EIN DENKMAL EWIGER LIEBE
Am 9. Januar jährt sich der Todestag der württembergischen Königin Katharina (1788‒1819). Sie starb nur drei Jahre nach der Hochzeit mit König Wilhelm I. Ihr plötzlicher Tod löste im Land Trauer und Bestürzung aus. Die Grabkapelle auf dem Württemberg ist Mausoleum und gebautes Zeugnis einer großen Liebe zugleich: Die Verbindung Katharinas mit König Wilhelm I. war für beide die zweite Ehe – und untypisch für die Zeit, war es wohl eine Liebesheirat. Mit dem klassizistischen Kuppelbau hoch über dem Neckar ließ König Wilhelm I. seine tiefe Liebe in Stein meißeln: „Die Liebe höret nimmer auf“ ist über dem Eingangsportal zu lesen. Die Inschrift stammt aus dem ersten Korintherbrief und war ein Zitat aus der Predigt, die für Katharina gehalten wurde. Am 5. Juni 1824 wurde Katharina in einer festlichen Zeremonie an ihre letzte Ruhestätte überführt und in einen Sarkophag aus Carrara-Marmor gebettet.
IN DAUERNDER VERBUNDENHEIT
Wie die Grabkapelle ist auch die Gruft im Stil des Klassizismus gestaltet und greift Bezüge zur antiken Formensprache auf. Der Grundriss der Gruft folgt dem des Kapellenraumes: ein Zentralraum mit vier Kreuzarmen. Ursprünglich waren hier vier Sarkophage vorgesehen ‒ je ein Sarkophag für Königin und König sowie für die beiden Töchter. Statt vier stehen heute zwei Sarkophage in der Gruft: Wilhelm wollte an der Seite seiner großen Liebe bestattet werden und entschied sich für einen Doppelsarkophag. Im südlichen Kreuzarm befindet sich der Sarkophag von Tochter Marie Friederike Charlotte, die 1887 starb. Die zweite Tochter Sophie wurde Königin der Niederlande und liegt in Delft bestattet. Nach seinem Tod 1864 wurde Wilhelm neben Katharina bestattet. Ihr kunstvoll ausgeschmückter Sarkophag befindet sich im östlichen Kreuzarm der Gruft.
EWIGE LIEBE, EWIGER SCHLAF
Der Deckel des Sarkophags ähnelt dem Dach eines antiken Tempels mit Giebelfeld und bekrönten Giebelecken, den sogenannten Eckakroteren. Das Giebelfeld liegt über der Inschrift und ist mit zwei Sternen verziert, umgeben von einem Kranz mit flatterndem Band. Mit der Schmalseite ist der Doppelsarkophag auf die Mitte des Raumes ausgerichtet. Hier stehen auf einer Tafel die Lebensdaten des Königspaares, umgeben von einer üppigen Blumen- und Früchtegirlande: Darin sind Mohnkapseln zu erkennen. In der bildenden Kunst gilt Mohn als Symbol für Trost, den Tod und ewigen Schlaf. In der antiken Mythologie lindert Mohn den Schrecken des Todes durch die Nähe zum Gott des Schlafes Hypnos, der Menschen Mühe und Sorgen vergessen lässt und sie schmerzlos in den Tod überführen kann. Dem griechischen Dichter Theokrit zufolge erwuchs der Mohn aus den Tränen der Aphrodite über den Tod ihres Geliebten Adonis.
SCHMUCKLOSER INNENRAUM
Den Entwurf für die Grablege lieferte Giovanni Salucci, der Architekt der Grabkapelle, mit Hilfe von Hofbildhauer Antonio Isopi. Ursprünglich plante Salucci eine prachtvollere Dekoration für den Innenraum der Gruft – mit an den Wänden schwebenden römischen Gottheiten und verschiedenen Inschriften. Sie wurde entweder aus Kostengründen nicht umgesetzt oder war einfach nicht nötig: Die Gruft war früher nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Durch das auf die Familie von König Wilhelm I. beschränkte Bestattungsrecht sollte das Monument bis in alle Ewigkeit das einzigartige Zeugnis der Liebe zwischen ihm und seiner Ehefrau sein. Zur Bekräftigung dieser Tradition benannte sein Enkel, König Wilhelm II., 1907 den Berg um, auf dem die Grabkapelle steht: Aus dem „Rotenberg“ wurde „Württemberg“. Rotenberg blieb als Name des dortigen Dorfes, seit 1931 ein Stadtteil von Stuttgart, erhalten. Bis heute ist die Grabkapelle auf dem Württemberg der Ort, an dem Königin Katharina gedacht wird.
INFORMATION
Die Grabkapelle auf dem Württemberg ist nach der aktuellen Corona-Verordnung des Landes wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zur Zeit geschlossen.
KONTAKT
Grabkapelle auf dem Württemberg
Württembergstraße 340
70327 Stuttgart
Telefon +49(0)7 11.33 71 49
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