Montag, 13. September 2021

Kloster Maulbronn | Allgemeines 18. September 1786: Geburtstag des schwäbischen Dichters Justinus Kerner

Am 18. September 1786, heute vor 235 Jahren, wurde Justinus Kerner in Ludwigsburg geboren. Der schwäbische Dichter ist heutzutage nicht mehr vielen bekannt. Dabei gibt es in ganz Baden-Württemberg Straßen, Plätze und Schulen mit seinem Namen. Wer war der Poet und Autor, der Kloster Maulbronn ein literarisches Denkmal setzte?

MAULBRONN AM ENDE DES 18. JAHRHUNDERTS

„Mein Geburtsort ist Ludwigsburg, eine der Haupt- und Residenzstädte Württembergs. Der Tag, an welchem ich geboren wurde, war der 18. September 1786“ – so schlicht beginnt einer der wichtigsten Dichter der schwäbischen Romantik seine Autobiografie. Das „Bilderbuch aus meiner Knabenzeit“ verrät nicht nur private Gedanken und Geschichten. Justinus Kerner gelang es, die Atmosphäre von Kloster Maulbronn, wo er als Schüler unterrichtet wurde, gekonnt einzufangen: „Statt der Ludwigsburger weiß und gelb angestrichenen, wie von einem Schreiner gemachten Kirchen und Türme, – erblickte man hier vom Alter schwarzgraue Kreuzgänge und eine Kirche, die in ihrem Innern, besonders für die Phantasie eines Knaben, große Rätsel darbot.“

 

GEDICHTE STATT KAUFMANNSLEHRE

Der Dichter und Arzt kam als sechstes und letztes Kind von Friederike Luise und Christoph Ludwig Kerner vor 235 Jahren zur Welt. Sein Vater war Oberamtmann, ein hoher Beamter im Dienste des Herzogs. Seine Schulausbildung erhielt der junge Kerner unter anderem in Maulbronn, wohin sein Vater versetzt worden war. Dort unterrichteten ihn die Stipendiaten der Klosterschule. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1799 begann Kerner eine Lehre als Kaufmann in der herzoglichen Tuchfabrik in Ludwigsburg. Die Arbeit wurde ihm jedoch rasch zu monoton. In seiner Freizeit fing er daher an, Gedichte zu schreiben.

 

PRÄGENDE JAHRE IN TÜBINGEN

1804 begann Justinus Kerner in Tübingen das Studium der Medizin und Naturwissenschaften. Eine prägende Zeit für den Ludwigsburger! Im Herbst 1806 behandelte er den berühmten Dichter Friedrich Hölderlin, der an „Wahnsinn“ litt. Ein Jahr später lernte er auf der Geburtstagsfeier des Dichters Ludwig Uhland seine spätere Frau Friederike kennen, die er liebevoll Rickele nannte. Das Paar sollte drei Kinder bekommen. 1808 schloss Kerner sein Studium ab und begab sich auf eine ausgedehnte Reise. Anschließend begann er, als Arzt zu praktizieren. Sein Beruf verschaffte ihm den Zugang zu Geisterhaftem und zur düsteren Seite der menschlichen Seele – ein wesentliches Element der schwäbischen Romantik. Justinus Kerners Stil gilt als schlicht und innig. Seine Texte sind durchtränkt von Wehmut und doch nicht ohne Humor. Sein bekanntestes Werk ist die Ballade „Der reiche Fürst“. Unter dem Titel „Preisend mit viel schönen Reden“ wurde es zur inoffiziellen Landeshymne Württembergs.

 

VON KLOSTERSCHÜLERN UND WEINREBEN

1849 warf Justinus Kerner in seiner Autobiografie „Bilderbuch aus meiner Knabenzeit. Erinnerungen aus den Jahren 1786 bis 1804“ einen ausführlichen Blick zurück. Er erinnerte sich genau an seine Zeit in Maulbronn: „Wohl sah man in diesem Kloster und seinen Gängen keine Zisterzienser, wie in seiner Vorzeit, mit weißen und schwarzen Kutten mehr, aber viele, oft durchaus nicht klösterlich aussehende, lebenslustige Jünglinge, jedoch auch nach alter klösterlicher Weise mit langen schwarzen Kutten bekleidet.“ Das Kloster selbst „war in einen engen Grund gebaut, und über ihm ragten schöne Berge mit Weinreben und üppigen Wäldern. In seinem Umkreise befanden sich etliche und 30 Seen, reich an Fischen und Geflügel aller Art Kloster selbst.“

 

IM KREUZGANG UND IN DER KLOSTERKIRCHE

Die Atmosphäre des altehrwürdigen Klosters bezauberte Kerner: „In der Mitte des Kreuzganges befand sich eine kapellenartige Rotunde eingebaut mit den schönsten Fenstern in gotischem Stile, während die andern Fenster des Kreuzganges die Kraft und Zierlichkeit der Übergangsperiode des Rundbogens in den Spitzbogenstil zeigten.“ Viel Aufmerksamkeit schenkte er der Klosterkirche: „Durch das viele Bildwerk der Chorstühle, auf deren Boden man, entstanden durch das viele Knien der Mönche im Gebete, ausgeschliffene Vertiefungen bemerkte, durch die vielen Grabmonumente und Gemälde auf dem Boden und an den Wänden wurde unsere Phantasie immer reichlich beschäftigt. Da war an den Chorstühlen in schönster Schnitzarbeit das Opfer Kains, die Trunkenheit Noahs, Isaaks Opfer, Davids Tanz vor der Bundeslade, Moses vor dem feurigen Busche, Símsons Kampf mit dem Löwen usw. zu erblicken.“

 

EINE KLOSTERFÜHRUNG VOM JUNGEN KERNER
Nach einiger Zeit kannte Kerner sich im Kloster gut aus. Im Auftrag seines Vaters führte er Besucher umher, „meistens zuerst dahin, wo die Stiftungstafel des Klosters hing, deren Bilder mir auch jetzt noch auf dem dunklen Grunde der Vergangenheit, leicht und bunt … im Gedächtnisse stehen“. Auf einprägsame und eindrückliche Art schilderte die Stiftungstafel die Gründungsgeschichte des Klosters: „Diese als Maurer und Steinhauer schaffenden Mönche erweckten in mir immer eine große Teilnahme, und ich wünschte mir stets, ich hätte mit ihnen auch so mitschaffen können.“ Die Führungen und Sonderführungen der Staatlichen Schlösser und Gärten in Kloster Maulbronn lassen die Zeit um 1800 wieder lebendig werden: Die detailreichen Beschreibungen und bunten Anekdoten Kerners sind den Klosterführerinnen und Klosterführern bestens vertraut. Das Literaturmuseum im Klosterhof stellt zudem weitere Dichter und Denker vor, die aus der Klosterschule Maulbronn hervorgingen.

 

BILDNACHWEIS

Justinus Kerner, Druck nach Holzstich von Carl August Dies

Quelle: Sächsische Landesbibliothek – Staats und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) / Deutsche Fotothek

Inventar-Nr.: Mscr.Dresd.App.2078,C517

Bildrechte: CC-BY-SA 4.0 (Creative Commons: Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International)

 

service

Kloster Maulbronn

Geöffnet: täglich 09.30 bis 17.30 Uhr, letzter Einlass 16.45 Uhr

 

PREIS

Erwachsene      9,00 €

Ermäßigte         4,50 €

Familien           22,50 €

 

Mit Führung oder Audioguide

Erwachsene      12,00 €

Ermäßigte         6,00 €

Familien           30,00 €

 

VORAUSSETZUNGEN für den Besuch

•           3G-Nachweis (für Innenräume)

Vorlage eines Impf-, Genesenen- oder Testnachweises: Es muss eine Impfdokumentation (Impfpass oder Impfbescheinigung) über eine vollständige Impfung (vor mindestens 14 Tagen), eine Bescheinigung über eine mittels PCR-Test bestätigte Infektion (nicht älter als 6 Monate), ein negativer Corona-Test (nicht älter als 24 Stunden) einer offiziellen Teststelle (Testzentrum, Apotheke oder ähnliches) oder ein negativer PCR-Test (nicht älter als 48 Stunden) vorgelegt werden. Ausgenommen sind Kinder bis einschließlich fünf Jahre, Kinder mit sechs und sieben Jahren, die noch nicht eingeschult wurden, sowie Schülerinnen und Schüler, die als Nachweis den Schülerausweis vorzeigen können.

•           Erhebung Kontaktdaten:

Es besteht eine Pflicht zur Erhebung und Datenverarbeitung der Kontaktdaten der Gäste zur eventuellen Infektionskettennachverfolgung gemäß § 6 Corona-Verordnung. Dies kann vor Ort oder über das Kontaktformular unter www.schloss-maulbronn.de erfolgen.

  • Es gilt eine Pflicht zum Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen für Gäste ab 6 Jahre. Bitte bringen Sie eine passende Maske (medizinische Masken oder FFP2 Masken) mit. Außerdem muss der Abstand von 1,5 Metern zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und anderen Gästen eingehalten werden.

 

INFORMATIONEN

Kloster Maulbronn
Infozentrum Kloster Maulbronn
Klosterhof 5
75433 Maulbronn
Telefon +49 (0) 70 43.92 66 10
info@kloster-maulbronn.de

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