Donnerstag, 9. April 2020

Festungsruine Hohentwiel | Allgemeines 24. April 1945: 75 Jahre Kriegsende für den Hohentwiel und Singen

Am 24. April 1945 – genau vor 75 Jahren – endete der Zweite Weltkrieg für Singen am Hohentwiel, zwei Wochen vor dem offiziellen Kriegsende in Europa. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion soll damals eine weiße Fahne bei der Festungsruine gehisst worden sein. Den anrückenden französischen Streitkräften wollte man damit zeigen, dass die Stadt kampflos übergeben werden sollte. Allerdings: Ob diese Geschichte stimmt, ist unsicher. Fest steht jedoch, dass die ehemalige Festung Hohentwiel am Kriegsende beschossen wurde – das erste Mal nach über hundert Jahren und das letzte Mal in ihrer Geschichte. Zeitgenössische Fotografien und Postkarten unterstreichen die symbolische Bedeutung, die die Festungsruine und der Berg für die Nationalsozialisten hatte.

EINE WEISSE FAHNE AUF DEM HOHENTWIEL?

Am 24. April 1945, exakt vor 75 Jahren, ging die Herrschaft der Nationalsozialisten über die Stadt Singen und die Festungsruine Hohentwiel zu Ende. Von Zeitzeugen wird berichtet, dass in der Nacht auf den 24. April ein Singener Privatmann den Versuch unternahm, den Kommandanten der deutschen Panzereinheit zur friedlichen Übergabe der Stadt an die vorrückenden Franzosen zu überreden. Angeblich soll er nach dem Gespräch, zusammen mit einem Unteroffizier, eine weithin sichtbare weiße Fahne am Hohentwiel gehisst haben – ein eindeutiges Zeichen der Kapitulation. Andere zweifeln diese Geschichte jedoch an: Denn selbst am Morgen des 24. Aprils war man sich in Singen nicht sicher, ob man die Stadt gegen die anrückende französische Armee verteidigen sollte.

 

BESCHUSS DES HOHENTWIELS
Der französische Einmarsch am frühen Morgen verlief jedoch ohne größere Kampfhandlungen: Deutsche Soldaten besetzte lediglich eine einzige Panzersperre. So endete die Herrschaft der Nationalsozialisten in Singen am Hohentwiel am 24. April 1945. An den darauffolgenden Tag kam es jedoch noch zu einzelnen Aktionen der SS. Die französischen Besatzungstruppen setzen sich gegen die fanatischen Hitleranhänger zur Wehr und beschossen dabei auch den Hohentwiel. Die ehemalige Festung rückte, das erste Mal nach der Zeit der Napoleonischen Kriege, wieder kurz in den Mittelpunkt des deutsch-französischen Kampfgeschehens – und zugleich zum hoffentlich letzten Mal.

 

PROPAGANDA: POSTKARTEN UND FESTSPIELE

Die Festungsruine Hohentwiel war eine fast uneinnehmbare Festung der Herzöge von Württemberg und entwickelte sich im 19. Jahrhundert zum patriotischen Sehnsuchtsort. Kein Wunder, dass die Nationalsozialisten den Hohentwiel propagandistisch nutzten. Dies belegen eindrucksvolle Quellen aus dem Stadtarchiv Singen. Bereits 1933 – also im Jahr der sogenannten „Machtergreifung“ der Nazis – erschien eine symbolträchtige Postkarte: Über dem Hohentwiel geht die „Hakenkreuz-Sonne“ auf – der Anbruch einer neuen Zeit. 1935 belebten die Nazis die Hohentwielfestspiele, die es bereits im Kaiserreich und der Weimarer Republik gab, wieder. Der Hohentwiel sollte zu einem Mittelpunkt der badischen Kultur werden. Die Festspiele sollten zeigen, „daß das neue nationalsozialistische Deutschland dem friedlich kulturellen Aufbau zugewendet ist“. Die zeitgenössische Fotografie aus dem Stadtarchiv Singen zeigt Schauspieler und Publikum auf dem Festspielplatz vor der monumentalen Karlsbastion.

 

Service und Information

Aktuell ist das die Festungsruine Hohentwiel wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg und wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.

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