GESUNDE ERNÄHRUNG ODER SCHIERE NOT?
Essen in früheren Jahrhunderten war anders: Das erforderte schon allein die Versorgungssituation. In den Topf kam in den meisten Küchen, was in der Gegend oder gar auf dem eigenen Feld und im Garten wuchs. Und das hieß im deutschen Winter: wenig Abwechslung. Zwiebeln, Kraut und Rüben waren lagerfähige Gemüse, Getreide gab es als Brot und als Brei. Die Äpfel und Birnen aus dem Herbst konnte man dörren und so haltbar machen. Das ganze Jahr war von langen Fastenzeiten bestimmt – nicht nur, wie in der Gegenwart, zwischen Aschermittwoch und Ostern. Wie man mit dieser Kargheit umging, zeigt ein Blick in die Speisepläne des Klosters Maulbronn.
ESSEN IM KLOSTER: GENAU GEREGELT
Das Essen im Zisterzienserkloster war durch die Ordensregel des heiligen Benedikt bestimmt. Die Speisen waren fett- und nahezu fleischlos, gekocht wurden einfache Gemüsegerichte, Brei und Hülsenfrüchte. Das Fleisch vierfüßiger Tiere durften nur Kranke essen, den anderen Mönchen waren lediglich Fisch und Geflügel erlaubt. Jeder Mönch erhielt zusätzlich täglich ein Pfund Schwarzbrot und einen halben Schoppen Wein (0,27 Liter), der mit Wasser verdünnt wurde. Neben Brot gehörte Obst zu den Nahrungsmitteln, die fast täglich auf dem Speiseplan der Mönche standen. Es stammte zum großen Teil aus den klostereigenen Obstgärten. Doch manches ließ sich durchaus interpretieren: So galten Fische als „Flussgemüse“ und Biber aufgrund ihrer Schwanzflosse als Wassertiere.
DAS GEMEINSAME MAHL IM REFEKTORIUM
Aus heutiger Sicht hört sich die „Diät“ der Zisterzienserklöster geradezu gesund an. Der Wechsel im Jahreslauf von normalen und Fastenzeiten – den könnte man beinahe in modernen Ernährungsratgebern finden. Ganz bestimmt gesund und wohltuend war es, dass die Mahlzeiten gemeinsam und still eingenommen wurden. Die Mönche saßen nebeneinander an langen Tischen im Refektorium und verständigten sich mit Handzeichen, weil das Sprechen nicht erlaubt war. Wer gegen die Regel verstieß, konnte bestraft werden. Während des Essens las ein Mönch von der erhöhten Lesekanzel an der Ostwand des Herrenrefektoriums – wo ihn alle gut sehen konnten – aus der Bibel oder anderen theologischen Schriften vor. Nach dem Essen begaben sich die Mönche zu einem Dankgebet in die Kirche.
FASTEN IM JAHRESLAUF
In den arbeitsreichen Sommermonaten gab es täglich zwei Mahlzeiten, eine mittags und eine abends. Allerdings wurde jeden Mittwoch und Freitag gefastet: An diesen traditionellen Fastentagen stand nur eine Mahlzeit auf dem Plan. Auch im Winter wurde grundsätzlich nur einmal am Tag gegessen – ebenso während der heute noch bekannten Fastenzeit, den Tagen zwischen Fasching und Ostern; da gab es nur ein Abendessen. Diese Mahlzeit wurde immer so angesetzt, dass man am Tisch kein zusätzliches Lampenlicht brauchte.
TAG DER GESUNDEN ERNÄHRUNG
Anders als in der entbehrungsreichen Zeit in den Klöstern leben die Menschen der westlichen Welt heute im Überfluss. Reichtum und Überangebot haben zur Folge, dass nicht alle auf gesunde und ausgewogene Ernährung achten. Eine Initiative, die dem entgegenwirken soll, ist der „Tag der gesunden Ernährung“, der 2021 am 7. März stattfindet. Er wird vom Verband für Ernährung und Diätetik e.V. (VFED) bereits zum 24. Mal veranstaltet. In ganz Deutschland und den deutschsprachigen Nachbarländern finden jedes Jahr mehr als 2.000 Aktionen zu diesem Thema statt.
INFORMATION
Aktuell ist das Kloster Maulbronn wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen des Landes geschlossen.