Schön anzusehen und überraschend vielfältig
Tausende Besucherinnen und Besucher genießen jedes Jahr die Schlossgärten von Schloss Favorite Rastatt, Schloss Schwetzingen und Schloss Weikersheim. Ganz unbeobachtet von vielen Augenpaaren sprossen in den beliebten Schlossgärten vier Pilzarten, die keiner bekannten wissenschaftlichen Art zugerechnet werden konnten. Diese und weitere Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung der Pilzartenvielfalt stehen jetzt in einer Broschüre für die Besucherinnen und Besucher der Schlossgärten zur Verfügung.
Finanzstaatssekretärin Gisela Splett: „Die neue Broschüre ‚Schloss.Baum.Pilz‘ ist ein wichtiges Instrument der Wissenschaftskommunikation. Sie zeigt, welche biologischen Schätze direkt vor unserer Haustür liegen und wie groß die Artenvielfalt in unseren Schlossgärten ist. Die Broschüre soll dabei helfen, das Verständnis für ihren Erhalt zu fördern.“
Broschüre stellt Forschungsergebnisse vor
„Die Untersuchung zeigte, dass unsere Schlossgärten wahre Hotspots der Biodiversität sind – nicht nur zahlreiche Pflanzen und Tiere fühlen sich dort heimisch, sondern auch Pilze“, erklärt Geschäftsführerin Patricia Alberth. Die Broschüre „Schloss.Baum.Pilz“ erklärt den interessierten Gästen der drei Monumente die Besonderheiten des Zusammenlebens von Pilzen und Bäumen und stellt die Ergebnisse der Untersuchung vor, die unter der wissenschaftlichen Projektleitung von Herrn Dr. Markus Scholler durchgeführt wurde. Dabei wird auch aufgezeigt, wie die Forscherinnen und Forscher vorgingen. Zudem weist die Publikation in die Zukunft und zeigt Wege, wie die Pilzvielfalt gefördert werden kann.
Schlossgärten als Lebensraum
‚Schloss.Baum.Pilz‘ ist das Ergebnis des Projekts „Monitoring und wissenschaftliche Auswertung der Pilzflora in den Schlossgärten Schwetzingen, Weikersheim und Favorite Rastatt“. Es war die erste Untersuchung dieser Art in Baden-Württemberg. Das Forschungsprojekt wurde aus nicht abgeholten Gewinnen der GlücksSpriale der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg finanziert. Für das Projekt arbeiteten die Staatlichen Schlösser und Gärten mit dem Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe zusammen. In den Schlossgärten konnten 160 sogenannte Ektomykorrhiza-Pilze nachgewiesen werden. Dabei handelt es sich um Pilze, die in einer symbiotischen Lebensgemeinschaft an unterschiedliche Baumarten gebunden sind. Neben 20 seltenen Arten, die auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen, wurden auch vier bisher vollkommen unbekannte Arten entdeckt, erforscht und benannt: Die vier Neuzugänge heißen Rastatter Risspilz (Inocybe favoris), Badischer Risspilz (Inocybe badensis), Schwetzinger Risspilz (Pseudosperma schwetzingense) und Schweyckerts Risspilz (Inocybe schweyckertii) – benannt nach dem Badischen Garteninspektor Johann Michael Schweyckert (1754–1806), der den Landschaftsgarten am Schloss Favorite Rastatt plante und entwarf. Hier, in Symbiose mit seinem Altbaumbestand, ist heute die Pilzartenvielfalt besonders groß. Das zeigt, dass die historischen Gärten mit ihrer jahrhundertelangen Pflege wertvolle Rückzugsorte sind: Für die Menschen und für die die Biodiversität.
Allgemeine Informationen
Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
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