„Abenteuer Leben“ bietet Schlosserlebnis für die spezifischen Bedürfnisse von Jungen
„Abenteuer Leben – Jungen dürfen wieder Jungen sein“. So lautet der Titel eines neuen Angebotes, mit dem die Staatlichen Schlösser und Gärten in Ludwigsburg ganz gezielt auf Bedürfnisse von Buben zwischen acht und zwölf Jahren eingehen. Jetzt sind die Probeläufe abgeschlossen: Der „Echtbetrieb“ des neuen pädagogischen Konzepts startet in den Ludwigsburger Schlössern.
UNTERSCHIEDLICHE BEDÜRFNISSE BEI KINDERN ERKANNT
Am Anfang stand eine Erkenntnis: Das Erlebnisangebot für Kinder in den Schlössern von Ludwigsburg ist zwar mehr als erfolgreich – aber es wendet sich beispielsweise im beliebten „Kinderreich“ vorwiegend an die Interessen von Mädchen. Höfisches Verkleiden, Kreativität und Basteln, Theater und Tanz: Der Bewegungsdrang vieler Kinder und das Bedürfnis nach Abenteuern, Draußen, Natur und Gemeinschaft kamen nicht genügend vor. Aus dieser Einsicht zogen die Staatlichen Schlösser und Gärten die Konsequenz und starteten ein Pilotprojekt: „Abenteuer Leben“ war der Arbeitstitel. Für den Anfang entschied man sich dafür, dass sich das neue Angebot an Buben richten sollte – denn die sind zumindest statistisch die mit dem stärkeren Hang zum Toben. So entstand „Jungen dürfen wieder Jungen sein". Das Team von Schloss Ludwigsburg betrat damit wieder einmal Neuland, was die Museumspädagogik in den Schlössern angeht. Seit 2012 fanden Probeläufe statt, um das Angebot zu optimieren und auch sicher zu machen.
ABENTEUER FÜR DIE ERLEBNISWELT VON 8- BIS 12 JÄHRIGEN
Was passiert bei diesem neuen Angebot? Eine Jungengruppe im Alter zwischen acht und zwölf Jahren erlebt ein „Abenteuer“, einen spannenden Besuch in einer früheren Zeit, bei dem ihre Aktivitäten gefordert werden. Beispielsweise setzen sie sich mit den Aufgaben eines Jagdjunkers bei der barocken Jagd auseinander, üben als höfischer Lakai Fechten, bearbeiten als Handwerksbursche Leder. Ein entscheidendes Element dabei: Erwachsene Bezugspersonen fungieren für die Kinder als Rollenvorbild. Die Gruppe wird von einem männlichen Anleiter der Staatlichen Schlösser und Gärten geführt, begleitet wird sie von ehrenamtlichen Betreuern, von Lehrern und Vätern – durchweg Männer. Mehrere Probeläufe mit Schulen, die sich für die Erprobungsphase gemeldet hatten, zeigten, dass das Konzept in die richtige Richtung weist. Ein Schwerpunkt des pädagogischen Ansatzes: Mit dem Konzept von „Abenteuer Leben“ sollen besonders die Jungen erreicht werden, die in der Schule überdurchschnittlich oft mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Bei ihnen soll das Programm Interesse, Konzentration und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wecken. Die Zusammensetzung der Schülergruppen bei den Probeläufen spiegelte die Absicht wider: Zu 80 % stammten die Schüler aus sozial benachteiligten Familien oder hatten einen Migrationshintergrund. „Und genau da hat sich gezeigt, dass das Konzept von „Abenteuer Leben“ funktioniert“, sagt Hans H. Pöschko, der Betreuer des Abenteuer-Projekts im Ludwigsburger Schloss. Er hat 2012 die Projektleitung übernommen. Er ist kein Unbekannter, nicht nur in Ludwigsburg: Hans H. Pöschko lehrte bis vor wenigen Jahren an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. 2008 erschien unter seiner Herausgeberschaft das Buch "Die Ermittler von Ludwigsburg", das einen "Blick hinter die Kulissen der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg" ermöglicht. Entwickelt hat das Konzept für „Abenteuer Leben“ Torsten Fuchs, Schauspieler, Theaterpädagoge, Clown, Regisseur und Schlosskenner; er zeichnet auch für die Konkretisierung des Gesamtkonzeptes mit den Betreuern der Abenteuer-Bausteine verantwortlich.
BAUSTEINE KÖNNEN GEBUCHT WERDEN
Wie wegweisend das Projekt ist, zeigt sich auch daran, dass es von Anfang an von der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg der Baden-Württemberg Stiftung gefördert wurde. Nach den Probeläufen stehen jetzt die Bausteine und können bei der Schlossverwaltung in Ludwigsburg gebucht werden. „Vorerst bieten wir das Programm nur für Schulklassen an“, so Ulrich Krüger, der Leiter der Schlossverwaltung. Es ist aber geplant, es künftig auch für private Gruppen zu öffnen. Anmeldungen nimmt ab sofort die Schlossverwaltung Ludwigsburg entgegen: Tel. 07141-18 20 04.