EIN HOLPRIGER START
Ein ganzes Bündel von Herausforderungen erwartete Karl II. von Baden, als er im September 1552 im Alter von 23 Jahren Markgraf von Baden-Durlach wurde. Zunächst konnte Karl nur den nördlichen Teil der Markgrafschaft beherrschen, während im Süden sein Halbbruder Bernhard IV. regierte. Grund hierfür war, dass Karl aus der zweiten Ehe seines Vaters Ernst I. mit der rangniederen Ursula von Rosenfeld stammte. Für die direkte Nachfolge war dies ein Makel. Der Tod des Halbbruders bereits vier Monate später, am 20. Januar 1553, und auch des Vaters wenige Tage danach machten Karl im Februar 1553 zum alleinigen Markgrafen. Nun stand der neue Landesherr vor der Frage, die damals alle bewegte: Welcher Konfession sollte er folgen?
KARL II. WENDETE SICH DEM PROTESTANTISMUS ZU
Auch im äußersten Südwesten Deutschlands zeigten die Ideen der Kirchenreformatoren wie Martin Luther oder Johannes Calvin ihre Wirkung. Die unmittelbare Nähe zur katholischen Großmacht Österreich verzögerte allerdings eine schnelle Ausbreitung des Protestantismus, wie sie im Norden Deutschlands stattfand. So spielte bereits Karls Vater mit dem Gedanken, die Kirche in seiner Markgrafschaft zu reformieren. Doch erst Karl II. fühlte sich stark genug, um dem Land am 1. Juni 1556 eine neue Kirchenordnung zu geben.
DIE HOCHBURG ÜBER DIE JAHRHUNDERTE
1127 wurde die Burg des Adelsgeschlechts „von Hachberg“ zum ersten Mal in einer offiziellen Urkunde erwähnt. Fast einhundert Jahre später wählte Heinrich I. als Markgraf von Baden die Anlage als Herrschaftssitz. Die Burg blieb in der Folgezeit Verwaltungssitz, war aber auch militärisch von Bedeutung: Hinter den dicken mittelalterlichen Mauern drängten sich Soldaten mit ihren Familien. Markgraf Ernst I. ordnete nach 1515 an, dass die Festungsanlagen deutlich verstärkt werden sollten. Nicht ohne Grund: Im Bauernkrieg von 1525 versuchten unterdrückte Bauern die Burg zu erstürmen – und scheiterten.
DIE NEUE ZEIT VERÄNDERT DIE ALTE BURG
Markgraf Karl II. war nicht nur den Veränderungen in Glaubensfragen aufgeschlossen, welche die Reformation mit sich brachte. Zeitgleich breitete sich die Renaissance im deutschen Südwesten aus. Ein eindrucksvolles Zeugnis des neuen Baustils lässt sich beispielsweise im Heidelberger Schloss erleben, wo 1556 der Palast von Kurfürst Ottheinrich mit einer prächtigen Fassade entstand. Drei Jahre davor hatte Karl II. auf der Hochburg einen Neubau in Auftrag gegeben: Ab 1553 wurde die mittelalterliche Burg Emmendingen zu einem Renaissanceschloss umgebaut. In 20 Jahren Bauzeit entstand aber nicht nur ein repräsentativer Herrschaftssitz – zugleich wurde die Verteidigungsanlage auf die Höhe der Zeit gebracht.
ALS RUINE EIN SCHATZ
50 Jahre nach dem Tod Karls II. belagerten katholische Truppen im Dreißigjährigen Krieg die Burg und beschädigten sie teilweise. 1688 zerstörten französische Truppen endgültig die Festung. Die Ruine mit ihren mächtigen Mauern verfiel unbeachtet in den kommenden Jahrzehnten. Erst die Dichter und Maler der Romantik begeisterten sich Anfang des 19. Jahrhunderts für die Hochburg. Sie fühlten sich zwischen den trutzigen Mauern im Wald ins Mittelalter zurückversetzt und hielten die Atmosphäre in Zeichnungen und Poesie fest. Jahrzehnte später begannen Geschichtsbegeisterte, die Anlage vor dem weiteren Verfall zu retten – seit 1971 hat sich der Verein zur Erhaltung der Ruine Hochburg e.V. dieser Aufgabe verschrieben. Aus der alten Trutzburg ist ein touristischer Schatz geworden.
SERVICE UND INFORMATIONEN
Aktuell ist die Hochburg bei Emmendingen wegen der aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie geschlossen.