20. August: Wer war der Heilige Bernhard? Das Zisterzienserkloster in Maulbronn
Der Zisterzienser Bernhard von Clairvaux gründete zu seinen Lebzeiten im Mittelalter 343 Klöster – und auch in Kloster Maulbronn hinterließ er seine Spuren. Der bedeutende Mönch ist heute noch hoch verehrt: Der Bernhardstag am 20. August ist einer der wenigen Heiligentage, die auch in den Kalender den evangelischen und anglikanischen Kirchen vermerkt sind. Wer war dieser Mönch, der unzählige Menschen in seinen Bann zog?
WER WAR DER HEILIGE BERNHARD VON CLAIRVAUX?
Geboren wurde der spätere Abt im Jahr 1091 auf einer Burg in Frankreich, als Kind eines burgundischen Ritters. Da er der dritte Sohn der adligen Familie war, sollte er, nach mittelalterlicher Tradition, Geistlicher werden. Besonders seine Mutter legte Wert auf eine christliche Erziehung. Ihr war bereits vor seiner Geburt im Traum ein weißer Hund erschienen, der als der künftige „Wachhund des Herrn“ gedeutet wurde. Auch Bernhard selbst hatte immer wieder fromme Visionen. Ein Hinweis auf sein Charisma: Bevor er 1112 ins Kloster eintrat, überzeugte er noch seine ganze Familie und viele Freunde, dem Weltlichen zu entsagen und es ihm gleichzutun. Er entschied sich für den Eintritt in das 1098 von Robert von Molesme neu gegründete Kloster Cîteaux. Dort wandte man sich gegen die Prachtenfaltung und Machtfülle der Benediktiner in Cluny und forderte die Rückkehr zu streng asketischen Regeln. 1114 legte Bernhard seine Profess ab und schon ein Jahr später wurde er ausgesandt, ein neues Kloster zu gründen – Clairvaux, das sich zur bedeutendsten und prägenden Zisterzienserabtei entwickeln sollte.
DAS ZISTERZIENSERKLOSTER IN MAULBRONN Bernhard und seine Predigten faszinierten so stark, dass sich der Zisterzienserorden, erkennbar an seinen weißen Kutten, innerhalb weniger Jahrzehnte über weite Teile Europas ausbreitete. Im Jahr 1147 übergab der Bischof von Speyer sein Lehen „Mulenbrunnen“ an die Weißen Mönche. Beim Bau der Klosteranlage hielt man sich an den „Bernhardinischen Plan“. Er sah vor, dass die Anlage von einem Gewässer durchflossen und die Bauten um den Kreuzgang herum gruppiert werden sollten. Auch die Klosterkirche wurde nach den Vorgaben Bernhards ausgeführt und hat deshalb keinen Turm – dafür aber einen eindrucksvollen Dachreiter auf der Vierung. In ihrem Inneren kann man die schlichte und strenge Bauweise der Zisterzienser nachvollziehen, obwohl sie in späteren Jahrhunderten gotisch umgestaltet wurde.
NEUORDNUNG UND NACHWIRKUNG
Bernhard von Clairvaux ist zwar nicht der Gründer der Zisterzienser, doch wurden seine sowohl theoretischen als auch ganz praktischen Erneuerungen entscheidend für die rasche Ausbreitung des Ordens. Ganz wesentlich waren die technischen Errungenschaften in der Landwirtschaft, durch die der Orden einen nicht geringen Anteil am Wohlstand der Zeit hatte. Insbesondere die kunstvolle Bewässerung mit Teichen und Kanälen, in der sich die Zisterzienser hervortaten, ist bis heute beeindruckend. Bernhard selbst erhielt für seine gewinnende Art des Redens den Titel „doctor mellifluus“: honigfließender Gelehrter. Er setzte er sich nicht nur für den Orden ein, sondern warb mit großem Erfolg für die damals beginnenden Kreuzzüge.
KLOSTERANLAGEN VON GANZ EIGENEM CHARAKTER
Besondere Wirkkraft haben aber bis heute die den Vorgaben des Bernhard gebauten Klosteranlagen. Besonders wichtig war der völlige Verzicht auf bauplastischen Schmuck und Malereien, da diese nach Bernhard vom Beten ablenkten und die Andacht verhinderten. Auch deshalb entstanden Bilder des Heiligen erst in späteren Jahrhunderten. Die Reduzierung der Architektur, in Kombination mit der monumentalen Größe, übt auch heute noch eine starke Wirkung auf den Betrachter aus – einer der Gründe, warum die Bauten des UNESCO-Denkmals Kloster Maulbronn auch heutige Besucher noch so stark faszinieren.
DER ORDENSHEILIGE AUF DER STIFTERTAFEL
Im Klostermuseum von Maulbronn ist die sogenannte Stiftertafel zu sehen, die um 1450 entstand. Ihre Bilder zeigen die Gründungsgeschichte des Klosters und ihre Stifter. Auf einem der Innenflügel kniet Bernhard von Clairvaux in einem gotischen Innenraum vor der thronenden Mutter Gottes, die das Jesuskind auf ihrem Schoß hält. Erkennbar ist der Heilige als Mönch mit Tonsur und Ordenskleid. Ein Spruchband erklärt seinen Auftrag: Maria soll das Kloster als Opfer in Empfang nehmen. Bernhard tritt hier als direkter Vermittler zwischen Himmel und Erde auf!
ERLEBNISTAG IM KLOSTER AM 11. OKTOBER
Das eindrücklichste Vermächtnis des Heiligen Bernhard sind sicher die erhaltenen Klosteranlagen, in denen auch für heutige Menschen der Geist des mittelalterlichen Zisterzienserordens spürbar und lebendig ist. Zum ersten Mal führen die einstigen Klöster in Baden-Württemberg in diesem Jahr einen „Erlebnistag im Kloster“ durch: Am 11. Oktober lässt sich bei Sonderführungen und Veranstaltungen das Leben der Mönche und ihr Alltag in der Entstehungszeit der Klöster erleben. Das UNESCO-Denkmal Kloster Maulbronn beteiligt sich an diesem Tag mit besonders reichem Programm.