Dienstag, 30. Juni 2020

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen | Allgemeines 4. Juli 1772: Kleinod im kurfürstlichen Privatgarten – das Badhaus ist vollendet

Bezauberndes Kleinod: Am 4. Juli 1772, heute vor 248 Jahren, wurde das Badhaus von Kurfürst Carl Theodor fertiggestellt. Das Gebäude im Schwetzinger Schlossgarten war Rückzugsdomizil, ein privates Paradies des kunstsinnigen Kurfürsten. Das einzigartige Baudenkmal bietet ein originalgetreues Bild fürstlicher Wohnkultur des 18. Jahrhunderts, zu dem es in Deutschland nur wenige Vergleichsbeispiele gibt. Besucher und Besucherinnen des Schlossgartens können das kleine Lusthaus während der Öffnungszeiten von 12 bis 18 Uhr kennenlernen. Immer samstags, sonntags und an Feiertagen bieten die Staatlichen Schlösser und Gärten von 12 bis 16 Uhr zusätzlich Kurzvorträge in dreißigminütigem Abstand am Badhaus an. Eine Anmeldung dafür ist nicht erforderlich.

FÜRSTLICHER RÜCKZUGSORT

Außergewöhnlich vollständig erhalten und inzwischen umfassend restauriert gehört das Badhaus, entworfen und erbaut vom kurpfälzischen Hofarchitekten Nicolas de Pigage, zu den vielfältigen Besonderheiten des großartigen Gartens. Was heutigen Besuchern erstaunlich erscheint: Ein solches Gebäude, ruhig gelegen, mit luxuriösem Bad und exquisit eingerichteten Aufenthaltsräumen, war für einen Fürsten des 18. Jahrhunderts durchaus ein Zeichen, mit dem er seine weltläufige Kultiviertheit zur Schau stellen konnte. Das Schwetzinger Badhaus bietet dank der guten Erhaltung ein originalgetreues Bild fürstlicher Wohnkultur des 18. Jahrhunderts und ist eine der letzten erhaltenen privaten Badeanlagen des Barock.

 

INTIMES LUSTSCHLOSS

Das kleine, aber feine Gebäude erhebt sich eingeschossig auf einem rechteckigen Grundriss. Bei geöffneten Türen ist sichtbar, wie das kleine Lustschloss auf der Nord-Süd-Achse zwischen dem Bassin der wasserspeienden Vögel und dem Apollotempel aufgestellt ist. Im Osten öffnet sich die Aussicht auf eine Rasenfläche mit Glockenfontäne. Gitterwerk, Mauern und Hecken schützten den einsamkeitssuchenden Fürsten vor den neugierigen Blicken des Hofstaates.

 

ORT DER MUSIK

Die Bezeichnung Badhaus trifft nur teilweise den Zweck des kleinen Lustschlosses, das am 4. Juli 1772 fertiggestellt war. Es ist nicht einmal bekannt, ob der Kurfürst das große marmorne Wasserbecken – von dem der Name stammt – je selbst benutzt hat. Überliefert ist vielmehr, dass er hier mit auserwählten Gästen in kleinem Kreis diskutierte und musizierte. So erinnert sich der Musiker Christian Daniel Schubart an einen Besuch beim Kurfürsten im Jahr 1773: „Er befand sich, seiner Gewohnheit nach, im Badhause, einem im schwetzingischen Garten gelegenen liegenden zwar kleinen, aber ungemein geschmackvollen Gebäude, die Prinzen Gallian und Ysenburg, die Frau von Sturmfeder und noch ein paar Kavaliers waren bei ihm. Er hatte beinah allen Glanz, jede Miene der zweifelnden Hoheit – nach Klopstocks Ausdruck – abgelegt und schien nur guter Mensch und liebenswürdiger Gesellschafter zu seyn.“ Schubart berichtet weiter, der Kurfürst habe selbst auf der Flöte gespielt, mit den Anwesenden zusammen musiziert und über Literatur und Kunst gesprochen.

 

VORBILD AUS FRANKREICH

Das vom lothringischen Baumeister Nicolas de Pigage errichtete Badhaus durfte unter Carl Theodor nur auf Einladung des Kurfürsten betreten werden. Wie viele Schlossbauten zu dieser Zeit war auch das kleine Lustschloss von einem französischen Bauwerk inspiriert. Pigage nahm sich das Grand Trianon im Schlosspark von Versailles zum Vorbild, das Ludwig XIV. sich als Rückzugsort errichten ließ. Bemerkenswert ist, dass das Badhaus im Verhältnis zum Hauptschloss in der gleichen Position gelegen ist wie das Grand Trianon zum Schloss Versailles.

 

DER MENSCH IM LAUF DER ZEIT

Das Badhaus kann durch zwei gegenüberliegende Eingänge betreten werden. In der Mitte dient ein schöner Ovalsaal als Foyer. Nicolas Guibal schuf das Deckengemälde „Aurora vertreibt die Nacht“. Der Maler schafft es mit seiner Kunst, die Raumdecke scheinbar in den dämmernden Morgenhimmel zu öffnen. Das sorgsam restaurierte Gemälde versinnbildlicht den Lauf der Zeit, dem der Mensch sich nicht entziehen kann.

 

EINE GROTTE ALS BADEZIMMER

Faszinierender Höhepunkt des Badhauses ist das Badezimmer. Hier befindet sich eine in den Boden eingelassene ovale Marmorwanne. Gefüllt wurde sie über zwei bleierne Rohre in Form von Schlangen, durch die das in der nahe gelegenen Badhausküche erhitzte Wasser geleitet wurde. Die Wände sind mit Stuck und Halbedelsteinen wie eine Grotte gestaltet. Schönes Detail: In der Decke sorgten die Fenster einer Dachlaterne für Licht und Belüftung.

 

 

Service und Informationen  
Schloss Schwetzingen

vorerst weiterhin geschlossen

 

Öffnungszeiten Schlossgarten

Täglich 9 bis 20 Uhr, letzter Einlass 19.00 Uhr. Der Garten schließt um 20 Uhr.

Gartenmoschee und Badhaus täglich von 12.00 bis 18.00 Uhr geöffnet

 

EINTRITT

Erwachsene 7,00 €; Ermäßigte 3,50 €

 

KURZVORTRÄGE

Samstag, Sonntag und an Feiertagen werden im Bereich der Gartenmoschee und des Badhauses von 12 bis 16 Uhr in 30-minütigem Abstand Kurzvorträge (10 Min.) angeboten. Diese sind im Eintrittspreis enthalten, keine Anmeldung erforderlich.

 

ACHTUNG: Beschränkte Teilnehmerzahl, Kontaktbeschränkungen sind zu beachten, Maskenpflicht in den Parkbauten.

 

BESONDERE HINWEISE

Eingang Zähringer Tor Mo - Fr nur Aufsicht für Einlass mit Jahreskarte, keine Kasse, Sa, So & Feiertag Kasse geöffnet

 

Höchstens 800 Personen gleichzeitig

 

KONTAKT

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen

Schloss Mittelbau

68723 Schwetzingen

Besucherzentrum Schlosskasse

Telefon +49(0)62 02.12 88 28

info@schloss-schwetzingen.de

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