Montag, 4. November 2019

Schloss Solitude, Stuttgart | Allgemeines 4. November 1769: Herzog Carl Eugen feiert Namenstag auf der Solitude

Vor genau 250 Jahren, am 4. November 1769, fand auf Schloss Solitude ein besonderes Fest statt. Niemand geringerer als Carl Eugen, Herzog von Württemberg, empfing in seinem Lustschloss aus Anlass seines Namenstages. Dass er nicht in eines seiner offiziellen Residenzschlösser, in Ludwigsburg und Stuttgart, einlud, hatte politische Gründe. Und dass der Herrscher eines kernevangelischen Staates dem katholischen Brauch des Namenstages huldigte, lag an der dynastischen Erbfolge. Das Lustschloss, in dem er die Gratulationen entgegennahm, steht heute wieder so prächtig da wie vor 250 Jahren und ist längst eines der bevorzugten Ausflugsziele nicht nur der Stuttgarter.

DIE SOLITUDE IN DEN 1760ER JAHREN 

1769, vor 250 Jahren, war das Lustschloss Solitude nur teilweise fertig: 1763 begonnen, war inzwischen das zentrale Schlösschen mit der Kuppel benutzbar, die ganzen flankierenden Gebäude und die weitläufigen Gartenanlagen noch weitgehend unvollendet. Dennoch war die Solitude in den späten 1760er Jahren der liebste Aufenthaltsort des Herzogs. Er hatte wegen seiner Verschwendungssucht starken politischen Gegenwind erlebt. Aus Ärger hatte der launische Fürst kurzerhand die offizielle Residenz und Hofhaltung von Stuttgart wieder nach Ludwigsburg, ins barocke Schloss verlegt – und vor allem hatte er sich auf ein neues Bauprojekt, das Lustschloss Solitude geworfen. Das lag ihm so sehr am Herzen, dass er selbst bei offiziellen Anlässen wie seinem Namenstag nicht in seiner Residenz empfing, sondern in der nur teilweise fertigen Solitude.

 

DER KATHOLISCHE HERZOG IM EVANGELISCHEN WÜRTTEMBERG

Den Namenstag zu feiern ist ein ganz und gar katholischer Brauch, erinnert man damit doch an den Heiligen, dessen Namen man erhalten hat. Der Herzog war tatsächlich katholisch –und das in einem Land, in dem der Protestantismus Staatsreligion war. Der Grund dafür war, dass die evangelische Linie der Herrscherfamilie ausgestorben war. Für Carl Eugen, Sohn des konvertierten Herzog Carl Alexander und der katholischen Maria Augusta von Thurn und Taxis, bot der Namenstag Anlass zum Feiern so gut wie sein Geburtstag im Februar. Seine enorm aufwändigen Festinszenierungen sind bis heute staunenerregend.

 

OPERNABEND AUF DER SOLITUDE

An seinem Namenstag vor 250 Jahren – im Übrigen der Festtag seines Schutzheiligen Carl Borromaeus, eines Heiligen der gegenreformatorischen Bewegung – empfing der Herzog auf Schloss Solitude alles, was in Württemberg Rang und Namen hatte, etwa den französischen Gesandten. Alle stellten sich auf der Anhöhe über Stuttgart ein und überbrachten ihre Glückwünsche. Den Abend genossen Carl Eugen und seine Gäste bei einem offiziellen Essen – und mit einer Opernaufführung, denn selbstverständlich verfügte Herzog Carl Eugen auf der Solitude auch über ein funktionstüchtiges Theater samt Personal.

 

EIN VIELSCHICHTIGER FIRST 

Verschwender und Reformer, Objekt der Verehrung und des Hasses – Herzog Carl Eugen ist noch heute eine der umstrittensten Personen württembergischer Geschichte. Über 50 Jahre lang lenkte der katholische Herzog die Geschicke seines streng protestantischen Landes. Dieser konfessionelle Unterschied führte zu einem grundsätzlichen Misstrauen der Württemberger gegenüber ihrem Herzog, seine zahlreichen Affären waren immer wieder Stein des Anstoßes. Das größte Ärgernis war aber nicht die Religion, sondern (sehr schwäbisch) die Finanzen: Der Herzog gab das Geld mit vollen Händen aus – vor allem für den herzoglichen Hof und für repräsentative Gebäude im ganzen Land.

 

DIE SOLITUDE, BIS HEUTE EIN TRAUMSCHLOSS

Die Solitude in ihrer herausragenden Lage über dem Land ist vermutlich das beeindruckendste der Bauprojekte des Herzogs. Geradezu unwirklich liegt sie in der waldigen Gegend südwestlich über der Stadt Stuttgart. Bis heute sieht man von der Terrasse des absolut symmetrischen Schlosses die schnurgerade, 15 Kilometer lange Allee, die der Herzog zu seiner damaligen Residenz Ludwigsburg anlegen ließ. Bereits nach wenigen Jahren verlor der Herzog jedoch das Interesse an der Solitude und wandte sich dem neuen Schlossbauprojekt in Hohenheim zu. In den 1980er-Jahren ließ das Land Baden-Württemberg das ebenso kostbare wie fragile Schloss aufwändig restaurieren und sanieren. So präsentiert es sich heute wieder als herausragendes Kunstwerk – und macht den Glanz des herzoglichen Hofes für alle zu einem eindrücklichen Erlebnis. Ab dem 1. November gelten auf der Solitude die Winteröffnungszeiten: Besichtigt werden kann das Schloss dienstags bis samstags von 13.30 – 16 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 10 – 16 Uhr.

 

SERVICE UND INFORMATION
Schloss Solitude

1. November bis 31. März

Di–Sa 13.30 – 16.00 Uhr

So, Feiertag 10.00 – 16.00 Uhr

Preis: Erwachsene 4,00 €, ermäßigt 2,00 €, Familien 10,00

 

INFORMATIONEN
Schloss Solitude
Solitude 1
70197 Stuttgart
Telefon +07141.18 64 00
info@schloss-solitude.de

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