DIE LETZTE MEDICI
Anna Maria Luisa de‘ Medici trug einen großen Namen: Die Medici waren über drei Jahrhunderte eine der reichsten und mächtigsten Familien Europas. Päpste und Königinnen gingen aus dieser italienischen Familie hervor. Anna Maria war die letzte Repräsentantin der regierenden Linie. Am 11. August 1667 wurde sie in Florenz geboren. Sie war das zweite von drei Kindern von Cosimo III. de‘ Medici, Großherzog der Toskana, und Marguerite Louise d’Orléans, Cousine des französischen „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV. Die Ehe zwischen dem frommen Medici und der lebenslustigen Französin verlief unglücklich. Die beiden heirateten nicht aus Liebe, sondern aus politischen Gründen. Als Anna Maria acht Jahre alt war, kehrte die Mutter nach Paris zurück. Anna Marias Großmutter nahm sich ihrer Erziehung an und förderte ihr Talent.
EINE POLITISCHE VERBINDUNG
Die Dynastie der Medici befand sich Ende des 17. Jahrhunderts im Abstieg. Cosimo III. war bemüht, die Verheiratung der Tochter möglichst einträglich zu gestalten. Auf romantische Gefühle kam es – wie zumeist bei den Heiraten der Zeit – nicht an. Am 29. April 1691 – vor 330 Jahren – heiratete Anna Maria Luisa de‘ Medici im Dom von Florenz den Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz (1658-1716). Den künftigen Ehemann hatte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal gesehen. Es war eine Fernhochzeit, eine Trauung per Stellvertreter.
EINE HARMONISCHE EHE
Erst im Mai des Jahres begegnete sich das Paar. Und obwohl der Beginn so gegen alle modernen Vorstellungen von Beziehungen und Liebe war: Die Ehe von Anna Maria Luisa de‘ Medici und Johann Wilhelm von der Pfalz verlief glücklich. Zwar blieb sie kinderlos, doch die beiden galten bei ihren Zeitgenossen als äußerst harmonisches Herrscherpaar – trotz der Liebschaften ihres Mannes. Sie teilten viele Interessen, etwa an der Jagd und an höfischer Prachtentfaltung; gemeinsam förderten sie Malerei und Musik in ihrer Residenz in Düsseldorf.
EINE EBENBÜRTIGE HERRSCHERIN
Sie galten als ebenbürtige Partner. Als der Spanische Erbfolgekrieg ausbrach, verhandelte Kurfürstin Anna Maria in Abwesenheit ihres Mannes mit den französischen Truppen. So verhinderte sie den Beschuss und die Eroberung Düsseldorfs, ihrer damaligen Residenz. Erst mit dem Herrschaftsantritt von Kurfürst Carl Philipp, dem jüngeren Bruder von Johann Wilhelm, kehrte die Residenz in die Kurpfalz zurück.
DIE TOSKANA ALS BLOSSE VERHANDLUNGSMASSE
Nach dem Tod ihres Mannes 1716 ging Anna Maria im darauffolgenden Jahr zurück nach Florenz. Durch Zufälle war sie nun Anwärterin auf den Thron der Toskana. Ihr älterer Bruder Ferdinando war 1713 kinderlos gestorben. Auch die Ehe des jüngeren Bruders Gian Gastone blieb ohne Nachkommen. Der Plan ihres Vaters Cosimo III. sah nun vor, dass Anna Maria nach dem Tod ihres Bruders Großherzogin werden sollte. Jedoch ignorierten die europäischen Mächte die Erbfolgeregelung. Stattdessen behandelten sie das einstmals stolze Großherzogtum nach dem Tod von Gian Gastone als bloße Verhandlungsmasse. Die Toskana fiel schließlich an den Schwiegersohn des Kaisers – als Ausgleich für Gebietsverluste an anderer Stelle. Anna Maria, machtlos gegen diese Entscheidung, zog sich daraufhin ins Private zurück.
EIN EWIGES VERMÄCHTNIS FÜR FLORENZ
Am 18. Februar 1743 starb Anna Maria Luisa de‘ Medici in Florenz. Sie vermachte ihr gesamtes Eigentum ihrer Heimatstadt – aber nur unter der Bedingung, dass es niemals aus Florenz entfernt werden würde. Noch immer befindet sich das Erbe der Medici größtenteils dort. Es bildet den überwiegenden Teil der weltberühmten Kunstsammlung in den Uffizien.
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