Mittwoch, 5. Mai 2021

Schloss Bruchsal | Allgemeines Zum Europatag am 9. Mai: Die schöne Europa und der Stier in Schloss Bruchsal

Am 9. Mai ist Europatag. Den Namen „Europa“ erhielt der Kontinent nach einer jungen Frau aus der griechischen Mythologie. Die Geschichte der schönen Europa inspiriert immer wieder die Künstler. In Schloss Bruchsal zeigt eine der kostbaren Tapisserien der berühmten Sammlung, wie es dazu kam, dass der Kontinent nach einer phönizischen Königstochter benannt wurde.

DIE GESCHICHTE DER SCHÖNEN EUROPA

Die Geschichte stammt aus der Antike und ist weit über 2.500 Jahre alt: Göttervater Zeus, bekannt für seine vielen Liebschaften, soll sich in eine Tochter des Königs von Phönizien verliebt haben. Typisch für den antiken Gott: Er verwandelte sich und nahm die Gestalt eines Tiers an. Damit wollte er seine fast immer begründet eifersüchtige Ehefrau Hera täuschen. Als Stier näherte er sich seiner Auserwählten – aber nicht als irgendein Stier: Der oberste aller Götter war natürlich ein besonders schöner weißer Stier. Der jungen Prinzessin Europa gefiel das zutrauliche Tier – so sehr, dass sie, unvorsichtig geworden, auf seinen Rücken stieg.

 

EUROPA KOMMT AUS VORDERASIEN

Das war der Moment, in dem sich Zeus in Richtung Meer wandte und die entsetzte junge Frau als Beute davontrug. Stier und Europa verließen die Küste Vorderasiens – denn dort, etwa im Bereich des heutigen Libanon, lag Phönizien. Zeus überquerte mit ihr das Mittelmeer und landete auf der Insel Kreta; dort erst zeigte er sich wieder in seiner normalen Gestalt. Die alte griechische Sage überliefert, dass der Kontinent, den die beiden nun betreten hatten, aufgrund einer Prophezeiung nach der Königstochter benannt werden sollte.

 

EUROPA IN SCHLOSS BRUCHSAL

Diese ungewöhnliche Geschichte faszinierte die Künstler über die Jahrtausende hinweg. In Schloss Bruchsal ist sie durch einen kostbaren Bildteppich, eine Tapisserie, verewigt. Das gut erhaltene Stück textiler Kunst aus dem 17. Jahrhundert zeigt die schöne Europa auf dem Rücken des weißen Stiers, dem sie einen Blütenkranz um den Hals gelegt hat. Um die Dramatik der Story deutlich zu machen, hat der Entwerfer der Tapisserie die entsetzten Gefährtinnen der Europa ans Ufer gestellt. Rechts fliegt ein nackter kleiner Junge durchs Bild: Es ist Eros, der Gott der Liebe. Mit seinem Liebespfeil zielt er direkt auf den Göttervater.

 

DIE TAPISSERIEN IM SCHLOSS

Entstanden ist der großflächige Wandteppich aus Wolle und Seide etwa in der Mitte des 17. Jahrhunderts in Flandern. In den Schlössern gehörten solche Tapisserien zum Kostbarsten der Ausstattung: Sie schmückten daher besonders ausgewählte Räume. Umso erstaunlicher ist es, dass sich in Schloss Bruchsal eine enorme Sammlung von Wandteppichen des 17. und 18. Jahrhunderts erhalten hat – ein Schatz, der wenig Vergleichbares in Europa kennt. Daran lässt sich ablesen, welchen Glanz das Schloss der Fürstbischöfe von Speyer einst hatte. Zugleich ist es ein Wunder, dass sich dieser Sammlungsbestand über die Zerstörung des Zweiten Weltkrieges erhalten hat.

 

DER EUROPATAG AM 9.MAI

Der Europatag wird jedes Jahr am 9. Mai begangen. Die Europäische Union erinnert damit an ein anderes historisches Ereignis, weit gegenwärtiger als der mythologische Raub der phönizischen Königstochter. Am 9. Mai 1950, vor 71 Jahren, hielt der französische Außenminister Robert Schuman eine Rede in Paris, die grundlegend für die Idee des geeinten Europas werden sollte: Er teilte darin die Vision eines politischen Bündnisses. Seit 1986 finden jährlich Feierlichkeiten zu diesem Anlass statt. Dieses Jahr lautet das Motto des Europatages „Europa zu Hause – zu Hause in Europa“.

 

INFORMATION

Aktuell ist das Schloss Bruchsal wie die meisten Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen des Landes aufgrund der Corona-Verordnungen geschlossen.

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