DURCH ZEITEN UND EPOCHEN
Schon seit Jahren arbeitet man in Kloster und Schloss Bebenhausen daran, den historischen Ort für Menschen mit Behinderungen leichter zugänglich zu machen. 2017 etwa wurden im unebenen Pflasterbelag Wegspuren angelegt, um das Gelände für Rollstühle leichter bewältigbar zu machen. Jetzt haben die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg die neue Führung „Kloster ohne Stufen“ entwickelt, die Bebenhausen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität zum Erlebnis macht. In gemütlichem Tempo führt der Spaziergang durch den Kreuzgang und über Rampen die angrenzenden Räume. Am Ende steht die Besichtigung der Kirche – ein Highlight für viele Besucher. Maik-Sören Hanicz von der Schlossverwaltung Bebenhausen war der Klosterführer bei der Führungspremiere am Sonntag und erschloss einer Gruppe von unterschiedlicher Mobilität dabei die Geschichte des Monuments.
ACHT JAHRHUNDERTE GESCHICHTE
Das Zisterzienserkloster war einst das reichste Kloster Württembergs. In der Reformation wurde es aufgelöst und zur württembergischen Klosterschule umgewidmet. Schon früh diente es den württembergischen Herrschern als Jagdsitz; im 19. Jahrhundert wurden Teile des Klosters als Jagdschloss umgebaut und eingerichtet – und schließlich machte das letzte Königspaar Wilhelm II. und Charlotten von Württemberg nach dem Ende der Monarchie 1918 Bebenhausen zu seinem Wohnort. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs tagt der Landtag von Württemberg-Hohenzollern in Bebenhausen, Vorläufer des Parlaments des heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg. Alle Epochen haben ihre Spuren hinterlassen – und bei der barrierearmen Führung „Kloster ohne Stufen“ sollen all diese Epochen sichtbar werden.
BARRIEREFREIHEIT IM HISTORISCHEN MONUMENT
2014 fiel der Startschuss. In einer „Aktion zum Aufrütteln“ kamen der damalige Behindertenbeauftragte Gerd Weimer mit einigen Rollstuhlfahrern, unter anderem Willi Rudolf, und führten dem Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Michael Hörrmann die schlechte Situation vor Augen. Hierfür setzten Sie ihn selbst in einen Rollstuhl und ließen ihn den steilen und holprigen Weg vom Tor zum Infozentrum des Klosters fahren. Dieser hatte trotz sportlicher Gestalt große Mühe, die nur 150 m zu überwinden. Seit 2017 hat das Land in mehreren Bereichen an der Barrierefreiheit gearbeitet. Ein neuer Behindertenparkplatz und eine barrierefreie Toilette wurden eingerichtet und der Eingang wurde barrierefrei umgebaut. Außerdem konnten die meisten Räume des Klausurbereichs, des inneren Bereichs von Kloster Bebenhausen, durch Rampen erreichbar gemacht werden. Daran schließt die neue Führung an, die das Museum nun auch im Führungsbetrieb barrierefrei gestalten möchte. Durch mobile Rampen wird dabei auch die Kirche zugänglich. Die Staatlichen Schlösser und Gärten konnten dieses Projekt zusammen mit der Gemeinde Bebenhausen, dem Naturpark Schönbuch und dem Kreisbehindertenbeauftragten realisieren. Die neue Führung „Kloster ohne Stufen“ steht ab sofort immer am vierten Sonntag im Monat um 14.30 Uhr auf dem Programm.
HAND IN HAND MIT PARTNERN VON STADT, BAUAMT UND NATURPARK
Die Baumaßnahmen im Kloster wurden von Vermögen und Bau Amt Tübingen ohne Zögern angegangen und umgesetzt. „Wir hatten einiges aufzuholen und die Aufgabe war knifflig. Jede Tür hat ein anderes Maß, das Gelände ist uneben mit zahlreichen Schwellen und Stufen. Jede Rampe ist eine Maßanfertigung. Aber wir haben es geschafft. Die Teilhabe aller ist uns ein großes Anliegen“ begründete Amtsleiter Andreas Hölting von Vermögen und Bau Amt Tübingen die Maßnahmen.
Auch die Nachbarn des Klosters von Stadt und Naturpark stiegen prompt in das Projekt mit ein und so wurde in kurzer Zeit der städtische Weg vor dem Klostertor eingeebnet, ein weiterer Behindertenparkplatz eingerichtet, ein barrierearmer Spazierweg vom Kloster in den Naturpark entwickelt und ein speziell auf die besonderen Bedürfnisse zugeschnittenes Programm im Naturpark auf die Beine gestellt und umgesetzt.
NEUER KOSTENLOSER ÜBERSICHTSPLAN
Janna Almeida, die Leiterin der Schlossverwaltung Bebenhausen, stellte bei dieser Gelegenheit auch einen neuen Übersichtsplan vor. Im Format A3 gibt er Orientierung auf dem gesamten Gelände. Er zeigt alle Gebäude in dreidimensionalen Zeichnungen und gibt Information über die historischen Nebengebäude des Klosters und erhaltenen Gebäude im Dorf auf der Rückseite. „Die Dreidimensionalität macht es für Laien einfacher, die einzelnen Bauwerke zu erkennen, als es ein Grundriss könnte“, erklärt Janna Almeida. „Wir können endlich mehr zeigen, als wir es in den 45 Minuten einer Führung schaffen. Wer noch Lust und Zeit hat, kann mit dem Plan einen historischen Spaziergang über das Gelände und durch das Dorf machen und auf eigene Faust den ehemaligen Klosterweiher, die Klostermühle, die Klostermauer, Pförtnerhäuschen und andere erhaltene Gebäude entdecken“. Auch der barrierearme Spazierweg durch den Naturpark ist auf dem Plan eingezeichnet. Die aufwändig gestalteten Pläne sind kostenlos an der Kasse erhältlich. „Es war unglaublich, wie schnell, unbürokratisch und gut alle zusammengearbeitet haben“ freut sich Willi Rudolph heute über die Ergebnisse.
SERVICE UND INFORMATION
Sonntag, 28. April 2019
Kloster ohne Stufen.
Ein barrierearmer Rundgang durch die Klausur
Immer am vierten Sonntag im Monat um 14.30 Uhr
Sonntag, 26. Mai 2019
Sonntag, 23. Juni
Sonntag, 28. Juli
Sonntag, 25. August
Sonntag, 29. September
Sonntag, 27. Oktober
Sonntag, 24. November
Sonntag, 29. Dezember
PREIS: Erwachsene 7,00 € (Ermäßigt 3,50 €)
Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine telefonische Anmeldung unbedingt notwendig.
INFORMATIONEN UND ANMELDUNG
Schloss und Kloster Bebenhausen
Im Schloss
72074 Tübingen-Bebenhausen
Telefon +49 (0) 7071 602 802
info@kloster-bebenhausen.de
WWW.KLOSTER-BEBENHAUSEN.DE
WWW.SCHLOESSER-UND-GAERTEN.DE