AUF NACH PARIS
Eine fürstliche Reise! Herzog Carl Eugen und seine Frau Franziska von Hohenheim begaben sich am 1. Februar 1787 auf den Weg nach Paris. Der große Nachbar jenseits des Rheins faszinierte den Herzog. Fünf Tage lang rumpelte die herzogliche Kutsche von Schloss Hohenheim aus über deutsche und französische Straßen. Angekommen in Paris interessierten ihn neben Möbeln vor allem Bücher: Schon am ersten Tag zog es ihn „in 8 Büchläden, um gute, seltene und meiner Biblioteque noch abgehende Bücher zu kauffen“. Gemeint ist die Herzogliche Öffentliche Bibliothek, heute bekannt als Württembergische Landesbibliothek.
TROTZ ZAHLREICHER BÜCHER UNZUFRIEDEN
In den nächsten Tagen zog es ihn auch in Büchersammlungen. Am 11. Februar, seinem Geburtstag, musste er das Abendprogramm mit seiner Frau wegen Fieber abbrechen. Sie verließen die italienische Komödie vorzeitig. Die Reise scheint ihm nicht sonderlich gefallen zu haben: „So endigte sich Unßer Auffenthalt in einer der größten Stätten Unßeres Welttheil, wo Religion und Gottesfurcht vergessen, Üppigkeit, Verschwendung und Ausgelassenheit ihren festen Siz genommen, gründliche Gelehrsamkeit fremd, Oberfläche aber herrschend ist.“ Am 22. Februar traf das herzogliche Ehepaar wieder im heimischen Ludwigsburg ein, reiste am selben Tag allerdings weiter zum Hohenheimer Schloss, dem zu dieser Zeit bevorzugten Sitz der beiden.
DER FÜRST LIEBTE DAS REISEN UND DAS EINKAUFEN
Carl Eugen war ein reiselustiger Fürst: Paris besuchte er mehrfach, er unternahm eine Reise nach London und als er noch jünger war, verbrachte er ganze Monate im italienischen Venedig. Doch gerade Paris mit seinen berühmten Buchhandlungen und Bibliotheken bot dem württembergischen Buchliebhaber viele Möglichkeiten, seiner Leidenschaft zu frönen. An einem einzigen Tag seiner 1787er-Reise gab Carl Eugen über 2260 Gulden für „Bücher und anderes“ aus, wie die Kostenauflistung in seinem Tagebuch verriet. Eine stattliche Summe, wenn man bedenkt, dass Beamte das Existenzminimum eines Erwachsenen in Stuttgart um 1774 auf rund 54 Gulden schätzten.
CARL EUGEN – EIN LANDESVATER REIFT MIT DER ZEIT
Immerhin investierte Herzog Carl Eugen mit seinen Pariser Einkaufstouren auch in die Bildung seines Volkes: Wer Zeit und Muße hatte, konnte die steten Neuerwerbungen in der Herzoglichen Öffentlichen Bibliothek einsehen und studieren – zunächst in Ludwigsburg, später in Stuttgart. Die Erweiterung des Buchbestands war eine Leibaufgabe des Herzogs, der sich von seinen Bibliothekaren beraten ließ. Rund 100.000 Bände gelangten bis zum Tod Carl Eugens auf diesem Weg in die Bibliothek, die über die Landesgrenzen hinaus bekannt war. Überhaupt reifte der seit 1737 regierende Carl Eugen mit fortschreitenden Alter vom Lebemann zum gesetzten Landesvater: Während sich der Herzog noch in den 1770er-Jahren im aufwändigen Jagd- und Lustschloss Solitude vergnügte, zog er sich in den folgenden Jahren in das ländliche Schloss Hohenheim zurück. Nach seinem Tod 1793 hinterließ er Württemberg zahlreiche Schlösser, aber mit seiner Bibliothek einen bedeutsamen Schatz.
BILDUNTERSCHRIFT ZUM APPARTEMENT
In seinem Appartement im Ludwigsburger Schloss plante Herzog Carl Eugen von Württemberg unter anderem, welche Bücher er für seine Sammlung erwerben könnte.
INFORMATION
Aktuell ist das Residenzschloss Ludwigsburg wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.