Dienstag, 23. März 2021

Schloss und Schlossgarten Weikersheim | Allgemeines 28. März 1610: Gut vorbereitet tritt ein Graf die letzte Reise an

Ein kluger Mensch sorgt vor: Graf Wolfgang II., der Landesherr von Hohenlohe-Weikersheim, lebte nach diesem Motto. Und als er am 28. März 1610, vor genau 411 Jahren, starb, war alles bereit. Sieben Jahre vor seinem Tod hatte er schon seine Grablege in Auftrag gegeben. Die Tumba, sein eindrucksvolles Begräbnismonument, erinnert heute noch an den für Hohenlohe prägenden Grafen.

EIN WELTERFAHRENER ADLIGER

Wolfgang II., Graf von Hohenlohe und Herr zu Langenburg, nutzte als Adliger die Möglichkeiten seiner Zeit, sich Bildung anzueignen. Er studierte an der Tübinger Universität und reiste für einen Studienaufenthalt nach Paris. Anschließend zog es ihn nach Wien, wo er der Kaiserin diente und gegen die Osmanen kämpfte. Einige Jahre nach dem Tod des Vaters Ludwig Casimir wurde die Grafschaft – wie immer in Hohenlohe – zwischen allen erbberechtigten Söhnen gleich aufgeteilt. Wolfgang erhielt die Herrschaft über Hohenlohe-Weikersheim.

 

EIN MODERNES SCHLOSS SOLL ES WERDEN

In Weikersheim konnte Wolfgang II. seinem Interesse an den damaligen Innovationen in Kunst und Wissenschaft nachgehen. Das alte Wasserschloss ließ der Graf in eine erstaunliche Anlage im Stil der Renaissance umbauen: Damals entstand die berühmte Front zum Garten mit den markanten drei Giebeln. Lange Zeit blieb der Grundriss des neuen Schlosses in Form eines nahezu perfekten gleichseitigen Dreiecks ein Rätsel: ein geheimnisvolles Symbol oder eine ästhetische Entscheidung? Der Schlossplan ist jedenfalls ein klares Zeichen dafür, dass die Vorliebe der Renaissance-Künstler für geometrische Formen auch im Weikersheim des 16. Jahrhunderts angekommen waren.

 

ALCHEMIE UND REFORMATION – EIN GRAF AM PULS DER ZEIT
Das große Bauprojekt war anspruchsvoll und teuer – aber der Geldbedarf war sicher nicht der einzige Antrieb für Wolfgang II., sich mit der Alchemie zu befassen. Diese frühe Form der modernen Naturwissenschaften betrieben manche zeitgenössischen Herrscher, weil sie sich erhofften, ein Verfahren zur Herstellung von Gold zu entdecken. Graf Wolfgang II. sah das eher nüchtern. Sein alchemistisches Labor in einem Anbau am Schloss ist heute verschwunden; der Alchemiegarten an seiner Stelle erinnert an diesen naturwissenschaftlichen Traditionsstrang in Weikersheim. Auch auf dem Gebiet der Religion wandte er sich neuen Wegen zu: Gemeinsam mit seiner Frau Gräfin Magdalena gab er in seinem Herrschaftsgebiet der Reformation Form und Stabilität. Sein Ziel war eine wohlgeordnete lutherische Herrschaft. Schon 1578 erließ er eine neue Kirchenordnung. Den Katechismus, das Lehrbuch der neuen Konfession, verfasste er selbst.

 

GEBAUT, UM EWIG ZU ERINNERN

Als religiöser Mensch seiner Zeit hatte Wolfgang II. früh schon sein Ende im Blick. 1603, sieben Jahre vor seinem Tod, entschied sich der Herrscher: In der umgebauten Weikersheimer Stadtkirche ließ er ein Grabmal errichten. Er bestellte, wie sein Testament verrät, „bei dem bildhawer zur Forchtenberg Michael Kehrn ein monumentum für uns und unsern nachkommen“. Zwölf Alabastersäulen und die prachtvollen Wappen des Grafen und seiner Frau Magdalena von Nassau-Katzenelnbogen zieren seine Tumba, ein Hochgrab aus Stein. Das Monument stand zentral in der Kirche und erinnerte bei jedem Gottesdienst eindrucksvoll an ihn.

 

DIE LETZTE GRÄFLICHE RUHESTÄTTE
Über 300 Jahre lang – von 1610 bis 1934 – war die Tumba des Grafen in der evangelischen Stadtkirche St. Georg untergebracht. Seine allerletzte Ruhe fand Graf Wolfgang II. aber schließlich 1957 in seinem Schloss Weikersheim. Heute steht die Tumba in einem Raum in der Nähe der Schlosskapelle – von Wolfgang II. als protestantische Kirche errichtet. Der schlichte Kirchenraum entspricht den Wünschen des gläubigen Landesherrn: ein bilderarmes Gotteshaus, in dessen Zentrum – sehr protestantisch – die Kanzel und der Altar stehen.

 

INFORMATION

Aktuell ist das Schloss Weikersheim wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen des Landes geschlossen.

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