URALTES BLÜTENGEHÖLZ
Die bekannteste Magnoliensorte ist die Tulpenmagnolie. Sie entstand erst 1820 als Kreuzung zweier Arten. Im Gartenführer des Botanischen Garten Karlsruhe von 1825 ist die Tulpenmagnolie noch nicht genannt, aber ihre „Eltern“ sind dort gelistet: die Yulan-Magnolie mit botanischem Namen „Magnolia denudata“ und die Purpur-Magnolie, botanisch „Magnolia liliflora“ genannt. Ursprünglich stammen Magnolien aus Ostasien und Amerika – dort wachsen die Bäume als Wald. Wegen des einfachen Aufbaus der eindrucksvollen Blüten gehen Botaniker davon aus, dass Magnolien zu den ältesten Blütenpflanzen der Welt gehören: Es gab sie bereits vor 100 Millionen Jahren, in der sogenannten Kreidezeit. Ihren botanischen Namen verdanken die Blütengehölze Pierre Magnol, einem französischen Arzt und Botaniker des 17. und frühen 18. Jahrhunderts.
ARNZEIMITTEL UND DELIKATESSE
In der Pflanzenfamilie der Magnoliengewächse gibt es über 200 verschiedene Arten und viele Kreuzungen oder „Hybriden“. Von einigen Arten nutzt man die Rinde als Arzneimittel: In Nordamerika wird die bittere Rinde der immergrünen Art „Magnolia grandiflora“ bei Wechselfieber verwendet. In der Traditionellen chinesischen Medizin setzt man die getrocknete Rinde der „Magnolia officinalis“, der Arzneimagnolie, ein, die bis zu 20 Meter hoch werden kann. Ebenfalls medizinisch genutzt werden die Blütenknospen der „Magnolia cylindrica“; in China werden sie aber auch in Öl ausgebacken gegessen ‒ sie gelten dort als Delikatesse. Das Sammeln der Blütenknospen und die Durchforstung der Wälder führen dazu, dass diese und weitere Arten als stark gefährdet gelten.
FROSTEMPFINDLICHER EXOT
In der 14-tägigen Blütezeit ist die Tulpenmagnolie ein wahrer „Hingucker“: ein üppiger Blumenstrauß in Weiß-Rosa, ganz ohne Grün. Wer seinen Garten mit einer Magnolie verschönern möchte, pflanzt diese am besten im Frühjahr. Bei der Wahl einer Magnolie sollte man die unterschiedlichen Wuchseigenschaften der einzelnen Arten berücksichtigen. „Die Tulpenmagnolie ist ein Solitärbaum“, verrät Thomas Huber, Leiter des Botanischen Gartens Karlsruhe. „Je älter ein Baum wird, desto ausladender wird seine Krone.“ Für kleinere Privatgärten eignen sich eher kleinwüchsige Züchtungen wie die Sternmagnolie: Sie wird rund drei Meter hoch – und ist in einem großen Pflanzkübel und ausreichend Bewässerung auch für einen Dachbalkon geeignet.
VON NATUR AUS SCHÖNER WUCHS
Besondere Pflegeansprüche stellt die Magnolie nicht. Dem Blütengehölz reicht ein guter Gartenboden. Ideal sind ein sonniger, nicht zu heißer und geschützter Standort ‒ wegen der frühen Blüte, die weit vor den ersten Blättern erscheint: Tulpenmagnolien sind absolut frostempfindlich. „Ein Nachtfrost reicht und die Blüten werden braun und fallen ab“, erzählt der Gartenexperte. Die Blütezeit lässt sich mit einem kleinen Trick verzögern, wenn man im Winter den Wurzelbereich dick mit Mulch bedeckt und wartet bis es wärmer wird. Magnolien sollten nicht geschnitten werden, da sie sonst „Wasserschoße“ bilden und ihre natürliche Wuchsform verlieren.
SERVICE
Das Freigelände des Botanischen Gartens Karlsruhe ist geöffnet. Die Gebäude und Schauhäuser sind aufgrund der hohen Inzidenzwerte in der Stadt Karlsruhe aktuell gemäß der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg geschlossen.