Dort sollte Barbarossa jedoch nicht ankommen: Der Herrscher fand im Fluss Saleph im Süden der heutigen Türkei den Tod. Man nimmt an, dass er in Folge eines Herzinfarkts ertrunken ist. Ein großer Teil des Heeres brach daraufhin den Kreuzzug ab und kehrte in die Heimat zurück. Lediglich ein kleiner Teil zog unter der Führung von Barbarossas Sohn, Friedrich von Schwaben, weiter nach Akkon: Um die strategisch günstig gelegene Stadt im Norden des heutigen Israels war ein heftiger Streit entbrannt.

 

AKKON WIRD IM DRITTEN KREUZZUG BELAGERT

Seit den 1180er-Jahren war die Hafenstadt Akkon in den Händen von Sultan Saladin. Saladin hatte die muslimischen Verteidiger Akkons mit zusätzlichen Truppen verstärkt, ein Gleichgewicht der Kräfte war die Folge. Erst als im Frühling 1191 die Truppen des französischen Königs Philipp August sowie des englischen Herrschers Richard I. „Löwenherz“ eintrafen, veränderte sich die Lage. Am 12. Juli desselben Jahres fiel Akkon nach heftigen Angriffen der christlichen Heere. Sultan Saladin sah sich gezwungen, größere Mengen Gold zu zahlen, die vermeintlichen Reste des Kreuzes Jesu sowie rund 1500 gefangene Christen auszuhändigen. Nur so konnte er ein weiteres Vorrücken der Kreuzritter verhindern.

 

DIE GRÜNDUNGSSTUNDE DES DEUTSCHEN ORDENS

Bereits während der ersten beiden Kreuzzüge hatten sich christliche Ritterorden wie die Johanniter oder der Templerorden gebildet. Neben dem Kampf mit dem Schwert machten sich die Mitglieder zur Aufgabe, ein frommes Leben zu führen. Während der Belagerung von Akkon errichteten Kaufleute aus Lübeck und Bremen ein Hospital für deutsche Kreuzritter. 1198 wurde das Hospital der Deutschen in einen Ritterorden umgewandelt; offiziell erhob Papst Innozenz III. die Gemeinschaft am 19. Februar 1199 zum Orden des Deutschen Hauses St. Marien in Jerusalem, kurz: zum Deutschen Orden. Ihr Wappen zierte fortan ein schwarzes Kreuz auf weißem Grund. Darüber wurde ein goldenes Jerusalemkreuz gelegt, an dessen Enden sich Lilien als Symbol für die Unschuld und Keuschheit Marias finden. In der Mitte des Kreuzes befindet sich ein Herzschild mit dem einköpfigen Reichsadler der Stauferzeit: Er erinnert an die beiden berühmten Kreuzfahrer des Adelsgeschlechts, Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, und Kaiser Friedrich II.

 

EINE NEUE BLEIBE IN MERGENTHEIM

Rund 100 Jahre lang war Akkon fortan der Sitz des Deutschen Ordens. Sein militärisches Engagement im Heiligen Land endete 1291 und verlagerte sich nach Osteuropa. Bereits ab 1200 eroberte der Orden größere Gebiete in Nordosten Polens, die damals unter anderem von dem heidnischen Volk der Pruzzen bewohnt wurden. Durch geschicktes Wirtschaften brachte es der Deutsche Ordnen zu großem Wohlstand und Einfluss. Nachdem der Ordensstaat 1527 zerfallen war, wurde Mergentheim der neue Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens. Das Schloss wurde in den kommenden Jahrhunderten prachtvoll ausgebaut. Auch wurde der eigenen Geschichte gedacht: Der Kapitelsaal von 1780 spiegelt den Ruhm und Glanz des Deutschen Ordens im Kampf „gegen die Ungläubigen“ wider.

 

STUCKDEKORATION MIT KLARER BOTSCHAFT

Das Bildprogramm des prächtigen Kapitelsaals stammt von Stuckateur Augustin Bossi. Es spricht eine deutliche Sprache: Es betont den Machtanspruch des damals bereits geschwächten Ordens. Pauken und Trompeten stehen für die Verkündigung der Macht des Ordens. Jeder Schild verkörpert einen Kontinent: ein Elefant für Asien, ein Kamel für Afrika, ein Krokodil für Amerika und das Medusenhaupt für Europa. Erbeutete Waffen, Lanzen, Keulen und Pfeilköcher sollen vom Kampf und Sieg über die Nicht-Christen zeugen. Die Funktion des Kapitelsaals als Tagungsraum des Generalkapitels wird in der nachgestellten Sitzordnung von 1791 anschaulich gemacht. Über die 800-jährige Geschichte des Ritterordens und die Zeit der Hochmeister von 1527 bis 1809 in Mergentheim informiert heute das Deutschordensmuseum im 2. Obergeschoss des Schlossgebäudes.

 

THEMENJAHR „EXOTIK. FASZINATION UND FANTASIE“

Mit dem Themenjahr „Exotik. Faszination und Fantasie“ erkunden die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg in diesem Jahr die Wege von duftenden Gewürzen, kostbar gearbeitetem Kunsthandwerk und außergewöhnlichen Pflanzen nach Europa. Die Sucht und Sehnsucht nach Exotik bereicherte die höfische Inszenierung um viele Glanzpunkte. Auch die Kehrseite der Medaille wird beleuchtet: Die europäische Neugier und Besitzgier, der Wissens- und Expansionsdrang führten überall auf der Welt zu Gewalt und Ausbeutung von Mensch und Natur.

 

SERVICE UND INFORMATION
Residenzschloss Mergentheim

ÖFFNUNGSZEIGEN
Mi–So und Feiertage 10:30–17:00 Uhr  

 

Besondere Hinweise: freier Rundgang ohne Führung, Ausstellungsräume zur Jungsteinzeit geschlossen

 

PREISE

Erwachsene 7,00 €

Erwachsene mit Kurkarte 6,30 €

Ermäßigte 3,50 €

Familien 17,50 €

 

Die Kontaktdaten der Besucherinnen und Besucher werden erfasst, wahlweise vor Ort oder über die Luca-App. Das Kontaktformular kann auch online ausgefüllt werden oder als PDF-Datei heruntergeladen und ausgefüllt abgegeben werden.

Die Vorlage eines Corona-Tests oder eines Impf- bzw. Genesungsnachweises ist nicht mehr erforderlich.

 

Schlosspark Residenzschloss Mergentheim

Tagsüber frei zugänglich

 

INFORMATIONEN RESIDENZSCHLOSS MERGENTHEIM

Residenzschloss Mergentheim

Deutschordensmuseum

Schloss 16

97980 Bad Mergentheim

Tel. +49(0)7931.52212

info@schloss-mergentheim.de

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