DER START DES „ÖCHSLE“
Der Ursprung der historischen Schmalspurbahn reicht zurück bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts: 1850 wurde die Südbahn, die Verbindung zwischen Ulm und Friedrichshafen, fertiggestellt. Auch zwischen Biberach und Ochsenhausen wünschte man sich eine Eisenbahnstrecke. Aus diesem Grund beschäftigte sich die Königliche Württembergische Staatseisenbahn mit einem möglichen Schienennetz, das von Biberach (Riß) über Ochsenhausen nach Memmingen führen sollte. Gebaut wurde schließlich die Verbindung von Biberach über Warthausen nach Ochsenhausen – als Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 750 Millimeter, die für Württemberg typisch war. Die erste Teilstrecke, von Warthausen nach Ochsenhausen, wurde bereits im November 1899 in Betrieb genommen. Ein Jahr später folgte die Verbindung zwischen Biberach und Warthausen: Sie wurde im März 1900, vor gut 120 Jahren, für den Bahnverkehr freigegeben.
VOM VERKEHRSMITTEL ZUM DENKMAL
1920 übernahm die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft das „Öchsle“ und modernisierte in Teilen die Infrastruktur der Bahnstrecke. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlagerte sich der Verkehr zunehmend von der Schiene auf die Straße. Man fuhr lieber mit dem eigenen Auto, und Verkehrsmittel wie die Schmalspurbahn gerieten „aus der Mode“. Der letzte Öchsle-Personenzug fuhr 1964, die Strecke wurde kaum befahren und sollte ab 1981 stillgelegt werden. Zu der Zeit erkannte man den Wert der Schmalspurbahn als technisches Denkmal: Seit 1982 kümmert sich der „Öchsle Schmalspurverein e. V.“ um die Schienenstrecke, Fahrzeuge und Gebäude. Rund 50 aktive Mitglieder halten das „Öchlse“ am Laufen und führen an gut 75 Tagen im Jahr Fahrten mit der historischen Dampflokomotive durch. Im September 2020 wurde der Verein für sein bürgerschaftliches Engagement mit dem Bürgerpreis der Denkmalstiftung Baden-Württemberg ausgezeichnet.
DAS BENEDIKTINERKLOSTER IN OCHSENHAUSEN
Die ehemalige Benediktiner-Reichsabtei wurde im 11. Jahrhundert gegründet, und im 18. Jahrhundert um die eindrucksvollen Neubauten erweitert, die bis heute das Landschaftsbild prägen. Das Barockkloster war ein bedeutender Ort der Bildung und der Wissenschaft: Davon zeugen der eindrucksvolle Bibliothekssaal des Klosters, aber auch die Sternwarte, die erste im süddeutschen Raum. Hier hat sich der imposante Azimutalquadrant erhalten: Mit dem fast drei Meter hohen Messgerät wurden im 18. Jahrhundert die Positionen der Gestirne bestimmt. Im letzten Jahr wurde die ehemalige Klosterkirche St. Georg durch Papst Franziskus zur „Basilica minor“ erhoben: Der Ehrentitel würdigt die Kirche als geistliches Zentrum und Veranstaltungsort. Zur kostbaren Ausstattung der Kirche gehört die große Orgel von Joseph Gabler aus dem 18. Jahrhundert. Kloster Ochsenhausen ist ein Höhepunkt der Oberschwäbischen Barockstraße.
INFORMATION
Wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ist das Kloster Ochsenhausen nach der aktuellen Corona-Verordnung des Landes bis einschließlich Sonntag, den 20. Dezember 2020 geschlossen. Die beliebten Winter- und Nikolausfahrten des Öchsle und der stimmungsvolle Weihnachtsmarkt im Kloster Ochsenhausen finden in diesem Jahr coronabedingt nicht statt.