Eine Unterbodenheizung aus dem Mittelalter
Seit einigen Wochen herrscht in Deutschland die Heizperiode, die langsam auf ihren Höhepunkt im Januar zustrebt. Heute werden Räume etwa mit Pelletöfen, Gasheizungen oder Wärmepumpen auf angenehme Temperaturen gebracht. Doch das war nicht immer so. Was machten die Menschen im Mittelalter an kalten Wintertagen? Ein sensationeller Fund aus dem Kloster Bebenhausen verrät es: Bei archäologischen Untersuchungen fanden Forscherinnen und Forscher 1987 eine Warmluftheizung mit Vorraum, Wartungsraum und Ofen. Sie befindet sich unterhalb des Parlatoriums des Klosters, des „Sprechraums“– der einzige Raum bei den Zisterziensern, in dem das Schweigegebot aufgehoben war. Die Unterbodenheizung selbst ist älter als das Kloster. Sie gehörte zu einem Gebäude aus der Zeit vor dem Klosterbau – und weist auf die Bedeutung der damaligen Anlage hin. Denn nur in Burgen, Pfalzen, Klöstern und auch vereinzelt in Rathäusern gab es vergleichbare Heizungssysteme.
Feuer, Rauch und Frischluft
Heute können Besucherinnen und Besucher im Parlatorium noch den Ofenbereich von damals sehen. Die Mönche und ihre Vorgänger befeuerten den Ofen mit trockenem Holz. Die heiße Luft leiteten sie in einen Zwischenraum oberhalb der Brennkammer, die mit losen Steinen gefüllt war. Das Gestein diente als Wärmespeicher. Der Rauch entwich über einen Abzug. Durch eine weitere Öffnung ließen die Mönche frische Luft in den Ofen strömen. Sie erhitzte und verbreitete so angenehme Wärme im Raum über der Heizungsanlage. Doch eine konstante Dauerbeheizung war so nicht möglich. Die Mönche nutzten den Raum und seine Heizung wohl während des Baus ihres Klosters.
Klösterliche Wärmestube
Das Gebäude aus der Zeit vor dem Klosterbau wurde von den Mönchen abgerissen. An seiner Stelle errichteten sie den östlichen Flügel der Klausur. Das Heizungssystem gaben sie zugleich auf; es diente nicht zur Heizung des Parlatoriums. Die Zisterzienser errichteten stattdessen eine Wärmestube, das Kalefaktorium. Hier konnten sich die Mönche in den kalten Monaten aufwärmen. Es befand sich am Südflügel des Kreuzgangs und ist heute nicht mehr erhalten. Funde von Ofenkeramik aus der Zeit zwischen dem 13. und dem 16. Jahrhunderts zeigen, dass es zudem weitere beheizbare Räume gab. Der bekannteste unter ihnen ist das Winterrefektorium.
Speisesaal der Mönche und Plenarsaal des Parlaments
Im 16. Jahrhundert ließ Abt Johann von Fridingen den Speisesaal der Mönche umbauen, um ihn im Winter beheizen zu können. Die Heizanlage des Winterrefektoriums ist noch in Resten im Boden erhalten. Auch zur Zeit von König Karl von Württemberg – über 300 Jahre später – wurde der Raum als Speisesaal genutzt. Aus dieser Zeit stammen die Tische und Stühle im Stil der Neugotik, die heute die Atmosphäre des Raums bestimmen. Die Wandmalereien mit Ranken, Wappen und Jagdmotiven entstanden zwischen 1877 und 1879, 1911 wurden sie ergänzt. Im Winterrefektorium – der einzig beheizbare größere Raum des Klosters – fanden auch die 60 Abgeordneten des Landtags von Württemberg-Hohenzollern Platz. Von 1947 bis 1952 diente der Raum als Plenarsaal für die über 100 Sitzungen des Parlaments.
Service und Information
Kloster und Schloss Bebenhausen
Kloster
1. November bis 31. März
ÖFFNUNGSZEITEN
Di – So, Feiertag 10.00 – 17.00 Uhr
24., 25., 31. Dezember und 1. Januar geschlossen
PREISE
Erwachsene 6,00 €
Ermäßigte 3,00 €
Familien 15,00 €
Schloss
ÖFFNUNGSZEITEN
Die Innenräume von Schloss Bebenhausen sind nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen.
Klassische Schlossführung
1. November bis 31. März
Di – Fr 14.00 – 17.00 Uhr
Sa, So, Feiertag 11.00 – 17.00 Uhr stündlich
Letzte Führung jeweils um 16.00 Uhr
24., 25., 31. Dezember und 1. Januar geschlossen
PREISE
Schloss mit Führung
Erwachsene 8,00 €
Ermäßigte 4,00 €
Familien 20,00 €
Klosterbesichtigung und Schlossführung
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Ermäßigte 5,00 €
Familien 25,00 €
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