EIN ADELIGER STIFTER
Der 15. Mai 1138 gilt der historischen Forschung als der Tag, an dem das junge Kloster geweiht und offiziell zur Abtei erhoben wurde. Damit war die Stiftung Guntrams von Adelsreute auch rechtlich abgesichert. Für Salem bedeutete das, dass dem Kloster von nun an ein Abt vorstand, eine beträchtliche Erhöhung in Rang und Bedeutung. Bereits 1134 hatte der Adlige dem Zisterzienserorden ansehnliche Teile seines Besitzes am Bodensee gestiftet. Damit war eine erste wichtige Voraussetzung für die Klostergründung erfüllt: Denn die Grundlage dafür war Besitz, der dauerhaft Einnahmen erbrachte und so die Versorgung der Mönche sicherstellte.
SALMANSWEILER UND ZWÖLF HOFSTELLEN
Im Fall Salems war dies nicht nur der Weiler „Salmaneswilare“, sondern auch – wie bei Klöstern der Regelfall – Hofstellen. Eine Hofstelle entspricht der Fläche, die eine bäuerliche Familie mit einem Pflug bearbeiten konnte; Salem erhielt insgesamt 12 solcher „Hufen“ geschenkt. Der Legende nach soll Guntram von Adelsreute durch eine ergreifende Predigt des Zisterziensermönchs Bernhard von Clairvaux – dem wohl bekanntesten Mönch des Zisterzienserordens – zu seiner Stiftung bewegt worden sein. Guntram von Adelsreute lag mit seiner Stiftung im Trend der Zeit: Der Zisterzienserorden, 1098 in Frankreich gegründet, fand rechts des Rheins, im heutigen Deutschland, rasch Verbreitung.
MÖNCHE AUS DEM ELSASS
Die Zisterzienser waren vorsichtig und gründlich. Sie überprüften zuerst, ob die im Jahr 1134 gespendeten Güter ausreichend Einkommen zum Erhalt des Klosters garantierten. Drei Jahre später, 1137, machte sich eine Gruppe an Mönchen aus dem elsässischen Kloster Lützel an Pfingsten auf den Weg an den Bodensee. Salem sollte die erste Niederlassung der Zisterzienser in dieser Region werden. Eine steile Karriere begann: Nach Erhebung zur Abtei am 15. Mai 1138 wurde die Stiftung noch im gleichen Jahr von den umliegenden Adligen des Linzgaus und vom Bischof von Konstanz bestätigt. Darauf schenkte Guntram von Adelsreute dem Kloster weiteren Besitz – bedeutend mehr als bei seiner ersten Stiftung.
WÜRDE DURCH ALTER
1140 erfolgte die Bestätigung durch Papst Innocenz II., zwei Jahre später die des deutschen Königs Konrad III., der das Kloster seinem Schutz unterstellte. Nachdem Salem so bestätigt und abgesichert war, schlossen sich viele weitere Adelige an und ergänzten Schenkungen und Stiftungen. Diese Zuwendungen hielten das ganze Mittelalter hindurch an. In der Geschichtsschreibung der Salemer Zisterzienser wird das Jahr 1134, zum Teil aber auch 1137 als Gründungsjahr angegeben. Für die Salemer Mönche war es wichtig, dass das Gründungsjahr möglichst früh lag. Ihr Platz in der Rangordnung des Zisterzienserordens hing hiervon ab.
ZEUGNIS VON MACHT UND REICHTUM
Kloster Salem stieg im Laufe der Jahrhunderte zu einem der bedeutendsten und reichsten Klöster am Bodensee auf. Noch heute legen eindrucksvolle Bauten wie das mittelalterliche Münster oder die barocke Klosteranlage hiervon Zeugnis ab. Noch am Ende des 18. Jahrhunderts war der Hinweis auf die Entstehung des Klosters so wichtig für den Salemer Abt, dass bei der neuen Alabasterausstattung des Münsters ein großes Stiftermonument errichtet wurde – im Zentrum der Kirche, in der Vierung. Eine Tafel erwähnt insgesamt vier Stiftungsakte: Die erste Stiftung durch Guntram von Adelsreute 1134, die Bestätigung Salems durch König Konrad III. 1142, eine umfassende Stiftung durch Erzbischof Eberhard II. von Salzburg 1202 sowie die Verleihung der Pontifikalien 1384, der Würdezeichen eines Bischofs. Zwar wird Papst Urban VI., der diese hohen Würdezeichen vergab, auf der Tafel namentlich nicht genannt – dennoch ist er als kunstvolle Alabasterfigur neben der Tafel verewigt.
Service und Information
Kloster und Schloss Salem
Geöffnet ab Dienstag, 12. Mai 2020; Mo - Sa 9.30 bis 18.00 Uhr, So und Feiertag 10.30 bis 18.00 Uhr
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