Sonntag, 4. August 2019

Botanischer Garten Karlsruhe | Allgemeines Kam 1692 aus Afrika: Der Agapanthus blüht im Botanischen Garten

Üppig blau oder weiß blühend schmücken die Kübel mit großen Agapanthus-Pflanzen jetzt im August den Botanischen Garten Karlsruhe. Die „Liebeslilien“, so der deutsche Name, haben eine lange Tradition: Im Barock gehörten sie, zusammen mit den Zitronen- und Orangenbäumen, zu den Modepflanzen in den fürstlichen Gärten. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg präsentieren seit diesem Jahr jeden Monat die botanischen Höhepunkte im historischen Garten: Die blühenden Agapanthus-Pflanzen bieten das Thema für den August. Zu finden sind die aktuellen Seiten direkt auf der Internetseite des Botanischen Gartens www.botanischer-garten-karlsruhe.de

HISTORISCHE PFLANZEN HELFEN GÄRTEN VERSTEHEN

„Die Präsentation von exotischen Pflanzen knüpft unmittelbar an die gärtnerische Tradition der fürstlichen Gärten an“, erklärt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, verantwortlich für Präsentation und den Publikumsbetrieb des Botanischen Gartens Karlsruhe. „Was die Gärtnerteams in den Schlossgärten heranziehen, stützt sich auf die Dokumente aus der Glanzzeit der Gärten – und bietet uns die Möglichkeit, den Besucherinnen und Besuchern die historische Dimension dieser bedeutenden Anlagen anschaulich werden zu lassen.“

 

SEIT 1692 IN DEN GÄRTEN NACHGEWIESEN
Botanisch ist der Agapanthus eine eigene Unterfamilie der Schmuckliliengewächse – und die gehören erstaunlicherweise zu den Spargelartigen. Der wissenschaftliche Name wird gelegentlich auch direkt ins Deutsche übertragen und lässt die dekorative Kübelpflanzen dann zur Liebesblume oder Liebeslilie werden, denn die Namensbestandteile sind die griechischen Wörter „agape“ (Liebe) und „anthos“ (Blume). Eigentlich stammt die Pflanze aus Afrika. Mit ihren dekorativen Blättern und der üppigen Blüte gehörte sie schon in der Barockzeit, zusammen mit den Zitrusgewächsen, zur Grundausstattung der eleganten Gärten. In Europa ist der Agapanthus bereits 1692 nachgewiesen. Auch im Botanischen Garten Karlsruhe gehört er zur gärtnerischen Tradition.

 

AUCH FÜR HOBBYGÄRTNER EIN DANKBARES OBJEKT

„Für mich ist sie jedes Mal während der Blütezeit eine der schönsten Kübelpflanzen überhaupt“, erklärt Thomas Huber, der Leiter des Botanischen Gartens Karlsruhe. Fast alle heute verwendeten Pflanzen sind Auslesen und Kreuzungen von Agapanthus praecox. Sie blühen in blau oder weiß. Es gibt im Pflanzenhandel eine zierlichere und schmalblättrige Unterart mit dem lateinischen Beinamen „minimus“, die insgesamt kleiner ist, aber besonders reichlich blüht. Die Pflege ist auch für Hobbygärtner einfach.

 

KÜHL IM WINTER, SONNIG IM SOMMER

Im Winter kann die Kübelpflanze in einer frostfreien Garage oder im kühlen Keller stehen. Sie sollte dann relativ trocken gehalten werden. Sie hat große Rhizome – so der korrekte Name der Speicherwurzeln – und kommt daher im Winter mit sehr wenig Wasser aus. Hier gilt: Je kühler der Standort, desto weniger Wasser braucht die Pflanze. Sobald es frostfrei ist, kann die Pflanze wieder in den Garten gebracht werden – am besten an einen sonnigen Standort. Das Wichtigste an der Pflege im Sommer ist regelmäßiges Gießen und Düngen. Gerade Letzteres ist entscheidend für die Blüte. Sie muss im wöchentlichen Rhythmus mit einem Blütendünger versorgt werden. Thomas Huber: „Was ich dieses Jahr an Dünger gebe, wird zum Blüteansatz für das kommende Jahr.“

 

ANZUCHTTIPPS VOM PROFI

Die Reste der Blüte kann man als dekorativen Schmuck an der Pflanze belassen und erst mit dem Einräumen der Pflanze abschneiden. Vermehrt wird die Pflanze durch Teilung oder Aussaat. Teilen sollte man erst, wenn der Kübel zu klein ist. Profi Thomas Huber: „Der Agapanthus liebt es, in einem engen Kübel mit vielen Rhizomen zu wachsen.“ Wenn man die Pflanze aus den Samen heranziehen will, braucht man allerdings Geduld: Es dauert seine Zeit, bis man eine blühfähige Pflanze hat.

 

HISTORISCHE ANLAGE DES BOTANISCHER GARTENS

Die eindrucksvollen Glashäuser des Botanischen Gartens, vor deren Halbrund sich die große Wiese mit den Blausternen ausbreitet, stammen aus dem 19. Jahrhundert und wurden ursprünglich vom Architekten Heinrich Hübsch entworfen, von dem auch das Gebäude der Kunsthalle stammt. Die historischen Gewächshäuser aus Metall und Glas wurden über längere Zeit aufwendig saniert und erst im April 2018 wiedereröffnet. Seither orientieren sich Gestaltung und Pflanzenauswahl exakt an den historischen Vorlagen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

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