Mittwoch, 24. März 2021

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen | Allgemeines Zeitumstellung am Wochenende: Eine echte „Möllinger Uhr“ zeigt die Zeit am Schloss

In der Nacht zum kommenden Sonntag ist es wieder soweit: Im ganzen Land werden am frühen Morgen die Uhren auf Sommerzeit umgestellt – auch in einem die Jahrhunderte überdauernden Monument wie dem Schwetzinger Schloss. Die Turmuhr wurde von Johann Jacob Möllinger hergestellt. Der berühmte Uhrmacher war für die Kurfürsten Carl Philipp und Carl Theodor am kurpfälzischen Hof tätig.

DER KURFÜRST UND SEINE UHREN

Der technikbegeisterte Kurfürst Carl Theodor hätte an der Zeitumstellung vermutlich seine Freude gehabt – immerhin sammelte er mit Leidenschaft hochwertige Uhren. Viele von ihnen sind mit aufwendigen technischen Spielereien ausgestattet. Eindrucksvoll zeigt dies die erst vor Kurzem erworbene kurfürstliche Standuhr, die jetzt wieder an ihrem ursprünglichen Platz im Schloss Mannheim steht – ein Werk des berühmten Uhrmachers Johann Jacob Möllinger. Neben Uhrwerken für Standuhren fertigte der Meister auch Turmuhren an: Eine von ihnen befindet sich am Schloss Schwetzingen – ein Uhrwerk, das drei Ziffernblätter bedient. Zwei befinden sich an der Ehrenhofseite des Schlossgebäudes, eines an der Gartenseite.

 

MÖLLINGERS TURMUHREN

Turmuhren zählten zu Johann Jacob Möllingers Spezialgebiet: So stammt etwa die Uhr des Altpörtels in Speyer sowie das ursprüngliche Werk der Dreifaltigkeitskirche in Worms von ihm. Auch für die kurfürstliche Sommerresidenz in Schwetzingen lieferte Möller 1763 eine neue Turmuhr – eines seiner letzten Werke, bevor er starb: „AUF HOHEN FÜRSTERICHEN BEFEHL WURDE DIESES WERCK VON JACOB MÖLLINGER AUS NEUSTADT VERFERTIGT Ao. 1763.

1968 – über 200 Jahre später – wurde sie stillgelegt und durch eine elektromechanische Uhr ersetzt. Das originale Uhrwerk ist jedoch weitestgehend am alten Platz erhalten.

 

DIE MÖLLINGERS – EINE UHRMACHERDYNASTIE

Johann Jacob Möllinger wurde am 4. Dezember 1695 in Dühren bei Sinsheim geboren. Das Uhrmacherhandwerk erlernte er im kurpfälzischen Frankenthal. Als Mennonit war ihm eine Tätigkeit als Handwerker eigentlich untersagt, doch Möllinger erhielt eine Sondergenehmigung. 1721 zog er ins damalige Neustadt auf der Haardt, heute Neustadt an der Weinstraße. Dort gründete Möllinger seine Werkstatt, die aus bis zu zehn Gesellen bestand. Seine Uhren waren äußert begehrt – bis nach Nordamerika lieferte er seine Waren. Möllinger hatte acht Söhne und eine Tochter, die alle den Beruf des Uhrmachers erlernten und an verschiedenen Höfen tätig waren. Am bekanntesten ist sein Sohn Christian Mölllinger (1754-1799). Er ging nach Berlin und wurde 1780 Oberhofuhrmacher von König Friedrich dem Großen. Am 17. Januar 1763 starb Johann Jacob Möllinger in Neustadt.

 

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