Dienstag, 9. Februar 2021

Botanischer Garten Karlsruhe | Allgemeines 16. Februar 1732: Der Karlsruher Hofgärtner Christian Thran erreicht Afrika

Nach gut drei Monaten Reise erreichte Hofgärtner Christian Thran am 16. Februar 1732 Afrika. Auf der Expedition sollte er für den Karlsruher Schlossgarten, den Vorläufer des Botanischen Gartens, exotische Pflanzen sammeln. In einem Reisetagebuch schildert Thran seine Eindrücke der fremden, faszinierenden Kultur Nordafrikas. Zu den fremden Pflanzen, die er nach Karlsruhe brachte, gehören verschiedene Palmenarten und Kampferbäume.

EIN HOFGÄRTNER AUF REISEN

Der Botanische Garten Karlsruhe umfasst heute Pflanzen aus der ganzen Welt. Er wurde 1808 von Markgraf Karl Friedrich von Baden gegründet. Die Grundlagen für die umfassende Pflanzensammlung legte bereits Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach: Der Gründer der Stadt Karlsruhe war leidenschaftlicher Gärtner. Den Schlossgarten seiner Residenz wollte er mit Pflanzen aus fernen Ländern gestalten. Dazu schickte der badische Landesherr seinen Hofgärtner Christian Thran mit einer Expedition von Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen nach Algerien, Tunesien und Libyen. Zusammen mit den Gelehrten von „August dem Starken“ brach der gebürtige Däne im November 1731 zu der Afrika-Reise auf.

 

DAS TAGEBUCH DES HOFGÄRTNERS

In seinem Reisetagebuch hielt Christian Thran seine Eindrücke sehr detailliert fest. Über Rastatt, wo „das lustig und wohlgebaute Schloß“ besucht wurde, ging die Reise nach Südfrankreich. Am 24. Januar betrat die Expedition in Marseille das Schiff „Neptunus“ des englischen Kapitäns Wisom. Vor den Reisenden lag eine anstrengende Überfahrt mit einer britischen Schiffsmannschaft, die Thran inkompetent erschien: „Giengen wir bald nach dem Lande zu, bald in die See, und solches auß Unwissenheit des Capitains und Pilots, welche ihren Cours verlohren und nicht wusten, wo Algier lag“. Doch am Morgen des 16. Februars, heute vor 289 Jahren, „sahen wir sehr frühe Algier gantz weiß, zwischen denen Bergen“. 

 

DIE EXOTIK NORDAFRIKAS

In seinem Reisetagebuch beschrieb Christian Thran vor allem Eindrücke der afrikanischen Kultur, des Alltagslebens, der Landschaft und botanischer Besonderheiten. Er berichtet von den Märkten, auf denen europäische Sklaven verkauft wurden, von den Gebetsrufen der Muslime, vom Ramadan, von antiken römischen Überresten, von Empfängen und Tierjagden. Er sah Schildkröten, die sich „gantz von denenjenigen, so man hier zu Land hat“ unterschieden. Exotisch wirkten auf ihn die Gärten: Sie waren „mit vielen Orangenbäumen besetzt wie auch Granaten und Datteln, wir trafen auch bey 8 kleine Pysangen (Bananen) an“. Mit dem Tod August des Starken im Februar 1733 fand die Expedition nach fast zwei Jahren ihr jähes Ende.

 

EXOTISCHE PFLANZEN IM KARLSRUHER SCHLOSSGARTEN

Auf Thran gehen verschiedene Palmenarten und Kampferbäume zurück. Auch den Krapp, eine Nutzpflanze zum Färben von Stoffen, brachte er vermutlich aus Afrika mit. Noch im selben Jahr seiner Rückkehr veröffentlichte Thran ein Verzeichnis der Pflanzen des Karlsruher Schlossgartens: Von den 2.000 gelisteten Pflanzen waren 523 Exoten ‒ darunter 34 Aloe-Arten, 28 Ficoides, Sukkulenten, und 16 Geranium-Arten; außerdem Ananas, Banane, Granatapfel, Guajave und Kaffee. In einem späteren Pflanzenverzeichnis sind die Pflanzen des Karlsruher Schlossgartens mit einem Hinweis auf ihre afrikanische Herkunft versehen. Die exotischen Pflanzen fanden ihren Platz in den markgräflichen Glashäusern und auf den Freiflächen im Schlossgarten der markgräflichen Residenz.

 

LANGE TRADITION DES BOTANISCHEN GARTENS

An diese Anfänge in Baden knüpfte die Ehefrau seines Nachfolgers Karl Friedrich an: Markgräfin Karoline Luise schuf ab den 1760er-Jahren eine umfassende Pflanzensammlung nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten. Diese bildete den Grundstock des Botanischen Gartens, den ihr Ehemann 25 Jahre nach ihrem Tod 1808 gründete. Wie zur Zeit Christian Thrans wachsen heute wieder Kaffeepflanzen, Ananas und Bananen im Botanischen Garten Karlsruhe: Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg stellen mithilfe historischer Vorlagen den Pflanzenbestand aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts her.

 

INFORMATION

Aktuell ist der Botanische Garten Karlsruhe wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen des Landes geschlossen.

www.botanischer-garten-karlsruhe.de

www.schloesser-und-gaerten.de

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