VON HILDEGARD VON BINGEN BESCHRIEBEN
Die Ringelblume gehört schon seit vielen Jahrhunderten zu den Pflanzen, die von Menschen angebaut und genutzt werden. Die berühmteste Autorin des Mittelalters, Hildegard von Bingen, war es, die vor über 900 Jahren die Pflanze beschrieb und ihren vielfältigen Nutzen hervorhob. Der wissenschaftliche Name der Ringelblume, Calendula officinalis, verweist mit dem zweiten Wort auf diese traditionelle pharmazeutische Nutzung. Und bis heute wird sie gern in Salben und Tinkturen eingesetzt – und viele rühmen ihre wohltuende Wirkung.
DER BOTANISCHE GARTEN IN SEINER ORIGINALEN FORM
„Im Gartenführer von 1888 finden wir nicht nur die gewöhnliche Ringelblume, Calendula officinalis, sondern es sind damals weitere elf Ringelblumenarten im Garten vertreten gewesen“, sagt Thomas Huber: „Beispielsweise die Ackerringelblume und kupferfarbenen Exemplare oder auch die sizilianische Ringelblume.“ Dass Thomas Huber auf die alten Pflanzenlisten verweist, hat einen guten Grund: Heute orientieren sich die Fachleute bei der Anlage und Pflanzung wieder exakt an der Form, in der sich der Botanische Garten Karlsruhe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts präsentierte. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wollen diesen bedeutenden Garten mit seiner langen Geschichte möglichst authentisch und nah am historischen Eindruck dieser Zeit präsentieren. Die Grundlage dafür bilden die originalen Dokumente der Zeit – aber auch beispielsweise Grabungen, um die ursprüngliche Form von Pflanzbeeten und Wegen zu ermitteln.
LANGE TRADITION IN DER VOLKSMEDIZIN
Die Ringelblume wird schon so lange in Mitteleuropa kultiviert, dass ihre ursprüngliche Herkunft unbekannt ist. Angebaut wird sie weltweit. Geerntet werden vor allem die Blüten, die getrocknet weiterverarbeitet werden. Als Tee, in Salben oder Extrakten kommen sie in der Naturheilkunde zum Einsatz und sie sollen bei vielen Leiden helfen, etwa bei Hautentzündungen und bei der Wundheilung, bei Magen- und Darmgeschwüren und bei Menstruationsbeschwerden. Allerdings ergab die wissenschaftliche Überprüfung keinen ausreichenden Nachweis einer Wirksamkeit. Aber wegen der langen Tradition in der Volksmedizin und auch wegen Unschädlichkeit der Inhaltsstoffe darf Calendula officinalis weiter eingesetzt werden. Beliebt sind die gelben Blütenblätter auch in Kräuterteemischungen; die Lebensmittelindustrie nutzt sie als Farbstoff, etwa bei Käse und Butter. Und in früheren Zeiten streckten betrügerische Händler den kostbaren Safran mit den gemahlenen orangefarbenen Blüten.
ANSPRUCHSLOS – UND DOCH NICHT
Ringelblumen sind einjährig, können aber auch überwintern. Je nach Art werden sie bis zu 70 Zentimeter hoch. Die Calendula gehört zu den Korbblütlern; ihre Blütezeit dauert über den ganzen Sommer, von Juni bis Oktober. Die zahlreichen kleinen Samen mit ihrer typischen Hakenform werden durch Tiere oder einfach durch den Wind verbreitet, so dass sich die Ringelblumen leicht selber wieder aussähen. „Im Garten ist die Pflanze sehr einfach zu kultivieren“, erklärt Thomas Huber. „Der Samen wird an April an Ort und Stelle ausgesät und nach wenigen Wochen blüht es leuchtend gelb und orange im Garten.“ So einfach Kultur und Verbreitung auch sind, ist die Ringelblume doch auch eigenwillig, sagt Thomas Huber: „Sie breitet sich von selber im Garten aus – aber nur dann, wenn ihr der Standort gefällt.“ Am liebsten hat die Ringelblume einen vollsonnigen Standort und lockeren Boden – mehr verlangt sie nicht.
SERVICE
Die Außenanlagen des Botanischen Gartens Karlsruhe sind täglich ab 6.00 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit frei zugänglich. Seit kurzem werden hier auch wieder Führungen angeboten.