Donnerstag, 2. September 2021

Schloss Solitude, Stuttgart | Allgemeines Kreativer Gartenintendant: Johann Caspar Schiller starb vor 225 Jahren

Dass die Solitude nicht nur ein Lustschloss des Herzogs Carl Eugen war, sondern auch für einige Jahre wegweisende Versuchsanstalt der Obstbaumzucht – das ist nicht vielen bekannt. Der „Intendant“ der Gartenanlagen war kein geringerer als Johann Caspar Schiller, der Vater des Dichters Friedrich Schiller. Sein Todestag jährt sich am 7. September zum 225. Mal. Sein umfassender Leitfaden der Obstbaumzucht, ein eindrucksvolles Buch, hatte noch lange als Standardwerk Bestand. Heute sind die herzoglichen Versuchsanlagen längst verschwunden; in den letzten Jahren angelegte Obstwiesen in der Nähe des Schlosses erinnern an Johann Caspar Schillers Arbeit.

OBSTANBAU IM HERZOGLICHEN GARTEN

Schloss Solitude zu besuchen, ist immer ein besonderes Erlebnis. An kaum einem anderen Ort kann man den Begriff „Lustschloss“ so gut verstehen wie auf der Solitude. Das ungewöhnliche und leichtlebig-elegante Ensemble ließ sich Herzog Carl Eugen in den Jahren 1764 bis 1769 in spektakulärer Aussichtslage errichten. Mit monumentalen Gebäuden und umgeben von riesigen Gärten hatte die Anlage einst ein Vielfaches ihrer heutigen Ausdehnung. Für die Pflege der Gartenanlagen hatte Herzog Carl Eugen als „Intendant“ Johann Caspar Schiller in seine Dienste genommen. Dies vor allem wegen seines nützlichen Talents für die Obstbaumzucht.

 

LUSTSCHLOSS MIT LANDBAU

Der Garten von Schloss Solitude war unter Herzog Carl Eugen für zwei Dinge berühmt: Zunächst für die zahlreichen Heckenlabyrinthe, Fontänen und die lauschigen Pavillons, die der Hofgesellschaft Raum für Zerstreuung boten. Mit den Jahren führte der herzogliche Hausherr einen strengeren Lebenswandel und interessierte sich für Fragen der Landwirtschaft in Württemberg. Seit 1775 stand Johann Caspar Schiller, der Vater Friedrich Schillers, als Leiter der herzoglichen Hofgärten im Dienste des Herrschers.

 

OBSTBAU AUF NEUER STUFE

Herzog Carl Eugens Interesse an Obstbäumen und deren Kultivierung ging über bloße Buchgelehrtheit hinaus. In den Gärten seiner Schlösser Solitude und Hohenheim konnte er sich als fürstlicher Landwirt betätigen. Er förderte die Baumzucht und entdeckte Obstbäume als Wirtschaftsfaktor. Einige staatliche Güter warfen mit ihren Erzeugnissen sogar Profit ab, was damals nicht immer üblich war. Eine besondere Rolle nahmen die Versuchsflächen am Schloss Solitude ein: Johann Caspar Schiller leitete 20 Jahre lang die Schlossgärten, wo er systematisch neue Obstsorten züchtete. Seine Erkenntnisse hielt er im Buch „Die Baumzucht im Großen aus Zwanzigjährigen Erfahrungen im Kleinen beurtheilt“ fest. Es erschien 1795 – ein Jahr vor seinem Tod – und wurde zum nützlichen Standardwerk, dass den Obstbau in Württemberg voranbrachte.

 

DAS LEBEN JOHANN CASPAR SCHILLERS
Johann Caspar Schiller, 1723 in Bitterfeld geboren, stammte aus einer Familie von Weingärtnern und Handwerkern und wuchs im Remstal auf. Er erhielt Lateinunterricht, arbeitete einige Jahre in der Landwirtschaft und kam mit 15 zu einem Barbier und Wundarzt in die Lehre. 1745 wurde er Soldat und Feldscher. 1749 absolvierte er in Marbach das Examen als Wundarzt, trat schließlich in die Dienste des Herzogs Carl Eugen und machte Karriere im württembergischen Heer: 1767 wurde er Hauptmann in Ludwigsburg, 1794 schließlich Obristwachtmeister. Er starb am 7. September 1796 auf der Solitude und wurde im nahen Gerlingen begraben.

 

DAS LEBEN JOHANN CASPAR SCHILLERS
1775 holte der Herzog Carl Eugen Johann Caspar Schiller als „Gartenintendant“ auf die Solitude. Die Leidenschaft, die der ehemalige Hauptmann zu seinem Beruf machte, war aber weit mehr als reines Interesse am Obstbau: Schiller verband die Obstplantage mit einer gesellschaftlichen Verantwortung nachfolgenden Generationen gegenüber – in den Apfelbäumen sah der Utopist sogar ein wiedergefundenes Paradies. Während der Vater die Obstplantagen des württembergischen Herzogs betreute, vollzog sich beim Sohn Dramatisches: Er floh 1782 aus dem Land, weil ihm die Situation an der herzoglichen Carlsschule und unter der engen und despotischen Herrschaft Carl Eugens unerträglich wurde.  

 

MENTOR DER OBSTKULTUR

Schillers Baumschule am Schloss Solitude war wohl die größte im Süddeutschland des späten 18. Jahrhunderts. Noch heute gehen einige Streuobstbestände im mittleren Neckarraum auf Schillers Tätigkeit zurück. Auch auf der Rasenfläche hinter den Flügelbauten des Schlosses wachsen mittlerweile wieder historische Apfelsorten, die bereits der herzogliche Grtenintendant gehegt und beschrieben hatte. Heute gilt Schiller als Pionier der damals modernen Landwirtschaft. Am Ende seines Lebens war er „Inspekteur“ sämtlicher herzoglicher Gärten und Baumschulen und auch zuständig für die Forstbaumschulen des Landes.

 

BIODIVERSITÄT UND NACHHALTIGKEIT

Für die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ist das Thema der Nachhaltigkeit und der Biodiversität ein zentrales Anliegen. In vielen Schlossgärten sind inzwischen die Rasenflächen in artenreiche Blühwiesen und wertvolle Insektenweiden umgewandelt. In den letzten Jahren wurden auch auf den Wiesen um Schloss Solitude historische Apfelbaumsorten angepflanzt. Dass in diesem Fall auch noch an eine wichtige Entwicklung des Agrarwesens vor über 200 Jahren erinnert werden kann, ist eine württembergische Besonderheit.

 

Service

ÖFFNUNGSZEITEN

Sa‒So, Feiertag 11:00‒16:00 Uhr

 

Aufgrund von Trauungen kann Schloss Solitude an diesen Terminen nicht besichtigt werden. Auch die Außentreppe ist an diesen Terminen nicht zugänglich:

10. und 11. September 2021 sowie 1. und 2. Oktober 2021.

 

EINTRITT

Schloss Solitude inklusive Führung

Erwachsene 5,00 €
Ermäßigte 2,50 €
Familien 12,50 €

 

KURZFÜHRUNGEN

Von 11:30 bis 15:30 Uhr im 30-Minuten-Takt

Die Personenanzahl ist auf 15 Personen je Rundgang begrenzt.

 

KONTAKT UND INFORMATIONEN

Schloss Solitude

Solitude 1

70197 Stuttgart

Telefon +49(0)711.351 47 72

info@schloss-solitude.de

 

Voraussetzungen für den Besuch

  • 3G-Nachweis:
    Vorlage eines Impf-, Genesenen- oder Testnachweises: Es muss eine Impfdokumentation (Impfpass oder Impfbescheinigung) über eine vollständige Impfung (vor mindestens 14 Tagen), eine Bescheinigung über eine mittels PCR-Test bestätigte Infektion (nicht älter als 6 Monate), ein negativer Corona-Test (nicht älter als 24 Stunden) einer offiziellen Teststelle (Testzentrum, Apotheke oder ähnliches) oder ein negativer PCR-Test (nicht älter als 48 Stunden) vorgelegt werden. Ausgenommen sind Kinder bis einschließlich fünf Jahre, Kinder mit sechs und sieben Jahren, die noch nicht eingeschult wurden, sowie Schülerinnen und Schüler, die als Nachweis den Schülerausweis vorzeigen können.
  • Erhebung Kontaktdaten:
    Es besteht eine Pflicht zur Erhebung und Datenverarbeitung der Kontaktdaten der Gäste zur eventuellen Infektionskettennachverfolgung gemäß § 6 Corona-Verordnung. Dies kann vor Ort, über die Luca-App oder das Online-Kontaktformular erfolgen.
  • Es gilt eine Pflicht zum Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen für Gäste ab 6 Jahren.

Download und Bilder