Barockes Werk vollständig restauriert
Seit mehr als zwölf Jahren laufen die Arbeiten für die Neupräsentation der beiden königlichen Appartements sowie der Bildergalerie im Residenzschloss Ludwigsburg. „Das ist eines der größten Restaurierungsprojekte in der Geschichte der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg“, verdeutlichte Patricia Alberth, Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten, die Dimension der Wiedereinrichtung beim Pressetermin. Im Rahmen des „Jahrhundertprojekts“ werden auch etwa 300 Gemälde aus der einstigen Sammlung der württembergischen Herzöge des 17. und 18. Jahrhunderts erforscht und restauriert. Darunter auch das größte Gemälde, das in den damaligen Inventaren der Bildergalerie nachgewiesen werden konnte: Ein Werk des schwäbischen Barockmalers Johann Heiss. „Dank des großartigen Einsatzes unseres Restaurierung-Teams sowie der Fördermittel der ‚Glücksspirale‘ konnte ein weiteres bedeutendes Glanzstück für die Bildergalerie gesichert werden“, erläutert die Geschäftsführerin. 2022 konnte das Großgemälde, das den Kniefall des Heiligen Ignatius von Loyola zeigt, umfangreich restauriert werden. „Es freut uns sehr, dass wir einen Beitrag zur Restaurierung dieses beeindruckenden Gemäldes leisten konnten. Das Werk ist Teil unseres kulturellen Erbes und bleibt nun für die nächsten Generationen erhalten“, ergänzte Georg Wacker, Geschäftsführer der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg.
Kulturförderung als Ziel
Ein großer Teil der Lotterieerträge der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg kommt Kunst und Kultur sowie dem Denkmalschutz zugute. Jährlich fließen so über 28 Millionen Euro in den Denkmalschutz und damit in den Erhalt des kulturellen Erbes im Land. Der Hauptanteil stammt aus dem Wettmittelfonds des Landes. Dazu kommen die Erträge aus der Rentenlotterie „Glücksspirale“.
Projekte der Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg werden aus nicht abgeholten Gewinnen der Glücksspirale mitfinanziert. Seit 1993 ermöglicht diese Unterstützung vielfältige Projekte, von großen Jubiläen über Sanierungen und Restaurierungen bis zu den Publikationen der Staatlichen Schlösser und Gärten. Lotto-Geschäftsführer Georg Wacker führt aus: „Die vielen treuen Tipperinnen und Tipper im Südwesten sind auf diese Weise die heimlichen Mäzene.“
Umfangreiche Restaurierungsarbeiten
Das komplexe Schadensbild des Großgemäldes von Johann Heiss erforderte zunächst gründliche Voruntersuchungen und Proben durch die Restauratorinnen und Restauratoren der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Dr. Felix Muhle, Restaurator bei den Staatlichen Schlössern und Gärten, erläutert: „Im Laufe der Zeit führten Alterung, diverse Schäden und frühere Eingriffe dazu, dass sich das Aussehen des Gemäldes stark veränderte.“ Auf der gesamten Malschicht befanden sich zahlreiche weiße Tropf- und Laufspuren, die an einem früheren Aufstellungsort entstanden. Auch der Firnisüberzug befand sich in einem degenerierten Zustand. Der Restaurator ergänzt: „Über dem Werk lag ein trüber, weißlicher Schleier, sodass die Szene nicht einmal mehr als nächtliche erkennbar war.“ Die zahlreichen nachgedunkelten Retuschen und feinen Einrisse im Leinwandbildträger trugen zu einem uneinheitlichen Gesamterscheinungsbild des Gemäldes bei. Nach Abnahme des Überzugs und der alten Retuschen gelang es freiberuflichen Restauratorinnen und Restauratoren, sowohl die resistenten weißlichen Tropfspuren zu reduzieren als auch die ursprüngliche Aufspannung von 1693 zu erhalten – mitsamt den originalen Nägeln. Schließlich waren einige Retuschen über Fehlstellen und an den ergänzten oberen Ecken notwendig.
Ein Werk von Johann Heiss
Bei dem restaurierten Gemälde handelt es sich um ein Werk des Barockmalers Johann Heiss. Der protestantische Maler wurde 1640 in Memmingen geboren und wirkte im süddeutschen und österreichischen Raum an barocken Neuausstattungen von Kirchen und Klöstern mit. Für das Verständnis der meisten Gemälde von Johann Heiss ist eine Kenntnis der antiken Literatur Voraussetzung: Oft gehen die zu erzählenden Geschichten weit über die im Bild dargestellten Szenen hinaus. Das für das Neue Corps de Logis restaurierte Großgemälde zeigt den Heiligen Ignatius von Loyola zu Beginn seiner Heiligengeschichte. Nach einer Laufbahn als Soldat und Höfling wird Ignatius verwundet und bekehrt sich zum Rittertum Christi. Er legt seine Waffen nieder und zieht sich als Eremit zurück, um sein Exerzitienbuch zu verfassen. Später gründet er die Societas Jesu, einen Missionarsorden. Die Vermutung liegt nahe, dass das ehemalige Altarbild im Zuge der Säkularisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts in die königliche Gemäldesammlung aufgenommen wurde. Aufschluss darüber, dass es sich um ein Gemälde von Johann Heiss handelt, gaben vor allem die Signatur und Datumsangabe auf der Altarstufe am unteren Rand des Gemäldes: Hier hatte sich der Barockmaler mit der knappen Unterschrift „J Heiß 1693“ verewigt. Im Inventar von 1816 taucht das Gemälde erstmals mit dem Titel „Ein Eremit von Heißs“ auf.
Neues Corps de Logis
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließen König Friedrich I. von Württemberg und Königin Charlotte Mathilde die Räume im Neuen Corps de Logis in Schloss Ludwigsburg vollständig umgestalten und neu einrichten. Die Innengestaltung wurde im damaligen Zeitgeschmack des französischen Empirestils überarbeitet. Durch die umfassenden Restaurierungs- und Wiedereinrichtungsmaßnahmen sollen die privaten und offiziellen Wohnräume des ersten württembergischen Königspaares für Besucherinnen und Besucher in ihrem originalen, historischen Erscheinungsbild des frühen 19. Jahrhunderts erlebbar werden. Vor Beginn des Projektes waren zunächst umfangreiche Forschungsarbeiten notwendig, die weiterverfolgt werden. Erste daraus gewonnene Erkenntnisse wurden im Dezember 2022 in einem eigenen Tagungsband mit dem Titel „Residenzschloss Ludwigsburg. Die königlichen Räume“ veröffentlicht.
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