Dienstag, 18. Juni 2019

Residenzschloss Ludwigsburg | Allgemeines Wissenszuwachs führt zu Planänderung im Residenzschloss. Neuer Führungsweg

Neue Erkenntnisse verändern den Blick auf die königlichen Räume im Residenzschloss Ludwigsburg – und sie sorgen für eine Änderung in der Terminplanung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Voraussichtlich bis 2023 wird sich die Fertigstellung der Arbeiten an der Restaurierung und Wiedereinrichtung verschieben, drei Jahre länger als ursprünglich geplant. Das ist der Preis dafür, dass die neuen Erkenntnisse umgesetzt werden können. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem die originale Ausstattung mit Textilien der Zeit vom Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Vorhänge und Möbelbezüge sind ein wesentliches Element des authentischen Raumeindrucks. Wegen der aktuellen Arbeiten ändert sich der Weg der Führungen im Residenzschloss ab dem 1. August 2019: Das Schloss bietet mit seinen weitläufigen Raumfluchten aus mehreren Epochen dafür ausreichend Möglichkeiten.

ABWÄGUNG: ENTSCHEIDUNG FÜR DIE QUALITÄT

Die Arbeiten an der Restaurierung und Wiedereinrichtung der königlichen Räume im Neuen Hauptbau des Residenzschlosses Ludwigsburg schreiten voran – und mit dem Vorankommen geben sie neue Erkenntnisse frei. Jetzt haben sich, ausgelöst durch die intensive Forschung der letzten Jahre, so weitgehende neue Erkenntnisse gezeigt, dass der Zeitplan angepasst werden musste. Erst 2023 soll die vollständige Folge der Wohn- und Repräsentationsräume des ersten württembergischen Königspaares nun wiedereröffnet werden, drei Jahre später als bislang projektiert. Stück um Stück waren in den letzten Monaten weitere Mosaiksteine dazu gekommen. Sie haben die Perspektive auf das Projekt verändert. „Am Ende war es soweit, dass durch das Gewicht der neuen Erkenntnisse die Entscheidung eindeutig war: Wir haben uns daher entschlossen, die Eröffnung zu verschieben.“ Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, erläutert: „Wir haben lange gezögert. Aber es hat sich gezeigt: Würden wir auf dem bisherigen Zeitplan beharren wollen, würden wir mit dem Ergebnis hinter den Möglichkeiten und unserem hohen Qualitätsanspruch bleiben, die wir inzwischen durch den gewachsenen Kenntnisstand haben.“

 

WAS IST DER ERKENNTNISGEWINN, DER SO SCHWER WIEGT

Was hat sich verändert? Es geht um die Textilien, die sich aus der Zeit von Königin Charlotte Mathilde und König Friedrich I. von Württemberg erhalten haben. Nach und nach zeigte sich bei der Erfassung der Bestände in den Räumen und den Depots immer deutlicher, wie vollständig und wie weit ins Detail gehend das Wissen über diesen fragilen Teil der Ausstattung inzwischen ist. Die einzelnen Elemente haben sich über die letzten Jahre zunehmend angesammelt und zu einem Bild gefügt. Die Textilien der Möbelbezüge und Fensterdekorationen ließen sich exakt datieren – und vieles stammt tatsächlich aus der Zeit vor 200 Jahren.

 

MOSAIKSTEINE FÜGEN SICH ZUM BILD

Anhand der Inventare der Zeit lassen sie sich den Beschreibungen zuordnen. Das Wichtigste: Überraschend vieles der vergänglichen Textilien gehört zur Originalausstattung der Königszeit. Viele kleine Puzzleteile ergaben sich durch die textilen Details, die in den Depots des Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg erhalten sind: Borten und Besätze und Stofffragmente fügten sich Stück um Stück in ein großes Bild. Ergänzt durch historischen Beschreibungen und durch alte Fotos weiß man nun sehr viel mehr: „Das Bild ist jetzt so präzise, dass wir mit den Originalen und mit Nachwebungen nach den originalen Fragmenten wieder sehr exakt die Einrichtung vom Beginn des 19. Jahrhunderts auch bei den Textilien treffen werden“, erläutert Geschäftsführer Michael Hörrmann. Michael Hörrmann: „Für die konkrete Wiedereinrichtung muss man sogar von bahnbrechenden neuen Erkenntnissen sprechen.“ Beispielsweise besteht jetzt die Möglichkeit, alle 56 Fenster in den königlichen Appartements und eine Vielzahl von Polsterbezügen wieder vollständig rekonstruieren zu können. „Die Konservierung und Rekonstruktion dieser Textilien stellt eine der größten Herausforderungen unseres Projekts dar“, erklärt Dr. Patricia Peschel, die für das Projekt im Residenzschloss zuständige Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten.

 

KOMPLEXE ABLÄUFE FÜHREN ZUM NEUEN ZEITPLAN
Ebenfalls geprüft haben die Fachleute der Staatlichen Schlösser und Gärten, ob eine partienweise Fertigstellung möglich ist, Raum für Raum, sodass zumindest Teile der Appartements für die Besucherinnen und Besucher zugänglich bleiben. „Das Verfahren der Wiedereinrichtung funktioniert nicht raumweise“, erläutert Dr. Patricia Peschel: „Das geht nur für das gesamte Ensemble“. Zu tun hat das mit der Reihenfolge bei der Anfertigung der Stoffe nach den alten Mustern: Sie werden nicht raumweise nacheinander abgearbeitet und gewoben, sondern je nach den vorhandenen Erkenntnissen und der Entwicklung der Muster zusammen aufwendig angefertigt.

 

WAS WIRD IN DEN NÄCHSTEN DREI JAHREN ZU SEHEN SEIN ?

Wie sich die komplexe Sanierung und Restaurierung in den nächsten Jahren weiterentwickelt, wird man per Video im Internet verfolgen können – und auch im dann neuen Besucherzentrum des Residenzschlosses. Dazu sollen regelmäßig „Tage der Restaurierung“ kommen, bei denen die Arbeiten im Neuen Corps de Logis vorgestellt werden. Der Weg der Schlossführungen bleibt auch in den nächsten drei Jahren während der Schließung der Räume attraktiv: Er wird durch den größeren nördlichen Teil der Beletage des Residenzschlosses führen und mit der Ahnengalerie, dem Schlosstheater, den Wohnungen aus der Zeit von Herzog Eberhard Ludwig und den kostbaren barocken Pavillons absolute Highlights zeigen. Ab 1. August gilt der neue Verlauf der Führungen. Er bringt auch für Schlosskenner spannende neue Einblicke.

 

SCHLOSS FAVORITE WIRD WIEDER ZUGÄNGLICH

Und noch ein Highlight: Schloss Favorite wird ab dem Frühjahr 2020 wieder zugänglich sein – und sich in ganz besonderer Form präsentieren: Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zeigen das Lustschloss zuerst noch ohne Möbel und Einrichtung. „Das hat seinen besonderen Reiz: So kann zum Beispiel erstmals der große Saal im Zentrum der Favorite beim Rundgang betreten werden“, erklärt Geschäftsführer Michael Hörrmann: „Die Favorite präsentiert sich ab Frühjahr als hochkarätiges Baukunstwerk dem Blick.“ Und das ist durchaus ein historischer Blick: Denn als Jagd- und Lustschloss war die Favorite überwiegend unmöbliert und wurde nur bei Aufenthalten des Herrschers eingerichtet. Man sieht also ab Frühjahr das Schloss so, wie etwa die Hofbediensteten es erlebten. Der Führungsbetrieb startet im März 2020. Außerdem wird in Schloss Favorite eine Ausstellung mit Werken des Malers und Ökoaktivisten Friedensreich Hundertwasser zu sehen sein.

 

SERVICE UND INFORMATION

Residenzschloss Ludwigsburg

Schlossstraße 30

71634 Ludwigsburg

+49(0)71 41.18 64 00

info@schloss-ludwigsburg.de

Download und Bilder

Detail Polsterbezüge

Bildnachweis

Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Patricia Peschel

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Posamentenborte

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Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Patricia Peschel

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