Freitag, 2. Juli 2021

Schloss und Schlossgarten Weikersheim | Allgemeines Frühe Kakaoschoten in Schloss Weikersheim – zum Tag der Schokolade am 7. Juli

Am 7. Juli 1550 soll die Schokolade das erste Mal nach Europa gekommen sein – heute wird an diesem Datum der „Tag der Schokolade“ begangen. Das exotische Getränk avancierte an den Höfen des Barock zum Modegetränk. Schloss Weikersheim, die Residenz der Grafen von Hohenlohe-Weikersheim birgt viele Schätze – und vielleicht sogar ganz besonders frühe künstlerische Darstellungen der exotischen Kakaoschoten. Im aktuellen Themenjahr „Exotik. Faszination und Fantasie“ richten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg den Blick auf exotische Wurzeln unserer heutigen Alltagskultur und ihre Spuren in den Monumenten des Landes – auch in Schloss Weikersheim.

FREUNDSCHAFTSGESCHENK AUS DER NEUEN WELT

Von den Mayas erhielten die spanischen Eroberer 1544 verschiedene Freundschaftsgeschenke für den spanischen König ‒ darunter auch ein Gefäß mit geschlagener Schokolade. Die Liste dieser Geschenke, die als erster Beleg für Schokolade in Europa gilt, besteht bis heute. Die Ureinwohner Südamerikas stellten aus den öligen Kakaobohnen ein nahrhaftes Getränk her, welches sie mit Mais, Pfeffer oder Honig mischten.

 

KAKAOSCHOTEN IM FAMILIENWAPPEN
In Schloss Weikersheim findet man die exotische Kakaoschote an mehreren Orten – und es sind, gerade einmal 50 Jahre nach dem Geschenk der Mayas entstanden, vermutlich mit die frühesten plastischen Abbildungen von Kakao in Europa! Besucherinnen und Besucher können die exotischen Früchte im prächtigen Allianzwappen an der Decke des Treppenturms finden. Das Wappen verbindet das Familienwappen von Gräfin Magdalena von Nassau-Katzenelnbogen mit dem Familienwappen ihres Ehemannes Graf Wolfgang II. von Hohenlohe. Gerahmt wird es von einem Früchtekranz, unter anderem mit aufgebrochenen Kakaoschoten.

 

EXTREM FRÜHE DARSTELLUNGEN IN WEIKERSHEIM

Die Stuckdekorationen sind am Ende des 17. Jahrhunderts entstanden, keine zwei Generationen nach dem ersten Kakao in Europa. Schloss Weikersheim besitzt damit wohl mit die frühesten Darstellungen von Kakao in Europa. Erst 100 Jahre später wurde die Schokolade, zusammen mit Tee und Kaffee, zum Modegetränk. Für die neuen Konsumgüter entstand eine ganz neue, elegante Genusskultur. Man trank die warmen Genussmittel bevorzugt aus einem exotischen und neuen Material: aus Porzellangefäßen. Gemeinsam traten diese Neuheiten ihren Siegeszug an. Ganz klar: Heute sind Porzellan und die exotischen Heißgetränke längst in unserem Alltag angekommen.

 

ZELEBRIERT: DER EXOTISCHE GENUSS 
Da es sich bei Schokolade um ein modisches Luxusgetränk gehandelt hat, wurde der Konsum im 18. Jahrhundert regelrecht zelebriert. Zeitgenössische Berichte überliefern das Spektakel: Bei Zubereitung und Ausschank der Schokolade kamen gleich mehrere Bedienstete zum Einsatz. Ein Diener quirlte die warme Schokolade auf einem Rechaud cremig, ein nächster füllte die Tasse und reichte sie und ein weiterer bot zum Abschluss ein Mundtuch an. Schokolade konsumierte man gern am Morgen – im Bett liegend! Getrunken wurde die kostbare Flüssigkeit aus einer speziellen Tasse, der sogenannten Trembleuse. Ihre Untertasse bietet durch einen hohen Standring aus Porzellan Halt: Er stabilisiert die Tasse, um auch mit zitternden Händen – der Name kommt vom französischen „trembler“ für zittern – und auf dem unebenen Bett keinen Tropfen des teuren Getränkes zu verschütten. Auch die Schokoladenkanne hatte eine ganze eigene Form, an der man sie heute noch in Porzellansammlungen erkennt. Typisch ist das Loch im Deckel, eine Aussparung für den Quirl, mit dem man die Schokolade schaumig rührte.

 

„SPEISE DER GÖTTER“ – GUT FÜR DIE GESUNDHEITK

Kakao wird heute in Mittel- und Südamerika, aber auch in Äquatorialafrika und Südostasien angebaut. Weltweit werden jährlich bis zu 4,8 Millionen Tonnen Kakao produziert. Der zu der Familie der Malvengewächse gehörende Kakaobaum wächst ursprünglich in den tropischen Regenwäldern Mittel- und Südamerikas. Ihre immergrüne Laubkrone zeichnet die Pflanze aus, die bis zu 20 Meter hoch werden und eine Frucht von bis zu 30 Zentimeter Länge tragen kann. Dem wohlschmeckenden Getränk aus diesen Früchten wurde im Barock sogar eine gesundheitliche Wirkung nachgesagt: Der niederländische Arzt Cornelius Dekker verteidigte im 17. Jahrhundert das neue Modegetränk Schokolade gegen Vorurteile: Die Schokolade „thut dem magen gut, (…) absonderlich wenn man nicht zuviel Zucker dazu thut.“

 

DIE DUNKLE SEITE DER SCHOKOLADE

Um die bittere Schokolade zu verfeinern, fügten die Europäer der flüssigen Kostbarkeit teuren Zucker bei. Dies machte die Schokolade zum Luxusgut, welches sich nur die Adligen oder die Oberschicht leisten konnte. Während die Zahl der indigenen Bevölkerung weiter durch Zwangsarbeit, Eroberungskriege und eingeschleppte Krankheiten sank, stieg die Nachfrage nach Kakao in Europa deutlich an. Um diesen Bedarf abzudecken, wurden zwischen 15 und 20 Millionen Menschen aus Westafrika verschleppt, um auf den Kakaoplantagen in Süd- und Mittelamerika versklavt zu werden. 

 

DER SIEGESZUG DURCH EUROPA
Der „Tag der Schokolade“ bezieht sich auf den Termin, an dem erstmals Schokolade nach Europa gelangt sein soll: der 7. Juli 1550. Zu Beginn kannte man nur die warme Trinkschokolade; die ersten Schokoladentafeln wurden im Jahr 1847 von dem englischen Unternehmen J. S. Fry & Sons erfunden. Ab diesem Zeitpunkt war es möglich, Schokolade in größeren Mengen zu produzieren. Dieses Ereignis läutete den Siegeszug des süßen Genussmittels durch alle Gesellschaftsschichten Europas ein.

 

THEMENJAHR „EXOTIK. FASZINATION UND FANTASIE“

Mit dem Themenjahr „Exotik. Faszination und Fantasie“ erkunden die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg in diesem Jahr die Wege von duftenden Gewürzen, kostbar gearbeitetem Kunsthandwerk und außergewöhnlichen Pflanzen nach Europa. Die Sucht und Sehnsucht nach Exotik bereicherte die höfische Inszenierung um viele Glanzpunkte. Auch die Kehrseite der Medaille wird beleuchtet: Die europäische Neugier und Besitzgier, der Wissens- und Expansionsdrang führten überall auf der Welt zu Gewalt und Ausbeutung von Mensch und Natur. Die Spuren dieses Phänomens entdeckt man überall in den Monumenten des Landes – und immer wieder auch an so unerwarteten Stellen wie im Allianzwappen des Weikersheimer Grafenpaares in Schloss Weikersheim.

 

SERVICE UND INFORMATION

Schloss und Schlossgarten Weikersheim sind wieder für Gäste geöffnet. Für einen Besuch des Schlosses sind notwendig: die Angaben der Kontaktdaten (vor Ort, über die Luca-App oder über das Kontaktformular, welches auf der Internetseite zu finden ist), außerdem gibt es eine Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung für Gäste ab 6 Jahren (medizinische Masken oder FFP2 Masken).

 

SCHLOSS UND SCHLOSSGARTEN WEIKERSHEIM

Geöffnet Di-So, Feiertag 10:00-18:00 Uhr, letzter Einlass 17:30 Uhr

Eintritt Schloss und Schlossgarten pro Person 5 €

Standardführungen: Erwachsene 6,50 €, Ermäßigte 3,30 €, Familien 16,30 €, Gruppen p. P. (ab 20 Personen) 5,80 €

 

KONTAKT UND INFORMATIONEN

Schloss Weikersheim
Marktplatz 11
97990 Weikersheim
Telefon +49 (0) 79 34.9 92 95-0
info@schloss-weikersheim.de

Download und Bilder