Dienstag, 21. April 2020

Schloss Favorite Rastatt | Allgemeines Am 24. 4. 1739 stirbt Karl-Franz Hannong, Gründer einer Fayence-Manufaktur

Am 24. April 1739, heute vor 281 Jahren, starb Karl-Franz Hannong im Alter von 70 Jahren. Der niederländisch-französische Keramiker und Unternehmer gründete in Straßburg eine Fayence-Manufaktur, die großen Erfolg haben sollte. Einige der Glanzstücke der markgräflichen Sammlungen in Schloss Favorite stammen aus der Produktion der Familie Hannongs: die berühmten „Schaugerichte“, Gefäße in Form von Tieren, Früchten und Gemüsen.

KÜNSTLERISCHER KOSMOPOLIT

Karl-Franz Hannong wurde 1669 im niederländischen Maastricht geboren. In Köln, wo er einige Jahre lebte, heiratete er Anne Nicke, Tochter eines Pfeifenherstellers. Über die Zwischenstation Mainz ging es 1709 endgültig nach Straßburg. 1721 gründete er mit dem Porzellanmaler Johann Heinrich Wachenfeld die Fayence-Manufaktur Compagnie Strasbourg-Haguenau in Straßburg, die bis 1784 von Mitgliedern der Familie geleitet wurde, über drei Generationen.

 

GRÜNDUNG DER MANUFAKTUR

Wachenfeld hatte bereits 1719 eine Fayencen-Manufaktur, mit der Unterstützung der Stadt Straßburg, eröffnet. Er hatte angegeben im Besitz des sogenannten Arkanums, dem Wissen, wie man echtes Porzellan herstellen kann, zu sein. Mit diesem Unternehmen war ihm allerdings kein Erfolg beschieden, da er Probleme mit dem Brand hatte. Aus diesem Grund schloss er sich am 18. August 1721 mit Karl-Franz Hannong zusammen und gemeinsam führten sie die Fayencen-Manufaktur zum Erfolg. Wachenfeld verließ 1723 Straßburg und ging nach Durlach, wo er eine eigene Fabrik eröffnete. Hannong arbeitete nun mit vier Gesellen, pachtete bald darauf von der Stadt die Glasurmühle und gründete 1724 eine weitere Fayence-Manufaktur in Haguenau, die er zusammen mit der Straßburger Niederlassung 1730 an seine Söhne übergab. 1732 zog er sich endgültig aus dem Geschäftsleben zurück.

 

ZUM REINBEISSEN

Die in Straßburg produzierte Fayence – so nennt man Keramik mit deckender, zinnoxidhaltiger Glasur in kräftigen Farben – erfreute sich rasch großer Beliebtheit. Die berühmten „Schaugerichte“ im Schloss Favorite Rastatt stellte die Manufaktur unter der Leitung Paul Hannong, dem Sohn von Karl-Franz, in den Jahren 1748 bis 1753 her. Täuschend echt sehen die keramischen Kunstwerke aus und sie bedienten die barocke Lust an der kunstvollen Täuschung. Enten und andere Wildvögel, ein Keilerkopf, eine Schildkröte, Kohlköpfe, Zitronen, Spargel: Kaum sichtbar verläuft die Fuge zwischen Gefäß und Deckel und folgt den natürlichen Linien des Gegenstandes. Auch wenn man die Schaugerichte durchaus benutzen kann: Wahrscheinlich waren die keramischen Meisterwerke mit ihrer naturalistischen Bemalung kaum je als Geschirr im Einsatz. Sie waren kostbare Sammelstücke und repräsentative Dekoration – eher keramische Skulpturen als Tafelware. Markgraf Ludwig Georg, der jagdbegeisterte „Jägerlouis“ und Sohn von Markgräfin Sibylla Augusta, hatte sie in der Fayencemanufaktur Straßburg erworben.

 

GESCHICHTE DER FAYENCEN

Fayencen sind Keramiken aus Ton mit zinnoxidhaltiger Glasur. Lange bevor man in Europa Porzellan herstellen konnte, imitierte man durch die weiß glasierten Fayencen mit blauem Dekor das chinesische Porzellan. Während der Renaissance erfanden Kunsthandwerker in Spanien und Italien eine eigene Art der Keramikglasur; nach ihrem Haupthandelsort, der Baleareninsel Mallorca, erhielt sie den populären Namen Majolika. In Frankreich wiederum wurde diese Luxuskeramik mit der italienischen Stadt Faenza verbunden und daher als Fayence bezeichnet.

 

Information
Aktuell ist das Schloss Favorite Rastatt wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.

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