DIE GEBURT EINES FELDHERRN
Ludwig Wilhelm war das einzige Kind einer unglücklichen Ehe. Sein Vater Ferdinand Maximilian hatte Ludovica von Savoyen-Carignan geheiratet. Und die weigerte sich strikt, aus Paris ins provinzielle Baden-Baden zu ziehen. So wurde Ludwig Wilhelm auch 1655 im Hôtel de Soissons in Paris geboren. Die Nähe zum französischen Königshaus brachte Ludwig Wilhelm seinen Namen und einen berühmten Taufpaten ein: Ludwig XIV., der später zu seinem ärgsten Feind wurde. Schon kurz nach seiner Geburt kam es zum Bruch zwischen den Eltern. Ferdinand Maximilian verließ daraufhin, zusammen mit Ludwig Wilhelm, der zu diesem Zeitpunkt gerade ein halbes Jahr alt war, Paris und kehrte zurück nach Baden.
DER SIEGREICHE TÜRKELOUIS
1677, mit 22 Jahren, wurde er nach dem Tod seines Vaters und seines Großvaters badischer Markgraf. Als Feldherr im Dienste des Kaisers konnte er schon früh militärische Erfolge für sich verbuchen und erhielt 1689 den Oberbefehl über die kaiserliche Armee im Großen Türkenkrieg, der bis 1699 andauerte. Höhepunkt seiner Karriere war 1691 der Sieg in der Schlacht bei Slankamen in Ungarn, der ihm den bis heute volkstümlichen Beinamen „Türkenlouis“ einbrachte. Als „Erretter der Christenheit“ wurde er im Reich berühmt und bekam den damals höchsten militärischen Rang: Generalleutnant.
EIN ENTTÄUSCHTER KRIEGSHELD WIRD ZUM BAUHERR
Als Kriegsheld erntete Markgraf Ludwig Wilhelm großes Lob. Zugleich war er regierender Landesherr und hatte mit Markgräfin Sibylla Augusta eine mehr als vermögende Frau geheiratet. Trotzdem: Mit seinem politischen Erfolg war er keineswegs zufrieden, als er mit dem Bau seiner Residenz in Rastatt begann. Für seine Erfolge hatte sich Ludwig Wilhelm eine kaiserliche Belohnung erhofft, etwa die Erhebung zum Kurfürsten. Doch ging er 1692 bei der Vergabe der Kurwürde leer aus. Und als er sich wenige Jahre später um den polnischen Königsthron bewerben wollte, gewährte ihm Kaiser Leopold I. keine Unterstützung. Zwei große Hoffnungen waren gescheitert. So mag das Rastatter Schloss eine Folge seiner Enttäuschung gewesen sein: Mit der neuen Residenz wollte er als Fürst und Feldherr unsterblich werden.
DER FEIND ZUM VORBILD?
Auch wenn es Ludwig XIV. gewesen war, der die Markgrafschaft Baden-Baden 1689 niederbrannte und Ludwig Wilhelm 1693 das Kommando im Kampf gegen ihn übernommen hatte, nahm er sich Versailles als Vorbild für seine eigene Residenz. Ludwig XIV. hatte sich mit Schloss Versailles eine so perfekte Form absolutistischer Repräsentation geschaffen, dass sie Ludwig Wilhelm und andere Fürsten einfach nachahmen mussten. Aber: nicht in jeder Hinsicht. Auch der Kaiserhof in Wien blieb ein wichtiges Vorbild.
EIN FRÜHER TOD
Noch bevor das neue Residenzschloss fertig war, zog Ludwig Wilhelm, trotz der Zerwürfnisse, wieder für den Kaiser in den Krieg, als 1700 der Spanische Erbfolgekrieg ausbrach. In der Schlacht gegen die Franzosen am 2. Juli 1704 in Schellenberg bei Donauwörth wurde Ludwig Wilhelm schwer verwundet. 1705 reichte Markgraf Ludwig Wilhelm seinen Abschied aus dem kaiserlichen Militärdienst ein und bezog das noch nicht ganz fertiggestellte Schloss in Rastatt. Kaum zwei Jahre später starb er am 04. Januar 1707 in Rastatt an den Folgen seiner Kriegsverletzungen. Markgräfin Sibylla Augusta übernahm mit 32 Jahren die Regentschaft von ihrem Ehemann. Zwanzig Jahre lang herrschte sie über das kriegszerstörte Land. Mit großer Umsicht und Klugheit gelang es ihr, die Markgrafschaft wieder zum Blühen zu bringen.
Information
Aktuell ist das Residenzschloss Rastatt wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.