BEGEHRTE SCHÖNHEIT
Der Bildhauer Barthélemy Guibal, geboren am 10. Februar 1699 in Nîmes, starb am 5. Mai 1757 in Lunéville. Seit 1724 war er der Erste Bildhauer von Herzog Leopold in Lothringen. Seine Skulpturen schmückten das Herzogtum – und strahlten mit ihrer Schönheit und Eleganz weit darüber hinaus. Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz bot sich Ende der 1760er-Jahre die Chance, zahlreiche dieser Statuen für seine Sommerresidenz in Schwetzingen zu kaufen. Dort zieren sie noch heute den kurfürstlichen Garten.
DAS „LOTHRINGISCHE VERSAILLES“
Über das frühe Leben Guibals ist wenig bekannt: Vermutlich absolvierte er in Paris eine Ausbildung als Bildhauer. Anschließend folgte er seinem Lehrer nach Nancy, in die Hauptstadt des Herzogtums Lothringen. Herzog Leopold erkannte bald das künstlerische Feingefühl und das Talent Guibals. Für seine Vision eines „lothringischen Versailles“ war der Südfranzose daher genau richtig. Der Herzog ernannte Guibal 1724 zu seinem Ersten Bildhauer, der fortan das herzogliche Bildhaueratelier leiten sollte. Nach dem Tod Leopolds wurde der polnische Exilkönig Stanislas Leszczyński 1735 dessen Nachfolger. Auch er erkannte das künstlerische Geschick Guibals, den er als obersten Bildhauer seines Hofes weiter beschäftigte. In seinem Auftrag schuf Guibal zahlreiche Bleiskulpturen für die Schlossgärten in Lunéville und La Malgrange. Die Statuen des talentierten Bildhauers wurden überregional bekannt. Am 5. Mai 1757 starb Barthélemy Guibal in Lunéville im Alter von 58 Jahren. Sein Sohn Nicolas Guibal setzte die künstlerische Tradition fort: Er war Hofmaler des Herzogs Carl Eugen von Württemberg.
FIGUREN AUF REISEN
Mit dem Tod des lothringischen Herzogs und polnischen Exilkönigs Stanislas Leszczyński fiel das Herzogtum Lothringen 1766 an Frankreich. Carl Theodor, der kunstsinnige Kurfürst der Pfalz, nutzte diese Chance. Sein Architekt Nicolas de Pigage, der aus Lothringen stammte, erwarb in seinem Auftrag zahlreiche Figuren Guibals und ließ sie nach Schwetzingen bringen. Noch heute sind sie hier im Schlossgarten zu finden. Besonders hervorzuheben sind die vier Puttengruppen beim Kreisparterre und das mächtige Wildschwein an der Grotte beim Badhaus. Ein besonderes Kunstwerk ist jedoch der Arionbrunnen, der zentrale Punkt des Kreisparterres.
DER ARIONBRUNNEN
Der Arionbrunnen beeindruckt durch seine fein gearbeiteten Formen. Durch seine bis zu 15 Meter hohe Wasserfontäne ist er schon von Weitem zu sehen. Dargestellt ist der griechische Mythos des Sängers und Dichters Arion. Auf Sizilien gewann Arion einen Sängerwettstreit und wurde mit Reichtümern überhäuft. Auf seinem Rückweg nach Griechenland weckten seine Schätze den Neid der Seemänner. Sie stellen Arion vor die Wahl: Entweder er springe über Bord oder sie würden ihn ermorden. Trotz aller Härte gewährten sie ihm einen letzten Wunsch. Der Sänger wollte ein letztes Lied singen. Mehrere Delfine, angelockt von Arions lieblichen Gesang, umschwärmten daraufhin das Schiff. Arion stürzte sich über Bord und wurde von einem der Delfine an Land gebracht.
INFORMATION
Aktuell sind Schloss und Schlossgarten Schwetzingen wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen des Landes geschlossen. Die Regelungen des neuen Bundesinfektionsschutzgesetzes bringen jedoch eine Öffnungsperspektive für Zoos und Botanische Gärten – unter bestimmten Voraussetzungen. Bitte informieren Sie sich über die Website: