DER PREUSSISCHE KAISER WIRD DEUTSCHER KÖNIG
Als am 18. Januar 1871 im Versailler Spiegelsaal das deutsche Kaiserreich proklamiert wurde, war der Kanonendonner des deutsch-französischen Krieges 1870/1871 noch nicht ganz verklungen. Vor den Toren von Paris kamen die Monarchen verschiedener deutscher Fürsten- und Königtümer zusammen, um den preußischen König Wilhelm I. zum deutschen Kaiser auszurufen. Dem historischen Ereignis gingen jahrelange Verhandlungen der politischen Machthaber der deutschen Kleinstaaten voraus. Nach dem Krieg mit dem Rivalen Österreich 1866 wurde Preußen zum Fixpunkt deutscher Einigungsbemühungen. Dem anschließend aufgesetzten militärischen Beistandspakt, dem „Schutz- und Trutzbündnis“, traten das Großherzogtum Baden und das Königreich Württemberg bereitwillig bei. Im Krieg gegen Frankreich 1870 standen die südwestdeutschen Monarchien an der Seite Preußens. Gemeinsam mit dem norddeutschen Königreich siegten sie. Die Zeichen standen auf Veränderung.
DER BADISCHE GROSSHERZOG ALS DEUTSCHER KAISERMACHER
Friedrich I. regierte das Großherzogtum Baden über 50 Jahre lang – von 1856 bis 1907. Früh trat er als entschiedener Befürworter einer deutschen Nation in Erscheinung und unterstützte Bemühungen in diese Richtung. Am 18. Januar 1871 erreichte er sein politisches Ziel: Das deutsche Kaiserreich wurde ausgerufen. Rund 2.000 Personen waren im Versailler Spiegelsaal, einem symbolisch aufgeladenen Ort, versammelt. Zu dieser Zeit war der ehemalige Sitz des Sonnenkönigs Ludwig XIV. bereits ein Museum. Vor den riesigen Historienbildern, die den Ruhm der französischen Nation abbildeten, entstand das Deutsche Reich. Fast könnte man sagen: auf Zuruf, denn als König Wilhelm von Preußen Zweifel kamen, ob er die Kaiserwürde annehmen und stattdessen seine preußische Königskrone ablegen sollte, brachte Großherzog Friedrich I., sein Schwiegersohn, ein Hoch aus: „Seine Kaiserliche und Königliche Majestät, Kaiser Wilhelm, lebe hoch!“
FRIEDRICH I. VON BADEN BLIEB KAISERTREU UND LIBERAL
Während die deutsche Reichsregierung zunehmend autoritärer auftrat, militärisch aufrüstete und nach Kolonien strebte, blieb Baden unter seinem Großherzog Friedrich I. weitgehend liberal. Ein Beispiel dafür ist die Gründung des ersten deutschen Gymnasiums für Mädchen in Karlsruhe1904: Es zeigt, wie sich fortschrittliche Ideen trotz obrigkeitsstaatlicher Einflüsse durchsetzen konnten. Als Friedrich I. am 28. September 1907 starb, war die Trauer im Lande groß. In den Trauerzug reihten sich führende badische Sozialdemokraten ein. Beigesetzt wurde der kaisertreue Landesherr in der Großherzoglichen Grabkapelle im Karlsruher Hardtwald. Die Grablege im neugotischen Stil hatte der badische Regent zwischen 1889 und 1896 erbauen lassen: In der abgeschieden gelegenen Grabkapelle konnten er und seine Ehefrau Luise ungestört um ihren 1888 jung verstorbenen Sohn Ludwig Wilhelm trauern.
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