Dienstag, 14. April 2020

Grabkapelle auf dem Württemberg | Allgemeines 2020: 70 Jahre Familie Grau auf der Grabkapelle. 1950 Beginn mit Otto Grau

Seit sieben Jahrzehnte leben und arbeiten die Mitglieder der Familie Grau für die Grabkapelle auf dem Württemberg: 1950 übernahm Großvater Otto Grau die Stelle als Kapellenverwalter – und heute ist es seine Enkelin Christiane Grau, die den Betrieb auf dem Württemberg betreut. Der Geburtstag von Otto Grau am 19. April brachte die Familie zum Nachrechnen. „Diese einzigartige Kontinuität der Familie Grau auf der Grabkapelle ist ein großer Schatz und für das Wissen und die Tradition als Grundlage unserer Arbeit von großer Bedeutung“, sagt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Aktuell ist die Grabkapelle wie alle Kultureinrichtungen mindestens bis zum 19. April geschlossen und kann nicht besichtigt werden.

GROSSVATER, ONKEL, MUTTER, TOCHTER

Seit 70 Jahren gehören Familie Grau und die Grabkapelle auf dem Württemberg zusammen. Den Anfang machte Otto Grau im Jahr 1950, der Großvater der heutigen Kapellenverwalterin Christiane Grau. Nach Otto Grau übernahm sein Schwiegersohn Heinrich Göttinger, dann seine Schwiegertochter Doris Grau die Kapelle. Der Geburtstag von Otto Grau – er wurde am 19. April 1911 geboren – gibt Anlass, an die sieben Jahrzehnte Familientradition auf dem Württemberg zu erinnern. Christiane Grau erzählt: „Mein Opa war ursprünglich Landschaftsgärtner bei der Wilhelma und wohnte zu der Zeit mit seiner Familie in Gerlingen.“ So fing die gemeinsame Geschichte der Familie Grau mit der Grabkapelle an.

 

AM ANFANG: GRABKAPELLE ODER SOLITUDE?
Großvater Otto Grau übernahm 1950 die Verwaltung auf dem Württemberg – und die Chancen standen damals genauso gut für Schloss Solitude: „Das hätte den Großvater auch als Arbeitsplatz interessiert, dann wurde er aber auf der Kapelle gebraucht.“ Nach dem Tod von Otto Grau im Jahr 1968 übernahm sein Schwiegersohn Heinrich Göttinger die Aufgabe – und verließ dafür seinen bisherigen Arbeitgeber Daimler-Benz. Als er 1993, nach 25 Jahren Kapellenverwaltung, in Rente ging, gab es Überlegungen, die Grabkapelle zu schließen. Der Protest der Bevölkerung war enorm: Davon zeugen viele Zeitungsartikel im Grau’schen Familienarchiv.

 

DORIS GRAU UND DIE STAATLICHEN SCHLÖSSER UND GÄRTEN

Man entschied sich, die Kapelle weiter der Öffentlichkeit zugänglich zu machen – mit eingeschränkten Öffnungszeiten. Doris Grau, Otto Graus Schwiegertochter, folgte ihrem Schwager Heinrich Göttinger 1994 als Verwalterin. Auf dem Berg wohnte sie mit ihrer Familie schon seit 1974. Doris Grau sorgte nun im Auftrag der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg für ein neues Besucherangebot: Sonderführungen zur Geschichte des Monuments wurden Teil des Programms und Kinderführungen mit der Kirchenmaus Amalie und viele weitere neue Dinge. 2010 wurde Doris Grau in den Ruhestand verabschiedet, präsent war sie aber noch lange auf dem Württemberg – auch heute immer wieder.

 

CHRISTIANE GRAU SEIT 2015

Ihre Tochter Christiane Grau übernahm die Familienaufgabe Grabkapelle nach einer Interimszeit von fast fünf Jahren. Ihre eigene Biographie ist ganz untrennbar mit der Grabkapelle verwoben: Sie ist im historischen Verwalterhaus bei der Grabkapelle aufgewachsen. Inzwischen wohnt sie nicht mehr im Verwaltergebäude, aber nach wie vor auf dem Rotenberg. Christiane Grau hat Germanistik und Anglistik studiert und Buchhändlerin gelernt und gibt dem Programm auf der Grabkapelle seit 2015 viele neue Akzente. Für sie ist es wichtig, dass die Verbundenheit der Menschen aus der unmittelbaren Nachbarschaft zum Tragen kommt: Vereine und Institutionen engagieren sich an der Grabkapelle, Kindergärten und Kirchengemeinden betreiben an schönen Herbstwochenden den Kuchenverkauf, den die Spaziergänger begeistert annehmen, die Chöre aus der Umgebung treten in der Kapelle auf. Jüngere Menschen nehmen begeistert die musikalischen „Abende auf den Stufen“ wahr, die seit 2018 an schönen Sommerabenden die besondere Stimmung auf dem Württemberg aufgreifen.

 

FAMILIENTRADITION ZUM FREUEN

Christiane Grau und Doris Grau finden es gut, dass es mit der Familientradition auf dem Württemberg weitergeht. Inzwischen zeigt sich auch eine Urenkelin von Otto Grau regelmäßig an der Grabkapelle: Christiane Graus kleine Tochter Lotte kennt den Ort seit ihrer Kindergartenzeit. „Als der Geburtstag von Opa Otto Grau in diesem Jahr näherkam, fiel uns allen auf, dass wir seit sieben Jahrzehnten mit der der Grabkapelle leben“, sagt Christiane Grau „und auch, dass diese Tradition ein Anlass zum Freuen und zu Stolzsein ist.“ Und ein aktuelles Familienfoto am Ort der Familiengeschichte? Lieber nicht, ist das einhellige Votum der Familie: In Coronazeiten ist die Distanz wichtig und: „ein Bild mit ausreichend viel Abstand zwischen uns sieht nach nix aus.“

 

WEGEN DER EPIDEMIE GESCHLOSSEN
Aktuell ist die Grabkapelle auf dem Württemberg wie alle Kultureinrichtungen und alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wegen der Corona-Epidemie geschlossen. 2020 erinnern die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg an das 200. Jubiläum der Grundsteinlegung.

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