Freitag, 16. April 2021

Residenzschloss Ludwigsburg | Allgemeines 23. April, Welttag des Buches: Erinnerung an den bücherliebenden Herzog Carl Eugen

Der 23. April ist der Welttag des Buches – und den hätte mit Sicherheit auch Herzog Carl Eugen vor 230 Jahren gefeiert. Der Herrscher von Württemberg entwickelte sich mit zunehmendem Alter zu einem leidenschaftlichen Büchersammler. Der reiselustige Herzog ging daher auf bibliophile Entdeckungstouren wie im Frühjahr 1791 nach Paris, seine letzte Reise. In der französischen Hauptstadt kam der württembergische Herzog mit den Folgen der Französischen Revolution in Berührung – und der neuesten Mode, die er zusammen mit den neu erworbenen Büchern nach Württemberg brachte.

WELTTAG DES BUCHES – FEIERTAG DES LESENS

1995 erklärte die UNESCO den 23. April zum „Welttag des Buches“, dem weltweiten Feiertag für das Lesen, für Bücher und die Rechte der Autoren. Der 23. April ist außerdem der Todestag von zwei historisch bedeutenden Schriftstellern: William Shakespeare und Miguel de Cervantes. Heute sind Bücher für alle erschwinglich und überall stehen die Bibliotheken für alle Menschen offen. Im 18. Jahrhundert war das bei weitem noch nicht so: Der Besitz von Büchern war ein Statussymbol. Öffentlich zugängliche Büchersammlungen waren gerade erst im Entstehen – auch im Herzogtum Württemberg.

 

BÜCHERSCHÄTZE FÜR ALLE

Zum Welttag des Buches erinnern die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg an die letzte große Einkaufsreise des Herzogs in die französische Hauptstadt – im April vor genau 230 Jahren. Wie viele Herrscher investierte Herzog Carl Eugen Zeit und Geld, um sich eine ansehnliche Büchersammlung aufzubauen. Er machte seine Sammlung sogar öffentlich zugänglich: 1765 gründete er die „Herzogliche Öffentliche Bibliothek“, die heutige Württembergische Landesbibliothek, zu der die berühmte herzogliche Bibelsammlung gehört. Während Carl Eugen in früheren Perioden seines Lebens geradezu berüchtigt war für den spektakulären Aufwand seiner Hofhaltung, ging er in seinen späten Jahren Bücher kaufen: in Paris. Daran änderte auch die Französische Revolution nichts.

 

EINE LETZTE GROSSE REISE NACH PARIS

Am 1. Februar 1791 brachen Herzog Carl Eugen und seine zweite Frau Franziska von Schloss Hohenheim nach Paris auf. Über den kurzen Zwischenstopp im Residenzschloss Ludwigsburg notierte der württembergische Regent in seinem Reisetagebuch, dass dort eine „zärtliche Steifigkeit“ herrsche. Man ließ sich Zeit für die Reise: Erst am 9. März 1791 traf die Reisegesellschaft an der Seine ein. In Paris verbrachte das Herrscherpaar viel Zeit mit dem Besuch verschiedener Geschäfte: Carl Eugen suchte seltene Bücher für seine „Herzogliche Öffentliche Bibliothek“, die heutige Württembergische Landesbibliothek. Es ging ihm aber auch darum, auf dem Laufenden zu bleiben: Nach dem Besuch einer befreundeten Marquise vermerkte der Herzog in seinem Reisetagebuch, dass er den Stil, den er in ihren Räumen sah, in seinem Hohenheimer Schloss nachahmen wolle.

 

LÄRM UND KABALE IN DER NATIONALVERSAMMLUNG

1791 besuchte Carl Eugen Paris zum fünften Mal – doch so wie in diesem Jahr zeigte sich die Stadt an der Seine vorher nie: Die Französische Revolution von 1789 hatte die Stadt, das Land und die gesamte Gesellschaft verändert. Bei seiner vierten Reise bekam Herzog Carl Eugen davon wenig mit; sie fand einige Monate vor dem Sturm auf die Bastille statt. Auf die Situation im revolutionären Frankreich des Jahres 1791 blickte der Württemberger nun mit Abneigung, aber nicht ohne Interesse. Er besuchte die Nationalversammlung, eine Zusammenkunft, die an einer Verfassung arbeitete. Besonders unangenehm empfand der Herzog die Unordnung, den Lärm und die „Cabale“, die während der Sitzungen herrschten.

 

DIE REVOLUTION ALS WARNUNG FÜR WÜRTTEMBERG
Abends besuchte das herzogliche Paar mehrere Aufführungen in Pariser Theatern. Nachdem Herzog Carl Eugen und seine Frau ein Theaterstück über den Sturm auf die Bastille gesehen hatten, notierte er in seinem Reisetagebuch: „… eine Piece, die die erstaunlichsten Grundsätze der übertriebenen Freyheit enthält, die gewis kein Rechtsschaffener anhören kann.“ Die Revolution in Frankreich solle Württemberg als Warnung dienen, denn nur Ordnung und Gehorsam könne auf Dauer glücklich machen, schlussfolgerte er während seines Parisbesuchs. Und tatsächlich: Vom revolutionären Geist der französischen Nachbarn sollte nur wenig nach Württemberg übergreifen.

 

WELTWEITES LESEFEST

Seit 1995 findet jedes Jahr am 23. April der „Welttag des Buches“ statt. Mit dem weltweiten Aktionstag feiern die UNESCO das Lesen, Bücher und die Rechte der Autoren. Die UN-Organisation für Kultur und Bildung ließ sich dabei von dem katalanischen Brauch inspirieren, zum Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen und Bücher zu verschenken. Deutschlandweit finden seit 1996 zahlreiche Veranstaltungen und Lesungen statt, organisiert von Buchhandlungen, Verlagen, Bibliotheken, Schulen und Lesebegeisterten.

 

INFORMATION

Aktuell ist das Residenzschloss Ludwigsburg wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.

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