Mittwoch, 17. Februar 2021

Residenzschloss Ludwigsburg | Allgemeines Kommen die Schlossfalken wieder? Die Wanderfalken zeigen sich vorsichtig

Schon im vergangenen Jahr galt der besorgte Blick dem Nistplatz auf dem Schlossdach. Brüten die Schlossfalken auch 2020 im Residenzschloss – ja oder nein? Seit Februar wird der Nistplatz beobachtet. Immer wieder geraten einzelne Wanderfalken in den Blick: Die Nistgelegenheit ist bereit. Werden die geschützten Greifvögel es in diesem Jahr schaffen, im Dach des Schlosses zu brüten?

IM NOVEMBER WAREN FALKEN ZU SEHEN

Zweimal haben die scheuen und raren Wanderfalken den Nistplatz im Dachgeschoss des Schlosses angenommen: In den Jahren 2018 und 2019 konnte man sie beobachten, wie sie über Schloss und Blühendem Barock ihre Kreise zogen. „Auch wir sind gespannt, ob es wieder eine Wanderfalkenbrut im Schloss gibt. Noch haben wir in diesem Jahr nicht einen einzigen Wanderfalken am Ludwigsburger Residenzschloss gesehen, und das, obwohl wir täglich dort vorbeikommen und das Gelände abscannen.“ Das sagt Dr. Udo Rühl von der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz. „Meine letzten Wanderfalken-Beobachtungen dort sind vom 6. November 2020.“

 

DIE SCHLOSSFALKEN SIND FAST BERÜHMT

Stephan Hurst, der Leiter der Schlossverwaltung Ludwigsburg, hofft darauf, dass er bald Falken zu sehen bekommt. Jetzt im Februar beginnt eigentlich die Zeit, in der sich die Brutpaare zusammenfinden und die Nistgelegenheiten in Besitz nehmen. „Von uns aus wäre alles bereit“, sagt Stephan Hurst. „Der Brutplatz ist bestens geschützt, gut anzufliegen und es gibt den Favoritepark als Nahrungsquelle vor der Falkennase.“ Die Greifvögel haben als die „Ludwigsburger Schlossfalken“ in den vergangenen Jahren viel Aufmerksamkeit angezogen. Für die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ist Tierschutz ein wesentliches Thema ihrer Arbeit. Gefährdeten Vögeln wie den Wanderfalken eine Nistgelegenheit im Schlossareal anzubieten gehört zu dieser Gesamtstrategie ‒ wie die Anlage von Bienenweiden in den großen Gärten oder der Schutz von Winterquartieren für Fledermäuse. „Die eleganten Flieger über dem Schlosshof kreisend – das war an schon ein kleines Highlight im Frühjahr“, ergänzt Stephan Hurst.

 

WIE GEHT ES WEITER MIT DEN SCHLOSSFALKEN?

Im vergangenen Jahr hatten die Greifvogel-Sachverständigen beobachtet, dass es einen Bruch in der Population gegeben hatte: Vom Falkenpaar der vergangenen Jahre war nur noch das Männchen da – nicht aber das erwachsene Weibchen. Statt dieses Vogels beobachteten die Wanderfalkenspezialisten ein anderes Weibchen, wohl die Tochter aus der Brut von 2019. Es kam aber nicht zu Nachwuchs. Das ursprüngliche Weibchen des Paares war wahrscheinlich verunglückt. Die beiden Wanderfalken, die im vergangenen November am Schloss beobachtet werden konnten, waren erwachsene Exemplare – aber es ist unklar, ob es sich um ein Weibchen und ein Männchen handelte.

 

NATURSCHUTZ BEI DEN STAATLICHEN SCHLÖSSERN UND GÄRTEN

Viele der historischen Monumente, die von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg betreut werden, bieten bedrohten und seltenen Tierarten Lebensraum. Etwa die Mauern des Heidelberger Schlosses: Die Ruinen sind einer der wichtigsten Winterschlaforte für Fledermäuse in Nordbaden. Der Betrieb und sämtliche Bauarbeiten in dem Schloss, das in normalen Jahren von über einer Million Gästen besucht wird, respektieren in ihren Planungen und Abläufen die Bedürfnisse dieser bedrohten Tierart. Die großen historischen Gärten sind mit ihrem oft Jahrhunderte alten Baumbestand Lebensraum für Insekten und Vögel und beherbergen über lange Zeit gewachsene Artengemeinschaften und Biotope. Für Stephan Hurst, den Leiter der Schlossverwaltung Ludwigsburg, ist das Thema wichtig: „Wir haben in den letzten Jahren gelernt, unsere Monumente nicht nur als historische Zeugnisse, sondern auch in ihrer Qualität als besondere Biotope wahrzunehmen.“

 

WANDERFALKEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG

Wanderfalken waren über viele Jahre extrem bedroht: Sie wurden gezielt verfolgt durch Bejagung, Vergiftung und Zerstörung ihre Horste, Diebstahl von Vogeleiern und den anschließenden Verkauf der Jungtiere. Der Pestizideinsatz bis in die 1970er-Jahre führte bei den Vögeln zu so dünnen Eierschalen, dass in vielen Gelegen die Eier zerbrachen. Durch intensiven Artenschutz, Umweltschutz und ein weitreichendes Verbot von DDT konnten sich die Bestände weltweit erholen. Gruppen wie die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz Baden-Württemberg sorgen für ihren Schutz. Heute gehört der Wanderfalke zu den besonders geschützten Vogelarten und gilt als selten, aber nicht bedroht: In Baden-Württemberg blieben die Bestandszahlen 2005‒2009 konstant bei 260 bis 280 Brutpaaren. Mit einer Körperlänge von ca. 40 cm und einer Flügelspannweite von etwa einem Meter ist der Wanderfalke einer der größten Falken – und er ist der schnellste Vogel der Welt: Im Flug erreicht er Geschwindigkeiten von über 300 Stundenkilometern.

 

SERVICE UND INFORMATION
Aktuell ist das Residenzschloss Ludwigsburg wie alle Monumente und Kultureinrichtungen des Landes wegen der Corona-Pandemie mindestens bis zum 7. März geschlossen.

 

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71634 Ludwigsburg

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