Sonntag, 20. Dezember 2020

Grabkapelle auf dem Württemberg | Allgemeines Kunstvoll und innovativ: ein Stern aus Eisen im Kapellenraum

Ein Monument der ewigen Liebe des Königs, der um seine jung verstorbene Frau Katharina trauerte: Die Grabkapelle auf dem Württemberg wurde von Wilhelm I. als Ort der Trauer errichtet. Zugleich setzte er mit moderner Architektur ein Zeichen – außen und innen: Anstelle von Holz wurde Wasseralfinger Gusseisen verwendet, ein bis dahin in Württemberg unbekanntes Verfahren. Ein Höhepunkt der Ausstattung ist das sternförmige Gitter in der Mitte der Kapelle, die Verbindung von Kirchenraum und Gruft. Durch die kunstvoll vergitterte Öffnung drangen die Gesänge und Fürbitten der Gottesdienste direkt an die Grabstätte der Königin.

KÖNIGLICHE TRAUER

1819 starb die junge Königin Katharina Pawlowna. Ihr Ehemann Wilhelm I. von Württemberg ließ eine Grabkapelle errichten, in deren Untergeschoss sich die Gruft mit dem gemeinsamen Sarkophag des Königspaares befindet. Der König entschied sich für den klassizistischen Entwurf des Hofbaumeisters Giovanni Salucci. Für den Bau der Grabkapelle ließ er die Reste der Stammburg der Familie auf dem Württemberg abtragen und das Gelände neu anlegen. Weil die Königin aus dem russischen Zarenhaus ihren Glauben auch in Württemberg behielt, wurde ihr Mausoleum nach den Regeln der russisch-orthodoxen Kirche errichtet.

 

KUNSTVOLLE VERBINDUNG VON KIRCHENRAUM UND GRUFT

Kapelle und Gruft sind räumlich zusammengefasst und über ein gusseisernes Gitter in der Mitte des Raumes miteinander verbunden. Das ist das Besondere der Ausstattung: Türen, Fenster und das sternförmige Bodengitter wurden nicht aus Holz, sondern aus Wasseralfinger Gusseisen hergestellt, ein bis dahin in Württemberg unbekanntes Verfahren. Dem Baumeister Giovanni Salucci kommt daher das Verdienst zu, im Königreich die Verwendung von Eisen in der Architektur eingeführt zu haben. Das Gitter hat in der Grabkapelle eine besondere Funktion: Nicht nur Licht drang durch die Öffnung in die Gruft, sondern auch die Gesänge und Gebete vom Kapellenraum – so konnte die Verstorbene in die Liturgie einbezogen werden.

 

HÜTTENWERK WASSERALFINGEN

Die zu Beginn des 17. Jahrhunderts von Ellwanger Fürstpröpsten gekauften Hüttenwerke in Ober- und Unterkochen sowie der 1611 in Betrieb genommene Hochofen bei Abtsgmünd bildeten die Vorläufer des späteren Fürstpröpstlich-Ellwangischen Hüttenwerks in Wasseralfingen, das nach der völligen Zerstörung aller Werke durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) gegründet wurde. Die Inbetriebnahme des Eisenwerkes wird in das Jahr 1671 datiert. Das erste Rechnungsbuch berichtet: „Den 13. Febr. Anno 1671 Ist das Erste mahl In den Newen Schmölzoffen Feuer eingeleget worden.“ Die gute Qualität des Eisens wurde gerühmt und das Werk exportierte seine Erzeugnisse in sämtliche Nachbarorte und katholischen Gebiete bis nach Hohenlohe und Franken. Die fürstpröpstliche Hütte stellte Gusswaren wie Öfen, Bodenplatten für Holzbrücken, Tabakpfeifen und Kanonenkugeln her, vertrieb aber auch Roheisen und Munitionsguss. Nach der Säkularisation 1802/03 fiel das Werk Wasseralfingen den „Königlich württembergischen Hüttenwerken“ zu. 1921 wurde es verstaatlicht und zum Kernstück der heute noch bestehenden Werkgruppe „Schwäbische Hüttenwerke“ (SHW).

 

PRIVAT UND WEITHIN WIRKEN

Die Grabkapelle zeugt, von der Errichtung auf dem Württemberg bis zum Respekt vor dem Glauben der Königin, von der ganz persönlichen Trauer des Königs. Obwohl er später erneut heiratete, ordnete er an, dass er selbst in dem gemeinsamen Sarkophag mit ihr auf dem Württemberg zu bestatten sei. Es ist daher kein Wunder, dass die Grabkapelle volkstümlich als das „Monument der ewigen Liebe“ gilt. Allerdings treffen sich hier persönliche Trauer und königliche, ja staatliche Repräsentation. Die Grabkapelle mit ihrer mächtigen Kuppel und den großen Säulen an den vier gleichen Fassaden war auch auf Fernwirkung angelegt: Sie steht weithin sichtbar auf dem isolierten Württemberg über dem Neckartal. In ihrer Sichtachse wurde vier Jahre später das Schloss Rosenstein erbaut. Zusammen mit der Grabkapelle kann das klassizistische Schloss des Königs als Wahrzeichen des jungen Königreiches Württemberg gesehen werden.

 

SERVICE

Aktuell ist die Grabkapelle wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wegen der Corona-Epidemie geschlossen.

Auch das Gelände, das die Grabkapelle, das Priester- und das Psalmistenhaus umgibt, ist gesperrt.

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