Montag, 29. April 2013

Neues Schloss Meersburg | Allgemeines SUPRAPORTEN HINTERGRUNDMATERIAL

Insgesamt weisen die alten Raumverzeichnisse, die Inventare, zwölf Supraporten für das Neue Schloss nach. Sie schmückten die Wandfelder über den Türen der fürstbischöflichen Räume im zweiten Obergeschoss, der Beletage des Schlosses. Von diesen Bildern sind seit der Wiedereinrichtung im Frühjahr 2012 bereits sieben Supraporten wieder im Schloss zu sehen. Es handelt sich um Arbeiten des bekannten Malers Andreas Brugger. Jetzt sind fünf weitere Gemälde dazu gekommen. Vier davon stammen von dem Maler Johann Fidelis Wetz.

Vier Supraporten-Gemälde von Johann Fidelis Wetz

WAS SIND SUPRAPORTEN?
In repräsentativen Räumen des 18. Jahrhunderts wurden Wandflächen und Decken vollständig und durchgehend gestaltet: mit Stuck und geschnitzten Holzvertäfelungen, mit Textilien und mit Gemälden. Dazu gehörte auch die Wand über den Türen: Die Bilder, die diesen Platz ausfüllen, bezeichnet man als Supraporten (in Übernahme eines italienischen Ausdrucks für „über der Tür“).

DIE SUPRAPORTEN IM MEERSBURGER NEUEN SCHLOSS
Insgesamt weisen die alten Raumverzeichnisse, die Inventare, zwölf Supraporten für das Neue Schloss nach. Sie schmückten die Wandfelder über den Türen der fürstbischöflichen Räume im zweiten Obergeschoss, der Beletage des Schlosses. Von diesen Bildern sind seit der Wiedereinrichtung im Frühjahr 2012 bereits sieben Supraporten wieder im Schloss zu sehen. Es handelt sich um Arbeiten des bekannten Malers Andreas Brugger (1737–1812).

Jetzt sind fünf weitere Gemälde dazu gekommen. Vier davon stammen von dem Maler Johann Fidelis Wetz (1741–1820). Wetz war um 1800 in der Bodenseeregion ein bekannter Maler. Er stammt aus dem hohenzollerischen Sigmaringen. Alle zwölf Ölgemälde auf Leinwand zeigen biblische Geschichten und zwar ausschließlich Themen aus dem Alten Testament. Wie die Bilder auf die Räume verteilt waren, steht nicht in den alten Schloss-Inventaren. Allerdings lassen sich die Themen den Raumfunktionen zuordnen: Danach richtet sich die heutige Anbringung in den Räumen.

NACH DEM ENDE DES FÜRSTBISTUMS
Als das Neue Schloss nach der Auflösung des Fürstbistums Konstanz nicht mehr Residenz der Fürstbischöfe war, wurde die wertvolle Ausstattung verteilt. Welchen Weg die Supraporten danach nahmen, lässt sich gut anhand der vielen Papieraufkleber und handschriftlichen Notizen auf der Rückseite auf den Spannrahmen nachvollziehbar: „Hofkammerei-Inventar Karlsruhe“, Frachtaufkleber „CONSTANZ“, Inventar-Vermerke von Schloss Mainau von 1870 bzw. 1907 – und schließlich die aktuellen Inventarnummern nach der Schenkung an das Land.

Vor der Wiedereinrichtung des Neuen Schlosses im Jahr 2012 gelang es den Fachleuten der Staatlichen Schlösser und Gärten, zwölf bis dahin nicht identifizierte Gemälde den im Meersburger Inventar genannten Supraporten zuzuordnen. Damit war es geglückt, wieder ein Stück des alten Glanzes in das Neue Schloss zurückzuholen – durch sorgfältige wissenschaftliche Recherche und mit etwas Forscherglück.

FORMAT, TECHNIK
Die Wandfelder über den Türen der Beletage haben durchweg ein ähnliches Format von etwa 90 cm Höhe und 190 cm Breite. Einzige Ausnahme: Im Schlafzimmer des Fürstbischofs beträgt die Höhe nur 66 cm. Es handelt sich um Ölgemälde auf Leinwandgrund, die Leinwand wurde jeweils auf Spannrahmen montiert. Drei der vier Aufspannungen sind im ursprünglichen Zustand erhalten.

ZUSTAND, RESTAURIERUNG
Die Bilder sind in einem relativ guten Zustand. Bei der jetzigen Restaurierung wurden Schäden behoben, die bei älteren Überarbeitungen und früheren Restaurierungen entstanden. Dabei konnte u.a. eine Harz-Wachs-Mischung auf der Leinwandrückseite abgetragen werden, Risse wurden neu verklebt und Fehlstellen in der Malschicht wurden geschlossen und farblich dem Original angeglichen.

DIE VIER BILDER UND IHRE THEMEN
„Abraham und Melchisedek“ (1. Mose, 14, 11-19). Der Oberpriester Melchisedek empfängt mit Wein und Broten den siegreichen Abraham.

Hiskia oder Ezechias und die Botschafter von Babylon (2. Chronik 32,31 bzw. Jesaias 39). Die thematische Zuordnung des Bildes ist nicht ganz sicher. Der genesene jüdische König zeigt den Gesandten von Babel stolz seinen Palast und seine Schätze. Der Prophet Jesaias weissagt ihm warnend die Babylonische Gefangenschaft. Für dieses Bild ist ein Entwurf von Wetz in Sigmaringen belegt.

Salomon empfängt die Königin von Saba (1. Könige 10, 1-13). Die Königin von Arabien sucht den jüdischen König Salomon wegen des Ruhms seiner Weisheit auf. Für dieses Bild gibt es einen Entwurf von Wetz in den Sammlungen der Stadt Sigmaringen. Auf der Rückseite des Gemäldes ist die Bestimmung für Meersburg vermerkt.

Opferung Isaaks (1. Mose, 22, 5-19). Abraham, im Begriff, auf Geheiß Gottes seinen Sohn Isaak zu opfern, wird im letzten Moment von einem Engel daran gehindert.

Download und Bilder

Supraporte

Bildnachweis

Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Andrea Rachele

Technische Daten

JPG, 3543x2155 Pxl, 1.16 MB