DAS LEBEN EINES GENIALEN ORGELBAUERERS
Joseph Gabler erlernte im Kloster Ochsenhausen, seinem Geburtsort, das Schreinerhandwerk. Erst auf der Wanderschaft kam er in Kontakt mit dem Instrumentenbau und erlernte schließlich in Mainz die Kunst des Orgelbaus. Nach Ochsenhausen zurückgekehrt schuf er von 1728 bis 1736 seine erste große Orgel. Sie hat sich bis heute in der Klosterkirche St. Georg erhalten. Danach lebte er mit seiner Familie in Weingarten, wo er bis 1750 die große Orgel der Klosterkirche baute. Zu seinen weiteren Werken gehört die Chororgel in Zwiefalten. Die letzten Lebensjahre verbrachte er in Bregenz – hochverschuldet. Für den bedeutenden Instrumentenbauer passend war sein Tod: Beim Bau der Orgel in der Stadtkirche traf ihn der Schlag.
VON GRÖSSTER BEDEUTUNG
Joseph Gabler gilt heute, neben Johann Nepomuk Holzhey und Karl Joseph Riepp, als der bedeutendste Orgelbauer in Oberschwaben. Durch seine Doppelbegabung als Schreiner und Instrumentenbauer war er fähig, das barocke Ideal eines alle Bereiche und Sinne umfassenden Kunstwerkes zu schaffen. Seine Orgeln vereinen den grandiosen Klang des Musikinstruments mit der grandiosen Gesamtkonzeption als Raumkunstwerk und einer bis ins Detail durchgearbeiteten Gestaltung. Sie begeistern zugleich die Augen und die Ohren. In Weingarten und Ochsenhausen stattete er die großen Orgeln mit einem Spietisch aus, der frei vor dem Orgelprospekt steht. Der Vorteil: Der Organist blickt nicht in Richtung Orgel, sondern hat freie Sicht zum Altar oder zum Dirigenten. Diese Anordnung wurde im 18. Jahrhundert von den meisten süddeutschen Orgelbauern übernommen.
HIMMLISCHE KLÄNGE
Mit ihren 47 Stimmen und dem prachtvollen Aufbau, dem sogenannten Prospekt, gehört Joseph Gablers erstes eigenständiges Instrument, die Orgel in der Klosterkirche St. Georg von Ochsenhausen, zu den bedeutendsten in Süddeutschland. Reich verziert nimmt sie die ganze Westempore ein – wahrhaftig eine „Königin der Instrumente“. Im symmetrisch aufgebauten Prospekt fallen sofort die Pfeifen auf: Obwohl manche Pfeifen beschädigt oder in früheren Zeiten nicht immer sachgerecht repariert wurden, sind 2.457 Pfeifen aus Gablers Hand erhalten. Insgesamt verfügt das Werk heute über 3.174 Pfeifen. Gabler hat sich für Ochsenhausen eine liebenswerte Spielerei einfallen lassen. Sobald der Organist ein bestimmtes Register zieht, erscheint das Ochsenhausener Wappentier an der oberen Kante vom mittleren Prospekt.
DIE SANIERUNG DER ORGEL VON 2000 BIS 2004
Zwei renommierte Orgelbaufirmen waren an der Sanierung und Restaurierung beteiligt. Zunächst musste der Zustand der Orgel ganz genau untersucht werden, um eine Rekonstruktion des Zustandes von 1753 zu ermöglichen. Zu restaurieren waren der Spieltisch, die Windladen, die Mechanik, das Gebläse, das Pfeifenwerk und das Gehäuse. Das Wichtigste war die sogenannte Disposition. Hier bestimmten die Orgelbauer die Gesamtanlage für die Orgel, das Zusammenspiel zwischen Registern, Manualen, Trakturen und Stimmungen. Seither erklingt die Orgel wieder so, wie sie wohl auch von den Kirchenbesuchern und Zuhörern im 18. Jahrhundert erlebt wurde.
Service und Information
Klostermuseum im Fürstenbau
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