BESATZUNG ALS NEUBEGINN
Nach dem Kriegsende 1945 war das heutige Land Baden-Württemberg aufgeteilt in eine amerikanische und in eine französische Besatzungszone. Frankreich verwaltete die Gebiete (Süd-)Baden und Württemberg-Hohenzollern. 15 württembergische Kreise umfasste Württemberg-Hohenzollern ‒ die ehemaligen hohenzollerischen Lande sowie das heute bayerische Lindau. Im Oktober 1945 beauftragte die französische Militärregierung mit Sitz in Tübingen den Politiker Carlo Schmid, eine Regierung zu bilden.
EINE NEUE LANDESVERFASSUNG
Am 17. November 1946 durften die Menschen in Württemberg-Hohenzollern eine beratende Landesversammlung wählen, bestehend aus Mitgliedern der neu zugelassenen Parteien. Wenige Tage danach kamen in Bebenhausen zum ersten Mal 65 Abgeordnete zusammen. In den darauffolgenden Monaten erarbeiteten sie den Entwurf einer Landesverfassung. Der Text stand zeitgleich zur ersten Landtagswahl am 18. Mai 1947 zur Abstimmung: Er wurde mit rund 70 Prozent Zustimmung angenommen.
DER LANDTAG
Der neugewählte Landtag nahm wenige Tage später, am 3. Juni 1947 seine Arbeit auf. Es war das erste frei gewählte Parlament auf deutschem Boden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Der Landtag war zunächst für vier Jahre gewählt. Sein Mandat wurde jedoch um knapp ein Jahr verlängert, da sich bereits der Zusammenschluss der drei südwestdeutschen Gebiete zum Bundesland Baden-Württemberg abzeichnete. Seine insgesamt 118 Plenarsitzungen fanden im Winterrefektorium des einstigen Klosters Bebenhausen statt: Es war der einzig beheizbare große Raum.
TAGEN IM HISTORISCHEN AMBIENTE
Der Grüne Saal in Schloss Bebenhausen war der Aufenthaltsraum der 65 Abgeordneten, der Blaue Saal wurde meist für offizielle Veranstaltungen genutzt. Landtagspräsident und Verwaltung saßen im königlichen Frühstückszimmer und im Lesezimmer. Als Fraktionsräume fungierten die Gästezimmer und das Appartement des Königs. Da die Sitzungen immer wieder bis in die späten Abendstunden gingen, übernachtete ein Großteil der Abgeordneten in den Mönchszellen des ehemaligen Dormitoriums.
DIE BEWEGTE GESCHICHTE DES KLOSTERS
Kloster Bebenhausen war gegen Ende des 12. Jahrhunderts als Prämonstratenserkloster gestiftet worden, später übernahm es der Zisterzienserorden. Nach der Reformation verließen die Mönche das Kloster, das seit 1556 eine protestantische Klosterschule beherbergte. Nach 1806 fiel die Anlage an den württembergischen Staat und die Monarchen nutzten es als Jagdschloss. Als letzte adlige Bewohnerin lebte hier Herzogin Charlotte, die ehemalige Königin von Württemberg dauerhaft von 1921 bis zu ihrem Tod am 16. Juli 1946.
SERVICE UND INFORMATIONEN
ÖFFNUNGSZEITEN BIS 4. JUNI
Mo‒So 10:00‒12:00 und 13:00‒17:00 Uhr
ÖFFNUNGSZEITEN AB 5. JUNI
Mo‒Fr 10:00‒12:00 und 13:00‒17:00 Uhr
Sa, So, Feiertag 10:00‒17:00 Uhr
Wer Bebenhausen besuchen will, muss entweder einen Impfnachweis oder einen Nachweis einer überstandenen Corona-Erkrankung oder einen aktuellen negativen Test an der Kasse vorweisen. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg folgen damit den gültigen Regeln der Corona-Landesverordnung. Außerdem braucht es für den Besuch einen festen Termin. Die Terminbuchung ist telefonisch unter 070 71.60 28 02 oder direkt an der Klosterkasse möglich. Damit ist die für das Kloster zugelassene Personenzahl gewährleistet. Es gilt die Pflicht, eine medizinische oder FFP2-Maske zu tragen; die Abstands- und Hygieneregeln müssen eingehalten werden.
KONTAKT
Im Schloss
72074 Tübingen-Bebenhausen
Tel.: +49(0)70 71.60 28 02
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