EIN SCHWIERIGES VERHÄLTNIS
Am 11. September 1805, vor genau 215 Jahren, trat der württembergische Prinz von Paris aus die Rückreise nach Stuttgart an. Zum ersten Mal seit zwei Jahren sollte er seinen Vater, mit dem er bitterlich zerstritten war, wiedersehen. Friedrich Wilhelm Carl (1781-1864) – besser bekannt unter seinem späteren Königstitel Wilhelm I. – war der Sohn Herzog Friedrichs II. von Württemberg (1754-1816), der ab 1806 als Friedrich I. der erste württembergische König war. Das Verhältnis der beiden war schon lange von Auseinandersetzungen geprägt. Sowohl der Vater als auch der Sohn waren eigensinnig. Um den Willen Wilhelms zu brechen, schlug der Vater ihn wiederholt, so „daß die Köpfe verbunden werden mußten“. Mit den Jahren lehnte sich der Thronfolger zunehmend auf. 1799 plante Wilhelm sogar seine Flucht aus Württemberg. Als dies bekannt wurde, nahm ihn sein Vater in Arrest.
FLUCHT NACH FRANKREICH
Der Konflikt zwischen Vater und Sohn verschärfte sich: 1803 floh Wilhelm nach Paris – zusammen mit seiner Geliebten Therese von Abel. Das war für Friedrich eine mehrfache Provokation: Nicht nur war die Geliebte seines Sohnes eine bürgerliche Frau; sie war sogar die Tochter eines politischen Gegners. Thereses Vater war der juristische Berater der württembergischen Landstände, mit denen der Herzog in scharfer Konfrontation stand.
WILHELM UND NAPOLEON
Friedrich II. bemühte sich, seinen Sohn wieder nach Württemberg zu holen. Inzwischen waren sogar Kinder des Paares zur Welt gekommen; allerdings waren die Zwillinge bald nach der Geburt gestorben. Unter anderem, um eine Genehmigung zum Heiraten zu erhalten, wandte sich der württembergische Prinz an Napoleon, damals noch Erster Konsul der Französischen Republik und durchaus dem Prinzen zugeneigt. Die Ehe gestattete er jedoch nicht – auch, weil Friedrich interveniert hatte. Das führte schließlich zur Trennung des Paares im Jahr 1804.
RÜCKKEHR NACH WÜRTTEMBERG
Es war der 11. September 1805, als Wilhelm aus Paris abreiste. Der Grund dafür war, dass Wilhelm von einer politischen Intrige des französischen Herrschers gegen seinen Vater erfahren hatte. Rasch kehrte der Prinz nach Württemberg zurück. Vater und Sohn sahen ein, dass sich ihre Beziehung normalisieren musste – auch wenn es nur aus politischen Gründen war.
BRUCH MIT DEM VATER
Als Wilhelm elf Jahre später nach dem Tod des Vaters König wurde, nahm er in vielen Fragen gegensätzliche Positionen ein. Ganz konkret zeigt dies das Residenzschloss Ludwigsburg. Friedrich hatte die schöne Jahreszeit gerne hier in seiner Sommerresidenz verbracht. Dafür hatte er das Schloss königlich umbauen lassen – an der Außenfassade prangte eine goldene Krone über dem neuen Landeswappen und die gesamte Beletage im Neuen Hauptbau war in elegantem Klassizismus von Hofbaumeister Nikolaus Friedrich von Thouret umgestaltet worden. Wilhelm aber hielt sich lieber im Neuen Schloss in Stuttgart auf. Nur zu wenigen Veranstaltungen begab er sich nach Ludwigsburg. Das Residenzschloss diente jetzt vor allem als Witwensitz für seine Stiefmutter Charlotte Mathilde.
Bildnachweis
König Wilhelm I. als Kronprinz, um 1810/11. Gemalt von Philipp Friedrich von Hetsch.
Fotorechte: Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Archiv Ludwigsburg
Königskrone über dem neuen Wappen Württembergs an der Außenfassade des Residenzschlosses Ludwigsburg.
Fotorechte: Staatliche Schlösser und Gärten, Günther Bayerl
SERVICE UND INFORMATION
ÖFFNUNGSZEITEN Schloss Ludwigsburg
Geöffnet: Mo - So & Feiertag 11.00 bis 16.00 Uhr, letzter Einlass 15.30 Uhr
Besondere Hinweise:
freier Rundgang durch ausgewählte Räume möglich, Führungsangebote an den Wochenenden;
Appartement Carl Eugen und Keramikmuseum geöffnet;
Kinderreich, Modemuseum, Barockgalerie, Theatermuseum und Lapidarium geschlossen
Ausstellung „HUNDERTWASSER – Friedensvertrag mit der Natur“ ab 19. August Mi - So & Feiertag 11.00 bis 16.00 Uhr
PREISE
Erwachsene: 8,00 €, Ermäßigte 4,00 €, Familien 20,00 €
INFORMATIONEN
Residenzschloss Ludwigsburg
71634 Ludwigsburg
Telefon +49(0)71 41.18 64 00
info@schloss-ludwigsburg.de