Statussymbol des Bildungsbürgertums
Wer etwas nicht weiß, begibt sich im Internet auf die Suche nach der Antwort. Was heute zur Normalität gehört, ist eine Errungenschaft der besonderen Art. Die fast unbegrenzte Verfügbarkeit von Wissen hat eine lange Vorgeschichte, die bis in die Klosterbibliothek zurückreicht. Ein ähnlicher Meilenstein wie die digitale Enzyklopädie war der „Brockhaus“. Die Bände waren lange Zeit ein Statussymbol des Bildungsbürgertums und zierten fast jeden Haushalt. Das sogenannte Konversationslexikon erhielt seinen Namen vom Verleger Friedrich Arnold Brockhaus, der vor genau 200 Jahren – am 20. August 1823 – starb.
Ein Verkaufsschlager
Friedrich Arnold Brockhaus wurde im Mai 1772 als Sohn eines Ratsherrn und Kaufmanns in Dortmund geboren. Schon früh entwickelte er eine Leidenschaft für Bücher, die ihn sein Leben lang begleiten sollte. Seine kaufmännische Lehre hingegen begeisterte ihn wenig; er brach die Ausbildung ab und hörte stattdessen an der Universität Leipzig als Gasthörer Vorlesungen. Er versuchte sich als Händler für Waren aus England, bis er 1805 eine Buchhandlung gründete und als Verleger tätig wurde. Den Grundstein zur berühmten Enzyklopädie legte er 1808. Damals erwarb er die Rechte des unvollendeten „Conversationslexikons mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten“. Er vollendete das Werk, veröffentlichte und erweiterte es ständig. Das „Conversationslexikon“ bildete die Grundlage der späteren Brockhaus Enzyklopädie, die zum Verkaufsschlager wurde. Das Nachschlagewerk sammelte das Wissen der Welt zwischen Buchdeckeln – und schloss sich damit der guten Tradition der Klosterbibliotheken an.
Mittelalterliche Handschriften und neueste Literatur
Das Kloster und Schloss Salem besitzt eine wechselvolle und glorreiche Vergangenheit. Von seiner Größe und Bedeutung zeugte nicht zuletzt die Bibliothek, die weit über die Bodenseeregion hinaus strahlte. Denn das ehemalige Zisterzienserkloster besaß einen umfangreichen Bücherbestand. Darunter befanden sich sehr alte und aufwendig gestaltete Handschriften sowie frühe Drucke, sogenannte Inkunabeln. Mit Einführung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert wuchs der Bestand durch gezielte Ankäufe stetig. Zu liturgischen Büchern für den Gottesdienst und theologischen Schriften kamen Lehrbücher und philosophische, medizinische und naturwissenschaftliche Bücher. Vor allem im 18. Jahrhundert wurde die Klosterbibliothek zu einer Universalbibliothek ausgebaut, die auch literarische Werke aus ganz Europa und „unnütze“ Bücher umfasste, wie etwa Romane, Belletristik und Theaterstücke. Drei Äbte haben sich darum besonders verdient gemacht: Konstantin Miller, Anselm II. Schwab, der den Bücherbestand enorm erweiterte, und Robert Schlecht, der einen monumentalen Bibliothekskatalog in Auftrag gab.
Ein Festsaal für Bücher
Bereits im späten Mittelalter mussten die Handschriften, die im klostereigenen Skriptorium – der Schreibstube – entstanden oder aber zugekauft wurden, sowie die wachsende Zahl der gedruckten Bücher untergebracht werden. Dafür wurde ab 1498 der erste Bibliothekssaal über der Marienkapelle eingerichtet. Durch das steinerne Gewölbe überstanden die Bücher die große Brandkatastrophe von 1697. Marienkapelle und Bibliothek mussten jedoch bald dem barocken Neubau des Klosters weichen. Die Bücher zogen in den heutigen Bibliothekssaal um. Der ursprünglich barocke Raum mit farbigen Stuckaturen und Deckengemälden wurde zwischen 1786 und 1796 im klassizistischen Stil überformt, Gemälde und Stuck weiß übertüncht und hellgraue Bücherschränke angeschafft – zurückhaltende Farben galten als elegant und modern. Im Zuge der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts fiel das Kloster an das Haus Baden. Der Bücherbestand – rund 450 Handschriften und frühe Drucke, 40.000, vielleicht auch 60.000 gedruckte Werke, darunter wohl 30.000 Kleindrucke, Flugblätter und Broschüren – wurde wenige Jahre später an die Universitätsbibliothek Heidelberg verkauft. Die wertvollen Salemer Handschriften sind inzwischen digitalisiert und über die Homepage der Heidelberger Universitätsbibliothek einsehbar.
Service und information
Kloster und Schloss Salem
ÖFFNUNGSZEITEN
25. März bis 1. November
Mo – Fr, Sa 09.30 – 18.00 Uhr
Letzter Einlass 17.30 Uhr
So, Feiertag 10.30 – 18.00 Uhr
Letzter Einlass 17.30 Uhr
EINTRITT
Kloster und Schloss (inkl. Klostermuseum)
Erwachsene 11,00 €
Ermäßigte 5,50 €
Familien 27,50 €
Gruppen ab 20 Personen pro Person 9,90 €
Kloster und Schloss mit Führung
Erwachsene 13,00 €
Ermäßigte 6,50 €
Familien 32,50 €
Gruppen ab 20 Personen pro Person 11,70 €
KONTAKT
Kloster und Schloss Salem
88682 Salem
Telefon +49(0)75 53.9 16 53 - 36
schloss@salem.de