Mittwoch, 10. Februar 2021

Residenzschloss Rastatt | Allgemeines Homeschooling im Fürstenhaus: Unterricht für Markgräfin Sibylla Augusta

Homeschooling – das ist für viele Familien heute eine Herausforderung. Zu Zeiten von Prinzessin Sibylla Augusta war der Unterricht zuhause ein Privileg, denn die meisten Mädchen erhielten gar keine Ausbildung. Für Sibylla Augusta und ihre Schwester war der Einzelunterricht im Schloss der Familie zugleich eine Notwendigkeit: Die Kenntnisse, die man als spätere Ehefrau eines hochrangigen Fürsten brauchte – die lernte man an keiner Schule.

SIBYLLA AUGUSTA VON SACHSEN-LAUENBURG

Wie sah die schulische Ausbildung der späteren Regentin der Markgrafschaft Baden-Baden aus? Sibylla Augusta, geboren am 21. Januar 1675 auf Schloss Ratzeburg, stammte aus der bedeutenden böhmischen Familie Sachsen-Lauenburg. Ihr Vater, Julius Franz von Sachsen-Lauenburg war einer der wohlhabendsten Fürsten des Reiches. Ihre Mutter, Maria Hedwig Auguste von Pfalz-Sulzbach starb, als Sibylla Augusta sechs und ihre Schwester neun Jahre alt waren. Gräfin Polixena von Werschowitz übernahm beider Erziehung.

 

ZWEI PRIVILEGIERTE PRINZESSINNEN 

Sibylla Augusta und ihre Schwester lebten als reiche Prinzessinnen in einer ganz außerordentlichen Situation. Im späten 17. Jahrhundert war es nach wie vor weithin unüblich, dass Mädchen Zugang zu Bildungseinrichtungen hatten. Bei der sozialen Stellung der beiden Prinzessinnen war jedoch klar, dass sie gut ausgebildet werden mussten: Denn angesichts von Reichtum und Macht der Familie würden die beiden später in eine bedeutende Rolle verheiratet werden. Geistliche des Piaristenordens übernahmen den Unterricht der beiden Schwestern. Was genau auf dem Lehrplan stand, weiß man nicht – aber immerhin beherrschte Sibylla Augusta mit neun Jahren genug Französisch, um ihrem Großvater einen Brief in dieser Sprache zu schreiben.

 

DIE PRINZESSIN SAMMELTE REZEPTE

Zugleich gehörten aber wohl auch ganz lebenspraktische Dinge zu ihrer Ausbildung: Davon zeugt ein Notizbuch in vier Bänden. Hier trug die spätere Markgräfin ab ihrem 13. Lebensjahr die unterschiedlichsten Hinweise und Rezepte ein: Tipps für Salben und Reinigungsmittel oder für die Zubereitung besonderer Speisen. Die Bände haben sich erhalten – und bieten ein ganz verblüffendes Bild von den alltäglichen Themen, mit denen sich die junge Sibylla Augusta und ihre Schwester befassten.

 

VON DER AUSBILDUNG IN DIE EHE

Als der Vater der Prinzessinnen, Julius Franz von Sachsen-Lauenburg, 1689 starb, waren die beiden Mädchen sehr reiche Waisen. Die vierzehnjährige Prinzessin Sibylla Augusta und ihre drei Jahre ältere Schwester waren die begehrtesten Partien auf dem Heiratsmarkt der Zeit – ihre Ausbildung war damit beendet. Der Vater hatte den Kaiser zu ihrem Vormund eingesetzt, der mit den vermögenden Prinzessinnen zwei seiner verdientesten Militärs belohnen wollte. So wurde Sibylla Augusta die Ehefrau des beträchtlich älteren „Türkenlouis“, des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden.

 

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